
Vor Weihnachten bin ich in Vadstena angekommen und habe dieses Tor durchquert. Damals voller Vorfreude, Erwartungen und kleinen Sorgen im Gepäck. Wenn ich jetzt hindurchlaufe, freue ich mich vor allem darüber, wieder Zuhause zu sein. Danach kommt man in den Innenhof, der genau so aussieht, wie man sich einen Klostergarten immer vorstellt. Ich sehe die früheren Nonnen quasi vor mir, wie sie Laub rechen, Äpfel pflücken, den Gemüsegarten pflegen oder sich einfach nur in den Schatten setzen und nachdenken.
Wie nach Hause kommen
Was ich bis jetzt hier besonders liebgewonnen habe, sind die kleinen Ecken: In der Küche die freie Heizung, an der man sich nach einem zu kalten Spaziergang wärmen kann, in der Kirche die Pflanze, die ich zu meinem 11. Geburtstag geschenkt bekommen hab und die seitdem immer in meinem Zimmer stand, die vielen Steckdosen im Altarraum, die das wöchentliche Staubsaugen da sehr verschönern, wenn im Volontärsraum der Wind durch das undichte Fenster pfeift und so die unheimliche Atmosphäre eines Films auf coole Art und Weise greifbarer macht. Dann die vielen und ein bisschen verwirrenden Kellerräume, die teilweise verbunden sind, manche aber auch nicht - so ganz hab ich noch keinen Plan - die Wärme und der Geruch in der Waschküche, das Klavier im Birgittensaal und die unterschiedlichen Sofas im Salon. Und natürlich die schöne Blumentapete in meinem Zimmer, die auch Lisa aus "Die Kinder aus Bullerbü" in ihrem Zimmer hatte.
Neue Hobbys
Auch von den Menschen hier wurde ich mit offenen Herzen empfangen – allen voran natürlich von meinen Mitfreiwilligen Lea und Marina, meiner Mentorin Schwester Monica und den anderen Nonnen des Birgittenklosters, die alle so lieb, witzig und offenherzig sind. Aber auch in den unterschiedlichen Hobbys, die ich langsam anfange, nehmen mich alle sehr freundlich auf, sei es im Ju-Jujitsu, im Chor oder der Gemeinde in der Blauen Kirche.
Den Januar hab ich hauptsächlich damit verbracht, mich in der neuen Einsatzstelle einzuleben, die Spazierwege zu erkunden und natürlich einen Büchereiausweis erstellen zu lassen.
Von Island nach Schweden und zurück
Anfang Februar ging’s für alle PiNler nach Marielund auf's Zwischenseminar, es war einfach wunscherschön, alle liebgewonnenen Leute nochmal zu sehen, besser kennenzulernen und Zeit miteinander zu verbringen. Danach wollte ich eigentlich zurück in Vadstena nochmal richtig durchstarten, nur leider hat mich dann eine Erkältung richtig fies erwischt und ich lag zwei Wochen flach – pünktlich, um dann in den Islandurlaub mit meinen Mitfreiwilligen Lea und Marina zu starten. Der Tag ging für uns um 4 Uhr früh los, denn auch wenn der Flug in Arlanda erst Mittags ging, braucht man doch einige Zeit, aus dem kleinen Städtchen Vadstena bis nach Stockholm zu kommen.

Angekommen in Reykjavik wurden wir von Amanda und ihren Einsatzstellen herzlich begrüßt. Wir kamen kostenlos im Gästezimmer der Schwestern unter und durften uns sogar am Kühlschrank der Katholischen Gemeinde einfach bedienen. Ob sonntags beim Kirchenkaffee oder beim Frühstück der Schwestern, alle Leute waren super lieb, freundlich und haben sich sehr gefreut, uns kennenzulernen. Abgesehen davon hatten wir uns für drei Tage ein Auto gemietet, mit dem wir die Insel im Fünf-Stunden-Umkreis von Reykjavik erkundet haben. Auch wenn wir gleich am ersten Tag vom Wasserfall einmal komplett durchweicht wurden, haben wir uns davon nicht aufhalten lassen und weiter den schwarzen Strand, die Geysire, heißen Quellen und unzählige weitere beeindruckende Wasserfälle bestaunt. Ein Highlight war außerdem das viele Eis, das wir dort gegessen haben – eigentlich unglaublich, dass es dort gängig ist, sich in der Kälte noch damit vollzustopfen, aber gegen Eis kann natürlich keiner was sagen. Reich beschenkt mit einer neuen Kameratasche, zwei Schals und einer Ukulele, die zum Glück noch irgendwie ins Handgepäck gepasst hat, flogen wir eine knappe Woche später wieder zurück nach Stockholm.
Ausflug nach Oslo

Nach diesem schönen Urlaub ging es für mich direkt weiter nach Oslo, wo ich mit Wiebke zusammen Rena und Dominik besucht habe. Neben unzähligen Runden Doppelkopf haben wir die Zeit damit verbracht, Norwegens Hauptstadt, die schönen Inseln, Sehenswürdigkeiten wie das Schloss, das Fram-Museum, das Rathaus, den Holmenkollen und viel mehr zu erkunden. Und natürlich darf auch der schöne 10km-Spaziergang nicht vergessen werden – eigentlich hatten wir vor, um den Nöklevann, einen See knapp außerhalb Oslos, einmal herumzulaufen. Da der aber zugefroren war, sind wir kurzentschlossen einfach quer drüber gelaufen und hatten sehr viel Spaß – anders als der tote Fisch, der dämlicherweise durch die Eisschicht durchgeschwommen war und den wir dann tiefgefroren an der Oberfläche gefunden haben.
Zurück in Vadstena: Zuhause
Zurück in Vadstena ging es dann wieder voll aktiv weiter: Bei den Exerzitien der Birgittenschwestern durften wir viel kochen, backen und natürlich putzen, mit dem Kirchenchor, dem Frauen-Ensemle "Vocalis" und einer Gruppe kleiner und großer Sänger zur "Earth-Hour" werden jetzt noch viele Konzerte bestritten werden. Ich freue mich sehr auf die Zeit, die noch vor mir liegt, die Tage, die endlich wieder eine vernünftige Länge und Temperatur haben werden und auf all die Sonnenstunden mit lieben Menschen. Viele Reisen für den Sommer sind schon geplant, denn wenn auch mittlerweile mehr als die Hälfte meines PiNs verstrichen ist, gibt es doch noch soo viel zu erleben.