Ende August letzten Jahres kam ich im spätsommerlichen Schweden an. Nach ein paar Tagen bei den Praktikanten in Uppsala zog ich dann nach Stockholm, wo ich im fünften Stockwerk über der Kirche St. Eugenia mein Zuhause für sieben Monate fand. Nach Schweden gekommen bin ich um dort in die Pfarrei St. Eugenia kennenzulernen und dort mitzuarbeiten.
Vor meinem Aufbruch nach Stockholm hab ich ja schon gehört, dass die katholische Kirche in Schweden recht klein ist, doch dann kam ich in diese ziemlich große Kirche, in der auch noch ziemlich viel los ist: jeden Werktag zwei Messen und am Sonntag gleich fünf, bei denen die große Kirche auch noch ziemlich voll besetzt ist. Beim Hochamt am Sonntag und der Messe auf Englisch werden sogar noch Stühle im Kirchenfoyer aufgestellt. Man muss aber auch dazusagen, dass das das Einzugsgebiet der Pfarrei ziemlich groß ist. Mir hat dort mal jemand erzählt, sie hätte es nicht so weit zur Kirche, nur 20 Minuten mit der U-Bahn. Ich für meinen Teil finde das schon recht weit, ich habe in Deutschland bisher immer fußläufig zur nächsten Kirche gewohnt.
Am 9. April war es für mich soweit. Um 8 Uhr morgens traf ich mich mit den 15 anderen Helfern der Organisation NUK (Norwegens junge Katholiken), um gemeinsam mit 50 Teilnehmern ins Ostercamp nach Gulsrud, ein winziges Dorf etwa zwei Stunden von Oslo entfernt, zu fahren. Meine Rolle im Camp war es, universeller Helfer zu sein, der immer dort ist, wo er gerade gebraucht wird - und genau das tat ich dann die darauf folgenden 8 Tage.
Letztes Wochenende machten wir uns auf nach Göteborg, die (vorerst) letzte unserer gemeinsamen Städtetouren. Angekommen in Göteborg wurden wir von strahlendem Sonnenschein begrüßt. Deswegen machten wir zunächst natürlich einmal „Fika“ - an der Oper mit Blick auf den "Lippenstift", einem der Wahrzeichen von Göteborg.
Bereits hier fiel uns auf, wie grün die Stadt ist. In Uppsala und Stockholm bekommen die Bäume gerade einmal die ersten kleinen Blätter. Hier in Göteborg hingegen zeigen sie schon ihr volles Grün.
Abgesehen vom "normalem Sightseeing" haben wir uns am Samstag den Erikshjälpen-Secondhand in Göteborg angeschaut. Sehr interessant zu sehen, wie ein anderer Shop aussieht... Klarer Favorit ist eindeutig unserer in Uppsala:).
Vor ungefähr zwei Wochen hat der ”Pilgerweg des Vertrauens” eine kleine Gruppe aus Lettland nach Birmingham geführt.
Zusammen mit Julius, der diese Fahrt in großen Teilen geplant hat, und sechs Letten sind wir Freitags um 6 Uhr morgens nach England aufgebrochen. Nach dem großen Taizé Treffen an Silvester waren alle mit Begeisterung dabei, denn fast jeder der mitgekommen ist hat auch geholfen das Treffen in Rīga vorzubereiten.
Anders als zu dem Treffen in Rīga sind zu dem in Birmingham nur 400 Menschen aus aller Welt angereist, was doch ein deutlicher Unterschied zu den 12 000 an Silvester war. Dadurch hat man immer wieder vertraute Gesichter entdeckt und es entstand gerade in den Gastgemeinden ein ganz anderes Zusammengehörigkeitsgefühl.
Auch die gemeinsamen Gebete konnten immer an einem Ort stattfinden und beim Mittagessen fanden Alle im einem großen Garten Platz.
Am 9. April hieß es für mich Aufbruch ins Ostercamp gemeinsam mit ca. 60 Kindern des katholischen Youth Movements. Im Vorhinein wurde mir bereits von allen berichtet, dass das Ostercamp von NUK (Norges unge katolikker) ein sehr besonderes Erlebnis ist. Daher war ich natürlich sehr gespannt, aber auch gleichermaßen nervös, da ich Leiter einer der Gruppen sein würde und ich daher die gesamte Zeit norwegisch sprechen musste.
Hinter uns Uppsala-Praktikanten liegt ein ereignisreicher und aufregender Monat April. Anfangen zu berichten möchte ich vom Osterfest in unserer Kirchengemeinde S:t Lars.
Bis auf Marcel, welcher für seine Exerzitien nach Stockholm gefahren ist, sind wir Mädels in Uppsala geblieben, um einmal das Osterfest in Schweden kennen zu lernen und uns auch über jeweilige Traditionen in unserer Heimat auszutauschen. Es begann traditionell mit dem Besuch der Messe am Gründonnerstag, dann die Leidensandacht am Karfreitag und schließlich der Höhepunkt am Samstag: die Osternacht.
Marcel Fischer, unser Praktikant in Uppsala, hat in den vergangenen Monaten unsere moderne und in Schweden sehr ausgeprägte Gesellschaft beobachten können und auch die Schattenseiten der Säkularisierung kennengelernt. Marcel reflektiert über die Stimmung, die er in Schweden erlebt und welche Rolle er sich von der Kirche wünschen würde:
Vor ein paar Monaten starb der (unter Jugendlichen) weit bekannte Musiker Kazim Akboga, dessen größter Hit den Titel ”Ist mir egal” trägt. In diesem Lied macht der Musiker Werbung für einen Lebensstil der „Toleranz“. Darunter versteht er einen Lebensstil, der alles erträgt und duldet, solange man nur den Anderen ebenfalls duldet. Das Ganze nennt sich heute „offene Kultur“ und hat zum Stil eine freie und ungezwungene Gesellschaft aufzubauen, in der jeder so sein kann, wie er es möchte. Was für ein Traum… keine Diskriminierung, keine Feindschaft, kein Hass - das Einzige, was bleibt, ist Toleranz und Freiheit. Dies ist das Mantra, auf dem auch die schwedische Kultur aufbaut: Toleranz für Alles und Jeden!