Gut vier Wochen lebe ich nun in Oslo (genauer gesagt in Strømmen), aber das ist nur einen Katzensprung entfernt, denn mit dem Zug fährt man nur 13 Minuten bis ins Zentrum. Langsam werden die Nächte kälter und die Tage kürzer. Der Winter bricht an. Es wird im Schatten der Nacht so kalt, dass die metallischen Dächer der Blechbüchsen auf der geschotterten Straße mit Milliarden winzig kleiner Frostkristalle überzogen sind.
Irgendwie wie Zuhause
Ich würde sagen, dass ich mich mittlerweile ganz gut eingelebt habe. Ich weiß zwar immer noch nicht so recht, was ich eigentlich arbeite, aber das kommt bestimmt bald. Ich such mir jedenfalls immer wieder Aufgaben, sei es Rosenkränze basteln, Gartenarbeit, Suppe kochen und an die Menschen auf der Straße verteilen, ministrieren, beim Kirchenbrunch helfen etc.
Es ist verrückt, wie die Welt sich hier dreht, irgendwie anders aber auch vertraut...wie zu Hause, nur viel moderner, irgendwie einfacher (wenig Zugverspätung, überall Kartenzahlung, nichts über das man sich groß den Kopf zerbrechen muss). Und die Leute, denen man hier begegnet schauen nicht wie drei Tage Regenwetter. Im Gegenteil, ich hatte in den letzten Wochen viele tolle und sehr liebe Begegnungen. Ich wurde, egal wo ich hinkam, immer herzlich begrüßt und in neugierige Gespräche verwickelt, in denen ich mich einfach nur wohl gefühlt habe (auch wenn ich den Menschen zum ersten Mal begegnet bin).
Es sind solche Begegnungen, die einen im Herzen berühren und ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern. Vielleicht kennt ihr ja auch die Angst irgendwo zum ersten Mal hinzukommen, zum Beispiel an einen Ort oder in eine Gruppe von Menschen. Anfangs bei der Anreise empfand ich die Angst als ziemlich stark. Doch seit ich weiß, wie die Menschen hier zu einem sind, ist die Angst wie weggespült. Die Wellen kamen, packten die Angst an den Haaren und zogen sie aus mir heraus auf's Meer hinaus. "Sprachenwirrwarr" herrscht auf den Straßen und in den Gemeinden, da Oslo eine internationale Stadt mit einer sehr internationalen Kirche ist. Aber was soll ich sagen, an jeder Ecke hört und sieht man auch Deutsche Touris. Man erkennt sie, liebt sie, weiß, wie sie sind. Aber es ist irgendwie auch wie ein kleines Stückchen Heimat.
Zurück zur Kirche...
Über Hundert Nationen sind Teil der norwegischen Kirche und es wird sich stets gegenseitig unterstützt. Es gibt Gottesdienste in allen möglichen Sprachen, weswegen es nicht ungewöhnlich ist, dass sonntags auch mal zehn Gottesdienste in einer Kirche stattfinden und das dann auf Norwegisch, Polnisch, Französisch, Englisch, Birmanisch, Ukrainisch usw. Zusammenhalt scheint überaus wichtig zu sein sowie die Gemeinschaft und das Miteinander. Mehr als es in Deutschen Gemeinden der Fall ist. Zudem genießen Kirchencafé und die eigens durch die Gemeinde arrangierte Lotterie einen hohen Stellenwert.
Ich verständige mich hauptsächlich auf Englisch, hin und wieder auch mal auf Deutsch und versuche jetzt allmählich auch Norwegisch zu lernen, da das dann doch die „Mainstream“ Sprache hier ist. Seit vier Wochen besuche ich jetzt auch schon einen Sprachkurs, gemeinsam mit Rena. Ich hoffe wirklich das mein Englisch und Norwegisch mit der Zeit eine deutliche Besserung erfahren werden, aber mir wurde bereits gesagt das Norwegisch suuuper einfach zu lernen sein soll (wenn man Deutsch und Englisch kann). Also bin ich optimistisch, auch wenn es aktuell etwas holprig zugeht.
Viele Fragen
Der öffentliche Nahverkehr hier ist einsame Spitze. Man muss nie länger als zehn Minuten auf Bus, Bahn oder Zug warten und stündlich trägt einen eine Fähre über den Fjord auf die Inseln hinaus. Es fällt fast nie etwas aus und man kommt in kurzer Zeit von A nach B. Außerdem muss man sich nirgends dicht an dicht wie die Sardellen in der Büchse in irgendeinen überfüllten Zug quetschen.
Jetzt werdet ihr euch bestimmt fragen: Aber wo hat er sich denn jetzt herumgetrieben? Was hat er denn die ganze Zeit über Schönes gemacht? Geht's dem Jung denn gut? Lebt er denn noch oder hat diesen Eintrag hier etwa eine künstliche Intelligenz verfasst, weil der angebliche Autor dazu nicht mehr in der Lage war?
Fortsetzung folgt...