Endlich richtig in Riga angekommen gab es direkt ein kleines Kontrastprogramm für mich. Erst einmal mussten alle Äpfelbäume im Garten des Klosters geerntet werden, damit sie zur Saftpresse gebracht werden konnten, siehe Foto links. (Am Ende waren es doppelt so viele Äpfel wie da zu sehen ;) )
Am Mittwoch Nachmittag ging es für mich dann erstmals raus aus dem Grünen und auf Entdeckungstour in der Altstadt Rigas. Es ging zum Schwarzhäupterhaus am Rathausplatz, zum Rigaer Dom und dem Kreuzgang neben dem Dom.
Nach kurzer Reisevorbereitung hieß es für uns Praktikanten aus Uppsala: „Auf geht´s nach Deutschland!“
Am Freitag, den 16. September, machten wir uns mit dem Auto auf den Weg, um im 1550 km entfernten Ludwigshafen Wein für das Newmaninstitut abzuholen. Nach 16-stündiger Auto- und Fährfahrt kamen
wir am frühen Samstagmorgen bei unserer ersten Übernachtungsstation in der Nähe von Hamburg an. Mit sportlichen Übungen, kurzen Läufen über den Rastplatz und tänzerischen Einheiten auf der Fähre
hatten wir uns fit gehalten, um so lange im Auto sitzen zu können. Dennoch waren wir um halb zwei müde und mit folgendem Satz wurden wir ins Bett verabschiedet: „Wer sich als erster morgen früh
bewegt, hat verloren.“.
Vor eineinhalb Woche bin ich in Riga gelandet. Direkt nach meiner Ankunft ging es erstmal mit dem Auto durch halb Lettland nach
Aglona. Aglona ist DER Wallfahrtsort in Lettland. Im August treffen sich quasi alle Katholiken Lettlands nach einer langen Wallfahrt dort. Während des Wochenendes, zu dem mich
Matthias Hein mitgenommen hatte und welches von Katechese und Symbolen handelte, war in dem 500 Seelen Ort aber nicht viel los.
Auf dem Rückweg nach Riga haben wir einen Umweg über Jurmala gemacht, Jemanden dort abgesetzt und dann den Strand besucht. Das Meer und der Strand waren ein wunderschöner Abschluss für diesen
ersten Sprung ins kalte Wasser.
Nun bin ich gespannt, was mich im kommenden Jahr in Riga erwartet :)
Am vergangenen Freitag ist Anne Hemken in Vadstena angekommen. Die
Abiturientin wird dort vier Monate als Praktikantin verbringen und im Januar nach Uppsala ziehen.
An ihrem ersten Abend in Schweden wurde sie von ihren Mitpraktikantinnen Anna Lütz und Maris
Lohmöller, sowie von einem atemberaubenden Sonnenuntergang über dem Vätternsee begrüsst.
Ich wollte schon seit meiner frühen Jugend immer mal nach Schweden. Nie habe ich meine Eltern überreden können. Deren Kommentar war immer: „Unseren Sommer möchten wir in der Sonne verbringen und nicht mit Winterjacke im Haus sitzen und den Regen beobachten“. Nach einigen Anläufen hatte ich sie jedoch soweit, einen Sommer in Schweden zu verbringen und was kam dabei herum? Wir hatten es wärmer als es zu der Zeit in Deutschland war und alle waren total zufrieden. Ich bin mit einem extremen Sonnenbrand und einer Entscheidung nach Hause gekommen: Ich wollte nach meinem Auslandsjahr, welches zu der Zeit noch bevor stand, einige Zeit in Schweden verbringen. Bereits im Vorfeld hatte ich mich über das Bonifatiuswerk informiert und mir das Gästehaus der Birgitta Schwestern ausgesucht. Während des Urlaubs haben wir einige Tage in Vadstena verbracht und danach war mir klar: Da willst du nochmal hin. Am liebsten über einen längeren Zeitraum. Die Zeit verging, der Wille jedoch nicht. Schließlich ging es nach kurzer Eingewöhnungszeit nach meines Auslandjahrs, wieder in die Ferne.
In den letzten Monaten haben mich ungefragt zwei Lieder der Musikgruppe Revolverheld begleitet.
„Lass uns gehen, lass uns gehen, lass uns gehen“
singend bin ich Ende April in Vadstena angekommen
– voller Vorfreude auf Schweden, neue Menschen und die Arbeit im Gästehaus. Drei Monate später denke ich glücklich an meine Zeit dort zurück und stimme ein weiteres Lied an:
„Wir liebten das Leben, den Sommer in Schweden. Die Welt hing an Fäden und alles war leicht und so klar, so wie es war.“
Im Gästehaus des Birgittaklosters treffen Menschen aus jeder Ecke der Welt aufeinander. Es kommen Gäste von den
verschiedensten Orten, um eine schöne Zeit in Vadstena zu verbringen und auch die Menschen, die im Betrieb des Gästehauses mithelfen und das gästhem zu dem gemütlichen Ort machen, der es
ist, vertreten eine bunte Mischung an Nationalitäten.
Wie, du gehst nach Schweden? Diese Frage verbunden mit einem kritischen Blick wurde mir im Vorfeld meines Schwedenaufenthalts unzählige Male gestellt. Nichtsdestotrotz tauschte ich den
Schreibtisch in meinem Büro in München für vier Monate gegen ein Leben als Praktikant des Bonifatiuswerkes in Uppsala, der viertgrößten Stadt Schwedens. Drei Tage die Woche war ich dabei im
Erikshjälpen Second-Hand Shop, denn das katholische Newmaninstitut als Kooperationspartner mitbetreibt, tätig und zwei Tage
in der Woche habe ich im Newmaninstitut selbst mitgearbeitet.
Vom Erikshjälpen Second-Hand Shop war ich gleich auf den ersten Blick sehr positiv überrascht.
Mit seinen deutschen Namensvettern ist er kaum vergleichbar. Es handelt sich vielmehr um ein richtiges kleines Gebrauchtwarenkaufhaus, in dem sich in freundlicher Atmosphäre
alles findet, was man braucht – oder auch nicht unbedingt benötigt, es aber trotzdem in seinen Einkaufskorb legt. Nicht nur das Einkaufen im Laden, sondern vor allem auch das Arbeiten mit
Kollegen aus der halben Welt hat großen Spaß gemacht. Ob Kasse, Beratung in der Möbelabteilung, Warenauslieferung oder Spendenannahme, die unterschiedlichen Einsatzgebiete hatten alle Ihren Reiz.
Vor allem aber war es ein gutes Gefühl zu wissen, dass die getane Arbeit auch etwas bringt. Denn die Erlöse aus den Verkäufen kommen Kinderhilfsprojekten in Schweden und der ganzen Welt
zu Gute. Zwar merkte man, dass viele Kunden wenig damit anfangen können, dass eine kirchliche Institution wie das Newmaninstitut Mitbetreiber des Geschäfts ist, der Shop wird dennoch von
Jahr zu Jahr besser angenommen. Andererseits konnte es ein Kunde, mit dem ich ins Gespräch kam, gar nicht verstehen, dass wir keine Ikonen im Verkauf hatten, wir wären doch schließlich ein
„kirchliches Geschäft“.
Während sich die Blätter langsam verfärben, wollten wir an unserem freien Tag den Sommer noch einmal wieder aufleben lassen. Ende August und doch noch ein schöner sonniger Tag, wir machen uns mit dem Tandem auf große Fahrt! Unser Ziel: Das acht Kilometer entfernte Nässja, unser Nachbarort. Das klingt zwar nicht viel, aber auf dem gefühlt 200 Jahre alten Tandem ohne Luft im Hinterreifen und mit Gegenwind gleicht dies einer Marathonstrecke!! Aber: Bergab lassen sich sogar Fahrradselfies machen :)