Vēl spēlesim?

Blick über die Altstadt
Blick über die Altstadt

Für mich ist diese Frage bereits ein wichtiger Bestandteil meines begrenzten Lettischwortschatzes geworden. Sie bedeutet übersetzt so viel wie "Sollen wir noch einmal spielen?" und findet im Tageszentrum für Menschen mit Autismus täglich Anwendung. Aber nicht nur diesen Satz habe ich beim UNO-Spielen gelernt, sondern auch die Farben und Zahlen wurden mir anhand des Kartenspiels auf Lettisch beigebracht. 

Ein kleiner Backworkshop

Obwohl das UNO-Spielen natürlich eine schöne Beschäftigung ist, habe ich auch andere Aufgaben hier. Einmal pro Woche leiten meine Mitfreiwillige Sophia und ich einen Backworkshop mit den jungen Erwachsenen mit Autismus. Die Ergebnisse können

sich mal mehr, mal weniger sehen lassen, aber immerhin haben wir Spaß dabei. Für mich ist die Arbeit mit den Menschen im Zentrum eine total neue Erfahrung, bei der ich viel lernen kann. Und spätestens, wenn man mit einem strahlenden Gesicht und einer Umarmung begrüßt wird merkt man, dass sich die anfänglichen Schwierigkeiten ausgezahlt haben. 

Meine Arbeit in der Kerzenwerkstatt

Zwei weitere Tage in der Woche arbeite ich in der Kerzenwerkstatt. Das ist ein Ort, an dem Menschen mit Behinderung Kerzen herstellen können. Ich übernehme in der Regel die Tätigkeiten, die die Menschen mit Behinderung nicht ausführen können, wie beispielsweise das Vorbereiten der Kerzenformen oder das Verpacken der Bestellungen. Für das Bonifatiuswerk haben wir 600 Weihnachtsbaumkerzen produziert und sorgfältig in die Pakete nach Deutschland gepackt. Den letzten Tag meiner Arbeitswoche verbringe ich in der Suppenküche der Mutter-Teresa-Schwestern. Sie sind sehr herzlich und
ich fühle mich hier sehr willkommen. Ich helfe beim Verteilen der Suppe an die bedürftigen Menschen, beim Geschirrwaschen, dem anschließenden Reinigen und den
Aufgaben, die gerade anstehen. 

Meine Freizeit im wunderschönen Lettland

Herbstspaziergang in Sigulda
Herbstspaziergang in Sigulda

In meiner Freizeit habe ich schon die wunderschöne Stadt erkundet. Mit ihren kleinen Gassen, schönen Häusern und Kirchtürmen, gemütlichen Cafés und Bars sowie beeindruckenden Jugendstilbauten ist die Innenstadt von Riga der perfekte Ort zum Schlendern. Kulturell gesehen hat die größte Stadt im Baltikum natürlich auch einiges zu bieten.

Neben der Nationaloper, die wir in ein paar Wochen für das Ballett "Nussknacker" besuchen werden, gibt es zahlreiche Museen und Veranstaltungen. Bei einem Kulturabend haben Sophia und ich uns an traditionell lettischen Tänzen versucht und der Volksmusik gelauscht. In der Petrikirche mitten in der Altstadt findet jeden Sonntag eine deutsche Andacht mit anschließendem Kirchenkaffee statt. Nicht nur auf die Butterbrezen freue ich mich jedes Mal, sondern auch auf die geselligen Gespräche und die netten Leute in der Gemeinde. An den Wochenenden habe ich bereits Ausflüge nach Jūrmala ans Meer und nach Sigulda, die "lettische Schweiz", unternommen. Beide Orte sind für sehr günstiges Geld mit dem Zug zu erreichen und definitiv einen Besuch wert.

Nationalfeiertag: "Ausrufung der Republik"

Ein besonderer Tag war für Sophia und mich der 18. November, der Nationalfeiertag Lettlands. Neben einer Militärparade, einem Festkonzert und einer beeindruckenden Lasershow am Freiheitsdenkmal, haben wir auch die Ansprache des lettischen Präsidenten live mit angesehen. Wir haben zwar nicht viel verstanden, aber wer kann schon von sich behaupten, den lettischen Präsidenten (von Weitem) gesehen zu haben? 

Mit dem ersten Schnee wird hier die Weihnachtszeit eingeläutet und ich freue mich schon sehr auf den Weihnachtsmarkt und die funkelnde Altstadt.

 

Luzia

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