"Du wirst schon merken, so schnell kannst du gar nicht schauen, bis du wieder zu Hause bist", sagt meine Mama während wir uns verabschieden. Nun, drei Monate später, sitze ich schon wieder in Deutschland. Mir kommt es vor, als hätte ich eine Ewigkeit in Schweden gelebt und gleichzeitig, als wäre ich nie von zu Hause weg gewesen.
Zuerst ging es über das Wochenende für mich nach Uppsala, meine lieben Mitpraktikant*innen Maria und Severin besuchen. Nachdem ich dort meine ersten Eindrücke aus Schweden gesammelt hatte, war es nun an der Zeit, sich allein auf den Weg in eine mir unbekannte Umgebung, mit unbekannten Menschen und einer unbekannten Sprache zu machen. Irgendwie zugleich Ende und Anfang eines Lebensabschnitts.
Leben und Schweigen in Rättvik
Mit großer Aufregung, vielen Fragen im Kopf und einer schon so wunderschön herbstlich gefärbten Landschaft, ging es mit dem Zug nach Rättvik. Der Ort, der nun drei Monate mein zu Hause sein sollte. Nach einer herzlichen Begrüßung und sehr vielen neuen Impressionen aus dem Tag, habe ich die erste Nacht wie ein Stein geschlafen. Wie für jeden neuen Mitarbeiter des "Retreat-Center Berget" ging es auch für mich erst einmal für zwei Tage in ein "Schweige-Retreat". Die Zeit habe ich genutzt, um so einiges zu reflektieren und die Umgebung mit sehr vielen Spaziergängen zu erkunden. Am gleichen Abend habe ich einer meiner schönsten Sonnenuntergänge festhalten können. Wenn das kein Zeichen war! Als mein Retreat zu Ende ging, wurde ich mit vielen neuen Dingen überrumpelt, was mich zunächst überforderte, aber rückblickend kein Grund zur Sorge war. Denn wenn es jemand entspannt nimmt, dann die Menschen in Schweden! Und dazu gehörte ich zu der Zeit ja auch.
Entspannung in Schweden
Mit der Zeit habe ich mir meinen eigenen Alltag mit eigenen Routinen aufgebaut. Am meisten habe ich mich auf meine "Fika", die schwedische Kaffeepause, mit heißem Blaubeer-Tee und etwas Kleines zum Naschen gefreut, und das am Besten noch vor dem Kamin. Einfach mal ein paar Minuten am Tag in sich gehen, tief ein- und ausatmen und über alles und nichts zugleich nachdenken. Wahrscheinlich ist das auch ein Punkt weshalb die Menschen in Schweden so entspannt und freundlich sind. Da können wir uns in Deutschland mal eine Scheibe abschneiden ;-)
Meine Top-Highlights
Meine Top Highlights waren auf jeden Fall die wunderschönen Sonnenuntergänge bzw. generell die Natur und...dass ich Elche gesehen habe!! Das war einer meiner größten Träume: einen Elch in freier Wildbahn zu erleben. Man mag es nicht glauben, aber eine Elchkuh hat sich mit ihren zwei Kälbern bis ca. 20m vor unserem Haus auf die Suche nach schmackhaften, eingefrorenen Ästen gemacht. Der "Mittagsnap" durfte natürlich auch nicht fehlen ;-)
Der Anblick war so meditativ, dass ich den Elchen Stunden lang hätte zusehen können.
Der Abschied
Ich durfte viel dazu lernen und mich in verschiedenen Bereichen weiterentwickeln. Was ich auf jeden Fall mitnehme: bewusster zu leben. Wir sind so oft mit unseren Gedanken überall aber meistens nicht im Hier und Jetzt. Mir hat es geholfen, ein paar Atemzüge tief ein- und auszuatmen und sich auf die verschiedenen Sinne zu konzentrieren, damit ich ganz bewusst in der Gegenwart lebe.
Leider fällt es mir hier in Deutschland schwer, mehr Ruhe in den Alltag einzubauen. Ob es an unserer Gesellschaft liegt?
Ich bin froh die Erfahrung gemacht zu haben, aus meiner alten "Bubble" auszubrechen und allein ein neues Leben, an einem mir am Anfang unbekannten Platz aufzubauen. Somit fiel mir auch der Abschied sehr schwer, da mir die Menschen und die Umgebung sehr ans Herz gewachsen sind.
Aber wie heißt es so schön? Man sieht sich immer zwei Mal im Leben!