
Die Frage stellte ich mir in den letzten Monaten doch des Öfteren. Zwar schneit es seit Dezember immer mal wieder
und manchmal hatten wir viele Zentimeter voll Schnee überall. Aber leider bleibt es dann nicht lange kalt und es regnet wieder und alles taut und wird matschig. So hatte ich mir das
alles nicht vorgestellt. Aber da man selbst wenig Einfluss auf das Wetter hat, muss man halt das Beste draus machen. So bin ich trotzdem schon viel durch den Schnee spaziert, war
Eislaufen, bin ganz viel gerodelt und habe Langlauf gemacht. Zwar ist dann nicht immer alles weiß, aber wenn dann mal Schnee liegt, habe ich ihn quasi immer genutzt.
Ich durfte sogar die 7ten und 8ten Klassen auf einen Ausflug zum Skifahren begleiten, sodass ich jetzt sogar in Estland Skifahren war und das, obwohl es hier kaum Berge gibt. Was dazu führte, dass mir die 3 Stunden, die wir da waren, auch völlig reichten, da es schon etwas langweilig wurde.
Aber was ist sonst so passiert?

In der Schule habe ich immer noch sehr viel Spaß und ich finde es wirklich toll, wenn man die Fortschritte der Kinder sehen kann: Wenn sie Sachen durch dich verstanden haben und bessere Noten schreiben. Da merkt man gleich, wie ein bisschen Selbstbewusstsein in die Kinder zurückkehrt. Hier in der Schule habe ich jetzt mehr Gedichte wirklich auswendig gelernt als in meiner gesamten Schullaufbahn. Wer hätte das gedacht?
Durch die Freitage, die ich im Kindergarten verbringe, habe ich auf jeden Fall etwas Abwechslung in meinem Alltag, denn es ist einfach etwas anderes, entweder den ganzen Tag in der Schule zu sitzen oder mit rund 14 Kindern draußen zu spielen und Ausmalblätter zu malen. Und auch die Fortschritte der Kinder in den Deutsch-AGs sind beeindruckend. So können sie sich mittlerweile vorstellen, Obst und Gemüse benennen, zählen, singen und vieles mehr. Hier sind mir vor allem die Kinder in der Grundschule ans Herz gewachsen.
Estland ist ein kleines Land...
... und gerade deswegen ist es leicht, viel zu sehen und auch einfach in andere Länder zu reisen. So war ich bereits dreimal in Estlands Hauptstadt Tallinn, ich war ganz im Süden Estlands und natürlich in Tartu und Umgebung. Darüber hinaus habe ich zweimal die Praktikantinnen Sophia und Luzia in Riga besucht und war einmal in Turku bei Siri und Pauline in Finnland.
In Riga habe ich im November meinen Geburtstag gefeiert und im Dezember haben wir einen sehr vorweihnachtlichen Tag mit Weihnachtsmarkt und Adventsbazar verbracht.
Von Tartu nach Riga sind es nur knapp 4 Stunden mit dem Bus, das ist tatsächlich gut machbar. In Turku war ich in den Herbstferien, was zwar mittlerweile schon was länger her ist, aber nichtsdestotrotz ein wunderschöner Besuch war. Zeit mit anderen Praktikanten zu verbringen, tut mir einfach sehr gut. Das merke ich immer wieder und so freue ich mich auf den kommenden Besuch von Wiebke und auch von Marina und Lea.
Meine Freizeit

Seit Ende Dezember habe ich den Sprachkurs erfolgreich abgeschlossen und kann jetzt stolz von mir behaupten, ein A1.1 Level in Estnisch zu haben. Dass das nicht sonderlich viel ist, merke ich leider immer wieder im Alltag. Zwar kann ich jetzt meine Familie vorstellen und über meinen Tagesablauf sprechen, aber wirkliche Gespräche führen kann ich leider immer noch nicht. Dafür brauche ich das Estnisch aber auch zu wenig für, so spreche ich mit meiner Mentorin nur Deutsch, genauso wie im Unterricht. In Restaurants oder im Supermarkt, funktioniert alles wunderbar mit Englisch und sonst reicht das bisschen Estnisch schon aus.
Das einzige Problem ist hier tatsächlich der Kindergarten, da die Kinder und Erzieher*innen nicht ausreichend Englisch sprechen, aber man weiß sich zu helfen und man möchte sich gegenseitig verstehen und das ist auf jeden Fall ein gutes Gefühl.
Wenn Estland sich von seiner vielfältigen Seite zeigt

Sonst gehe ich immer noch einmal die Woche zum Wasserball, was aktuell mein einziges regelmäßiges Hobby ist. Das finde ich zwar schade, da ich gerne vielleicht noch etwas anderes machen würde, aber es fällt mir schwer, jetzt noch für die letzten Wochen etwas Neues zu suchen. Aber ich habe so auch genug Programm. So probiere ich regelmäßig, Bouldern zu gehen, was ich zu Hause noch nie gemacht habe, aber was erstaunlich viel Spaß macht und ich gehe sehr viel durch die schöne, unberührte Natur spazieren. Ich war in zwei Balletten, im "Nussknacker" und in "Cinderella". Das war beides einfach echt wunderschön und magisch.
Ich war in ganz vielen klassischen Konzerten und habe so einige der vielen Kirchen in Tartu auch von innen gesehen. Ich besuche verschiedene Museen, wie das Estnische National Museum, das Kunstmuseum oder das Olympia-Museum. Ich genieße die Zeit hier sehr und freue mich schon auf die letzten Wochen, die ich jetzt hier verbringen darf.
Bis bald!
Eure Jule