Nun ist mein Praktikum tatsächlich vorbei! Das kann ich kaum glaube, denn die letzten zehn Monate sind wie im Flug vergangen und waren doch bis zum Rand gefüllt mit unglaublich vielen neuen Erlebnissen und
Erfahrungen.
Vielfalt am Newman-Institut
Meine Einsatzstelle befand sich in Uppsala. An der einzigen katholischen Hochschule Skandinaviens, dem Newman-Institut, habe ich mit meinem Mitpraktikanten Severin 3 Tage in der Woche gearbeitet. Die Hochschule hat 300 Studierende, die jedoch auch häufig auf Distanz studieren, sodass ein sehr persönliches Umfeld entsteht. Zu meinen Aufgaben zählten z. B. das Unterstützen des Hausmeisters, die Vorbereitung der zwei Gästewohnungen des Instituts,
die Arbeit in der Bibliothek oder das
Vorbereiten des Aufenthaltsraums für Studierende und Mitarbeitende.
Besonders gefallen hat mir das Vorbereiten von Events. Ob es sich dabei um die Veranstaltung zum Semesterbeginn, das Weihnachtsfest oder den Alumnitreff handelte, war es immer cool die Details der Events zu planen, und dann die Durchführung zu begleiten. Ein leichter Einstieg wurde unter anderem unterstützt, durch die vielen Mitarbeitenden im Institut, die sehr gut deutsch sprechen. Doch mit der Zeit gelang es auch immer besser das Montag-Morgen-Meeting auf Schwedisch zu verstehen. Dabei half der Sprachkurs an der Hochschule sehr, den Severin und ich zweimal in der Woche im ersten Halbjahr besuchten. Es ist wirklich toll zu erkennen, wie viel Schwedisch man in einem Jahr lernen kann!
Pädagogik leicht gemacht
Besonders hat mir dabei sicher auch die Arbeit im Kindergarten geholfen. Meine zweite Einsatzstelle war nämlich die S:t Eriks Schule in Stockholm. Dort arbeite ich 2-mal die Woche und durfte die Erzieherinnen in den Gruppen der Kinder von eins bis drei und von vier bis sechs unterstützen. Es hat sehr viel Spaß gemacht den Alltag der Kinder zu erleben und mit ihnen fast zusammen die Sprache zu lernen. Die Zeit der gemeinsamen Spaziergänge, Mittagessen oder das Basteln werde ich definitiv vermissen.
Neue Länder neue Sitten
Die katholische Kirche vor Ort durfte ich auch bei meiner Arbeit und Freizeit kennenlernen. Zwei große Unterschiede werden mir dabei sicher in Erinnerung bleiben: Zum einen, dass die Gemeinde aus Menschen aus unglaublich vielen Ländern besteht und zum anderen, dass die vorherrschende Meinung viel konservativer als in Deutschland ist. Es war also wirklich interessant sich ein wenig mit den unterschiedlichen Hintergründen und Einstellungen auseinanderzusetzen.
Freundschaften für ein ganzes Leben
In meiner Praktikumszeit genoss ich sehr, mehr Zeit für mich zu haben! Zu Beginn trat ich einem Studierendenchor in Uppsala bei, was sich als eine der besten Entscheidungen herausstellte. Die Chorkultur ist groß in Schweden und besonders in Uppsala. In unserem Chor liegt der Fokus neben dem Singen sehr auf dem sozialen Aspekt und das zeigt sich besonders in den unzähligen Treffen nach den Proben, unserem Chorproben-Wochenende und besonders in unserem gemeinsamen Trip in die polnische Stadt Gdańsk. Es war ein toller Einblick, die Traditionen und besonders die Menschen kennenzulernen, ob es unsere 4 Chorauftritte an Lucia (13. Dezember) oder der Frühlingsball war!
In meiner restlichen Freizeit versuchte ich, so viel von der Umgebung und Schweden zu entdecken wie möglich. Es war sehr schön die Praktikantinnen in Vadstena und Rättvik zu besuchen, beides wirklich Orte der Ruhe, verglichen zu Uppsala und Stockholm. Sehr schöne Erinnerungen habe ich an die Ausflüge zum typischen Schwedenhaus außerhalb von Stockholm, das vom Newman Institut verwaltet wird. Hier war ich einigen Male und durfte die Natur genießen. Besonders schön war es auch im Frühling unterschiedliche Schäreninseln zu besuchen.
All diese Ausflüge unternahm ich häufig mit Mitbewohnerinnen meines Studierendenkorridors. Aus diesen Begegnungen sind gute Freundschaften gewachsen, die ich nicht missen möchte!
Weihnachten mal anders
Weihnachten nicht zu Hause zu feiern, war eine sehr neue Erfahrung für mich. Dieses Mal verbrachte ich den 24. und 25. Dezember mit vielen anderen Studierenden in Uppsala. Gemeinsam organisierten wir eine wohltätige Veranstaltung, die allen Menschen, ob einsam, mit wenig Geld oder aus einer anderen Kultur, die Möglichkeit gab, Weihnachten zu feiern, mit schwedischen Weihnachtsbuffet, Fika und Geschenken!
Darauf folgte die Silvesterfeier in Uppsala mit den anderen Praktikant*innen, bei der wir sehr gut gemeinsam in 2024 starteten. Ich durfte natürlich auch den ein oder anderen kulturellen Unterschied erleben. Besonders ist mir die freundliche und ruhige Kommunikationsweise, (die leider aber manchmal auch durch ihre Indirektheit sehr verwirrend sein kein) und die Präsenz der Nationalflagge aufgefallen. Ob bei der Geburtstagsfeier im Kindergarten oder zum Schulabschluss, überall sieht man die schwedische Flagge.
Ein kleines Licht im Dunkeln
Ein Thema mit dem ich mich ohne das Praktikum wahrscheinlich nicht auseinandergesetzt hätte, ist schwedische Volksmusik. Durch unser Chorprojekt mit Volksmusikern zu Beginn des Semesters, durfte ich einen kleinen Einblick in diese Welt erhaschen. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich einmal schwedischen Volkstanz lerne oder die Lieder mit einem Chor auf der Bühne singe.
Bevor ich das Praktikum begann, hatte ich ziemlich großen Respekt vor dem kalten und dunklen Winter im Norden. Doch nachdem sich der Winter langsam eingeschlichen hatte, waren die Monate November und Dezember glücklicherweise kein Problem. Es schneite viel und überall wurden Lichter-Dekorationen in der Stadt aufgehangen. In den Monaten danach war ich schon fast ganz an die frühe Dunkelheit gewöhnt und Stück für Stück zog sich die Kälte und die Nacht zurück. Jetzt im Juni kann ich es häufig kaum fassen, dass es eigentlich gar nicht mehr dunkel wird.
Eine Reise für's Leben
Ich kann sicher sagen, dass mich die Zeit hier stark geprägt hat. Ich durfte sehr viel über unterschiedliche Einstellungen zum Leben, das Erwachsenwerden und die Zusammenarbeit mit vielen Menschen lernen. Das was ich in Schweden am meisten vermisst habe, werde ich nach meiner Rückkehr vermutlich auch in Deutschland am meisten vermissen: meinen Alltag mit den tollen Menschen die mich umgeben. Ich schätze die schwedische Ruhe und Gelassenheit sehr, die Natur und besonders Uppsala mit seiner wunderschönen Innenstadt, dem traditionsreichen und doch offenen Studentenleben.
Das "Praktikum im Norden" kann ich wirklich nur weiterempfehlen. Es ist eine tolle Möglichkeit, neue Menschen, eine andere Kultur, einen anderen Teil der katholischen Kirche und sich selbst kennenzulernen. Hier werden viele neue Erfahrungen gesammelt, die einem lange in positiver Erinnerung bleiben werden.