Auch der längste Winter findet ein Ende

Blick auf die Altstadt von Stockholm im Frühling.
Blick auf die Altstadt von Stockholm im Frühling.

Plötzlich sind es nur noch zwei Monate. Die letzte Zeit ist wirklich wie im Flug vergangen. Erst durfte ich die Halbzeit meines Aufenthaltes festhalten. Und damit wendete sich plötzlich der Blick von "schon x Monate hier" zu "noch x Monate". Gleichzeitig bin ich sehr dankbar für alle Erfahrungen und Erlebnisse. Inzwischen fühle ich mich in Stockholm vollumfänglich angekommen, habe Freunde gefunden, kenne mich in der Stadt aus. Mein Schwedisch genügt den Anforderungen der allermeisten Konversationen und es macht mir weiterhin viel Freude, Land und Leute täglich ein bisschen kennenzulernen.

 

Abenteuer Lappland

Mitte März begab ich mich gemeinsam mit Severin und Zorah auf ein ganz besonderes Abenteuer: Im Nachtzug fuhren wir von Stockholm in den hohen Norden Schwedens, nach Lappland. Diese Fahrt dauerte schlappe 17 Stunden, was jedoch insofern sehr eindrücklich war, als es eine wirkliche Vorstellung von der Größe dieses Landes, die man sonst nur auf der Karte zu betrachten pflegt, verschaffte. Gerade die letzten Stunden waren auch landschaftlich sehr reizvoll, es ging durch endlose und menschenleere Schneelandschaften, hin und wieder unterbrochen von Anzeichen der Zivilisation in dieser entlegenen Gegend. Dass dort oben die Uhren ein bisschen anders ticken, bekamen wir gleich zu spüren, als wir nicht etwa im Hostel einchecken mussten, sondern einfach durch die jederzeit offenen Türen hinein spazieren konnten.

 

Bezaubernde Landschaft

In den folgenden Tagen genossen wir die Vorzüge der Polarregion bei angenehm milden Wetter, wir gingen Skifahren, Schneeschuhwandern und unternahmen eine Hundeschlittentour – ein einmaliges Erlebnis. Es begann schon damit, dass wir die zutraulichen Hunde begrüßen durften, nachdem wir in marsmännchenartigen Overalls gegen die Kälte geschützt waren. Je näher der Start rückte, desto aufgeregter wurden die Hunde und schließlich begann die fantastische Fahrt. Nach kurzen Startschwierigkeiten und einem Wechsel des Leittiers nahmen wir richtig Tempo auf und ich war froh, hinten auf dem Schlitten zu sitzen und dadurch durch meine beiden Mitreisenden vom Wind geschützt zu sein… Das Gefühl, auf einem solchen Schlitten zu sitzen und von Huskys durch die einsame und weite Schneelandschaft gezogen zu werden, wird mir in Erinnerung bleiben. Nicht zu vergessen, dass wir dort oben im hohen Norden auf Jagd nach Polarlichtern gingen – und tatsächlich auch erfolgreich waren – wow!

Ostern in Schweden

Kurz darauf stand die Feier des Osterfests an. Es fühlte sich nicht derart komisch, aber dennoch ungewohnt an, es fern meiner Familie – ganz ohne Ostereiersuche…- zu feiern. Stattdessen konnte ich bei schönen und feierlichen Gottesdiensten mit sechs(!) Zelebranten und einer rappelvollen Kirche ministrieren. Gerade die Osternacht hatte es mit einer Länge von knapp drei Stunden in sich, war aber in jedem Fall ein Erlebnis. Besonders schön war aber die feierliche Stimmung danach, die große Freude alle zu sehen und gemeinsam ein bisschen zu feiern. Eine besondere Symbolik lässt sich darin lesen, dass just an Ostern die Zeitumstellung stattfand. So war es von da an abends eine Stunde länger hell – und inzwischen ist es hier schon deutlich länger hell als in Deutschland.

Der Frühling ist da

Nachdem ich ein knappes halbes Jahr lang, das ich nun hier war, viel schlechtes Wetter erlebt hatte, freute es mich umso mehr, dass nach einem April, der seinem Namen alle Ehre machte – was ja aus Deutschland auch bekannt ist, pünktlich zum Wonnemonat Mai die Wetterlage umschlug und sich der Frühling in seiner vollen Pracht entfaltete und bisweilen sommerliche Temperaturen mit sich brachte. Dieser Jahreszeitenwechsel wird in Schweden am 30. April, zu Valborg (Walpurgisnacht) groß gefeiert, auch ich konnte mich den Feierlichkeiten nicht entziehen und begab mich in das Epizentrum der frühlingssprießenden Ekstase, nach Uppsala. Die Stadt war plötzlich voller Menschen aller Altersgruppen und die Stimmung war wirklich einzigartig, alle wirkten fröhlich und wollten die warmen Monate begrüßen. Gemeinsam mit den dortigen Praktikanten Severin, Maria sowie Ricarda und Anna aus Vadstena wurde ich erst des traditionellen Rennens mit kreativen Booten auf dem Fyrisån gewahr, um anschließend den allgemeinen Trubel aufzusaugen und dem "Mösspatagning", dem Aufsetzen der Matrosenmützen und einigen Chorliedern beizuwohnen. Denn zugleich feiern die "Studenter", die Absolventen des Gymnasiums ihren erfolgreichen Abschluss – und alle ehemaligen feiern mit. Ein sehr besonderer Tag.

Sonniges Wetter im Norden

Die an Valborg begonnene Wetterlage setzte sich mit kurzer Ausnahme (an einem Tag lockerer Schneeregen...) glücklicherweise fort und so komme ich in den Genuss, Stockholm, das ich in den vergangenen Monaten gut kennengelernt zu haben glaubte, noch einmal völlig neu zu entdecken. Nicht nur geben alle Parks und Grünflächen ergrünend und bepflanzt ein völlig anderes Bild ab, auch bemühen sich sämtliche Cafés und Restaurants, die maximal mögliche Anzahl an Tischen und Stühlen nach draußen zu stellen. Wie das Grün auf der Wiese sprießen allerorten die Außensitzplätze, was mich bisweilen ratlos zurücklässt, ob es denn an dieser Stelle überhaupt ein Café gegeben habe. 

 

Frühlingsboten in Stockholm.
Frühlingsboten in Stockholm.

Besonders schön war auch die Kirschblüte im Kungsträdgården, direkt vor der Gemeinde St. Eugenia, die -zugleich ein enormer Touristenmagnet – ich glücklicherweise mit meinen Eltern, die mich besuchen kamen, genießen konnte. Zusammen unternahmen wir auch eine Bootstour durch die Stadt und eine in die Schären und konnten so der ergrünenden Stadt vom Wasser aus bestens ansichtig werden.

Das gute Wetter soll sich fortsetzen. Ganz gleich, ich möchte die mir verbleibende Zeit noch bestmöglich genießen und ausnutzen.

 

Robert

 

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