Ich bin erst seit drei Wochen hier in Akureyri und es fühlt sich immer noch wie ein großes Abenteuer an, aber so langsam gewöhne ich mich ein und es entwickelt sich eine Routine. Bisher habe ich auf jeden Fall viel mehr erlebt, als ich in so einer kurzen Zeit gedacht hätte!
Einsteigen und losfliegen – oder auch nicht, denn ich kam auf dem Wasser hierher.
Tatsächlich bin ich nicht, wie wahrscheinlich die meisten ehemaligen Island-Praktikanten, mit dem Flugzeug angereist, sondern mit der Fähre von Dänemark. Das liegt daran, dass ich Harfe spiele und meine Harfe auch hierhin mitnehmen wollte. Nach einer zweitägigen, etwas turbulenten Überfahrt, bei der mir leider auch schlecht geworden ist, bin ich endlich in Island angekommen. Da der Hafen in Seyðisfjörður etwa vier Autostunden von Akureyri entfernt ist und es mit der Harfe im Bus schwierig geworden wäre, hat meine Mentorin Schwester Marcelina mich netterweise abgeholt. Auf dem Weg konnte ich dann schon sehr viel von der isländischen Landschaft sehen und ich habe mich sehr gefreut, als wir ein paar Zwischenstopps gemacht haben, beispielsweise bei den Schwefelquellen am Námafjall oder beim Wasserfall Goðafoss.
Viel Abwechslung an zwei Einsatzstellen
Ich habe zwei verschiedene Einsatzstellen: Morgens helfe ich den Schwestern, bei denen ich auch wohne, bei allem Möglichen, was gerade gebraucht wird. Ein paar Aufgaben sind gesetzt: Staub saugen in Kirche, Kapelle und dem Haus, Gästezimmer putzen. Dazu kommt das, was einfach gerade benötigt wird: Unter anderem habe ich schon das Auto gewaschen, Etiketten für Marmeladengläser geschrieben, Pflanzen gegossen, Brot gebacken, einen Kühlschrank gereinigt und in der Küche gekocht. Es ist also ziemlich abwechslungsreich. Wenn gerade nichts zu tun ist, habe ich einfach ein bisschen Pause. Mittags esse ich zusammen mit den Schwestern.
Meine zweite Einsatzstelle ist Hertex, ein Second Hand Shop, der etwa eine Viertelstunde zu Fuß von hier entfernt ist. Dort sortiere ich die ganze Kleidung, die gespendet wird (das ist echt viel, vor allem die Kinderkleidung!). Ab und zu wird das ein bisschen langweilig, aber es gibt auch immer wieder lustige Momente mit den anderen Freiwilligen und Angestellten. Isländisch werde ich dort leider nicht lernen, da die meisten selbst aus dem Ausland kommen (z.B. Ukraine oder Venezuela).
Nordlichter am Metal-Himmel
Nach der Arbeit mache ich manchmal einen Spaziergang oder treffe mich mit ein paar Au-Pairs, die hier in der Nähe wohnen. Abends (und auch morgens) esse ich normalerweise in meiner eigenen Küche, aber ich muss zum Glück meistens nicht kochen, da ich einfach die Reste vom Mittagessen aufwärmen kann.
Das Wochenende – Zeit, Island zu entdecken.
Das Wochenende ist definitiv meine Lieblingszeit. Ich habe schon so viel unternommen! Bereits an meinem ersten Wochenende habe ich hier ein paar Au-Pairs getroffen und wir waren ein Eis essen. Seitdem waren wir bei einem Konzert der isländischen Metal-Band Skálmöld, haben im Fjord Wale beobachtet, zusammen Nordlichter angeschaut und noch einiges mehr an Eis gegessen. Das Wetter ist inzwischen recht frisch, wir hatten schon Minusgrade und auch in den letzten Tagen waren es tagsüber nur zwei bis fünf Grad. Weiter oben hat es sogar schonmal geschneit und die Berge waren ein paar Tage lang weiß.
Weitere Erlebnisse
Letztes Wochenende haben wir zu fünft einen Tagesausflug in den Osten Islands gemacht. Das war super schön! Das Wetter war ein bisschen sehr wechselhaft: zunächst Wind und Wolken, dann ein bisschen Nieselregen, auf einmal hat es geschneit (aber nur für eine Minute) und den Nachmittag über hat die ganze Zeit die Sonne geschienen, sodass wir sogar unsere Jacken zwischendurch ausgezogen haben. Als wir abends zurückgefahren sind, ist die Temperatur allerdings auf minus 5 Grad gesunken.
Sonntags nach der Messe gehe ich normalerweise zum Kirchenkaffee. Hier ist es nämlich so, dass die Leute nach der Messe noch etwas länger bleiben, Kuchen essen, Kaffee trinken und sich unterhalten. In der katholischen Kirche gibt es hier fast keine Isländer, die meisten kommen aus dem Ausland. Das finde ich sehr lustig ist, weil man sich dann auf vielen verschiedenen Sprachen unterhalten kann. Letztes Wochenende haben wir uns mit katholischen Jugendlichen aus ganz Island zum Heimsæskulýðsdagur bei der Ausgrabungsstätte eines alten Klosters zwischen Akureyri und Reykjavík getroffen. Ich habe mich sehr gefreut, Amanda (die andere Island-Praktikantin) dort wieder zu treffen.
Alles in allem gefällt es mir sehr gut hier und ich freue mich auf die nächste Zeit, vor allem auf den Oktober, da ich dort mit einer Freundin einen Roadtrip durch ganz Island machen werde und wir auch Amanda in Reykjavík besuchen gehen werden.