Herzlich bin ich auch am 1. September hier empfangen worden. Und so ist es auch bis heute noch. Auch wenn die Esten nicht sehr nahbar sind, merkt man doch schnell, dass sie froh sind, dass man da ist. Die Kinder grüßen einen auf der Straße oder in der Schule und fragen wie es einem geht und sind sehr aufmerksam. Ich fühle mich hier so wohl und bin wirklich glücklich dieses Abenteuer gewagt zu haben. Estland ist für viele ein unscheinbares und vor allem unbekanntes Land, so auch für mich und so hatte ich nicht wirklich eine Vorstellung davon, was mich hier erwarten würde. Und wie soll ich sagen, die ersten sechs Wochen waren auf jeden Fall schon mal vielversprechend. Ich hab schon so viel erlebt und gesehen und bin wirklich positiv überrascht von diesem Land.
Mein bisheriges Highlight
An einem Mittwoch Abend haben mein Mitpraktikant Felix und ich zusammen eine geführte Kanu-Tour über den Fluss in Tartu gemacht und sind dabei dem Sonnenuntergang entgegen gepaddelt. Es war so eine mystische und wunderschöne Stimmung und wir konnten das Lichterspiel der Sonne kaum in den Fotos einfangen. Es war so wunderschön und auf jeden Fall ein Highlight. Zum Glück haben wir noch ein paar wirklich warme Tage hier oben mitbekommen, sodass ich ein paar mal im Fluss schwimmen war, so wie man das hier halt macht, und auch so die Sonne genießen konnte. Außerdem war ich mit auf dem Klassenausflug der 7. Klassen in Südestland. Dort waren wir in einem alten Sandabbaugebiet mit über 40 verschiedenen Sandfarben und Sandtypen. Wir sind zu einer wichtigen Heiligenstätte gepilgert und haben dort Gottesdienst gefeiert.
Ein weiteres Highlight war der Lehrerausflug nach Viljandi. Es war so ein schöner Tag! Zuerst waren wir richtig gut und edel essen, dann haben wir uns Viljandi angesehen und haben abschließend eine Komödie im Theater gesehen. Da hab ich leider nicht so viel verstanden, aber Spaß hat es tatsächlich trotzdem gemacht.
Wasserball und Sprachkurs
Durch Zufall bin ich auf einen Instagram-Aufruf gestoßen, der Werbung für Wasserball gemacht hat. Da ich Zuhause ein paar Berührungspunkte mit dem Sport hatte, fühlte es sich nach einer wirklich guten Idee an. Und quasi seit Woche eins gehe ich Freitag abends zum Wasserballtraining. Ich hab schon so viel gelernt und es macht so viel Spaß, ist aber auch mörderisch anstrengend. Die Gruppe ist jung und international, sodass viel auf Englisch kommuniziert wird und es ist einfach immer richtig schön.
Zwei mal die Woche müssen wir auch wieder die Schulbank drücken. Aber dieses Mal in der Uni. Wir haben Sprachkurs. Unsere Lehrerin ist mega nett und ich habe auch im Sprachkurs sehr nette Freunde gefunden. Es ist leichter gemeinsam zu verzweifeln als alleine, denn Estnisch hat es wirklich in sich. Es gibt weder eine Zukunftsform, noch ein Geschlecht und auch keine Artikel. Dafür aber 14 verschiedene Fälle und gefühlt 100 dazugehörige Endungen (da war Latein ja doch für irgendwas hilfreich).
Doch mit fleißigem Lernen habe ich den ersten Test mit Bravour bestanden und ich verstehe auch täglich mehr von den Unterhaltungen der Kinder oder der Lehrer. Nur zum guten Sprechen fehlen mir einfach noch zu viele Vokabeln. Ich bin schon sehr gespannt ob und wie gut ich am Ende Estnisch sprechen kann.
Meine Arbeit
Von Montags bis Donnerstags arbeite ich in der weiterführenden Schule im katholischen Bildungszentrum. Ich hab mich schnell an den Schulalltag gewöhnt und habe wirklich viel Spaß dabei, den Kindern im Deutschunterricht zu helfen, Klassenarbeiten zu korrigieren oder Vertretungsstunden zu geben. Dabei ist es am Anfang doch zu dem ein oder anderen Schweißausbruch bei mir gekommen, da es natürlich eine Sprachbarriere gibt und ich auch noch nie wirklich vor einer Klasse stehen musste und dabei wichtige Lerninhalte vermittelt habe. Doch Übung macht ja bekanntlich den Meister und so wird es immer besser.
Freitags sind die Kinder dann deutlich jünger. Denn da arbeite ich im Kindergarten. In meiner Gruppe sind die Kinder zwischen fünf und sechs Jahre alt und nächstes Jahr kommen fast alle von ihnen in die Schule. Sodass sie jetzt die Zahlen und Buchstaben lernen und in die Vorschule gehen, die in Estland sogar verpflichtend ist. So jetzt stehen die ersten Ferien quasi vor der Tür und ich freue mich auf die paar freien Tage. Mal sehen was die Zukunft noch für schöne Momente für mich bereit hält.