10 månader i Sverige – Mein Abschlussbericht

Greta hat für 10 Monate in Uppsala gelebt. (Foto privat)
Greta hat für 10 Monate in Uppsala gelebt. (Foto privat)

Nach 10 ereignisreichen Monaten in Uppsala in Schweden ist mein „PiN“ nun vorbei.

Begonnen hat dieses Abenteuer am 22. August 2022, als ich gemeinsam mit meiner "Mitfreiwilligen" Johanna und sehr viel Gepäck in Hamburg in den Nachtzug gestiegen bin.

 

Jetzt rückblickend kann ich sagen, dass ich mir zu diesem Zeitpunkt nicht ansatzweise vorstellen konnte, was alles auf mich zukommen wird und was ich alles erleben werde. Aber vielleicht war das auch ganz gut so, denn so bin ich sehr unvoreingenommen und doch mit viel Vorfreude in meine Zeit im Ausland gestartet.

Angekommen in Schweden

Als unser Zug nach 14 Stunden Fahrt in Stockholm angekommen ist, wurden wir von unserer Mentorin Ricarda in Empfang genommen und mit dem Newman-Bulli nach Uppsala gebracht. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie aufgeregt ich war und wie unwirklich sich alles anfühlte. In Uppsala angekommen, lernten wir direkt unser Zuhause für die nächsten 10 Monate kennen. Johanna und ich hatten das Glück in einer Studierenden-WG zu leben. So fand ich schnell Anschluss und genoss es sehr, dass ich immer jemanden zum Reden hatte. 

Der Arbeitsalltag in Uppsala – Einsatzstelle Nr.1

Das Newmaninstitut in Uppsala. (Foto: Johanna Müller)
Das Newmaninstitut in Uppsala. (Foto: Johanna Müller)

Meine Einsatzstellen lernte ich schon in den ersten Tagen kennen. Ich arbeitete zwei Tage pro Woche am Newmaninstitut, der einzigen katholischen Hochschule in ganz Schweden. Dort standen immer unterschiedliche Aufgaben auf dem Programm. Die Arbeit reichte von klassischen, administrativen Aufgaben über Gartenarbeit bis hin zu Event-Management. Dieses war besonders in der ersten Zeit sehr gefragt, denn es standen so einige Veranstaltungen an!

 

Direkt in der zweiten Woche bereiteten wir gemeinsam mit Ricarda den Semester-Beginn am Newmaninstitut vor. Dort wurde mir recht schnell klar, wie Arbeitsstrukturen am Newman funktionieren und dass alles sehr „lagom“ (nicht zu wenig nicht zu viel) angegangen wird. Diese Arbeitsweise war besonders am Anfang sehr neu für mich, denn ich war aus Deutschland doch eher genaue Anweisungen und Aufgabenstellungen gewohnt. Der Semester-Start wurde aber trotzdem ein Erfolg und ich fand mich ziemlich schnell in meine neue Rolle ein.

Das Newmaninstitut: ein familiärer Arbeitsplatz

Von September bis November folgten dann noch einige Veranstaltungen: zum einen bereiteten wir noch ein Seminar über Simone Weil, eine französische Philosophin, vor. Zum anderen stand die große Konferenz zur katholischen Soziallehre an. Und so kam es, dass ich in den ersten Wochen so viel zu tun hatte, dass die Zeit wie im Flug verging und ich keine Sekunde hatte, in der mich das Heimweh hätte einholen können.

 

Dadurch, dass nur Theologie und Philosophie angeboten werden, gibt es nicht viele Lehrende und alle kennen alle. Besonders in Erinnerung ist mir die morgendliche Fika an jedem Montag geblieben. Auch Geburtstage wurden bei der Montags-Fika mit Kaffee und Torte gefeiert. In Schweden ist es sehr wichtig, dass man sich auch auf der Arbeit Zeit füreinander nimmt und ein gutes Miteinander pflegt. Ich würde sagen, dass die Mitarbeitenden am Newmaninstitut dies wirklich perfektioniert haben. Ich habe die herzliche Atmosphäre immer sehr genossen.

Der Caritas Mötesplats – Einsatzstelle Nr.2

Der Caritas Mötesplats in Stockholm. (Foto: Johanna Müller)
Der Caritas Mötesplats in Stockholm. (Foto: Johanna Müller)

Bei meiner zweiten Einsatzstelle, dem Caritas Mötesplats ("Treffpunkt"), arbeitete ich drei Tage pro Woche. Der Mötesplats ist ein Ort für geflüchtete Menschen an dem sie Hilfsangebote und Schwedischkurse in Anspruch nehmen können. Meine Aufgabe bei der Caritas war es, hauptsächlich die Fika vorzubereiten. Auch wenn die Arbeit manchmal etwas eintönig war, hat es mich immer wieder sehr gefreut und motiviert, wenn sich die Besuchenden der Caritas über gelungene Sandwiches gefreut haben. In den ersten Monaten habe ich etwas Zeit gebraucht, um mich in meine neue Rolle einzufinden und habe die meiste Zeit in der kleinen Küche der Caritas verbracht. Ich bin sehr froh, dass einige Besuchende so offen auf mich zugekommen sind und mir damit geholfen haben, auch offener ihnen gegenüber zu sein. Ich habe so viele nette Menschen kennengelernt und sehr spannende Geschichten gehört.

Ein Ort der Nächstenliebe

Ein gemaltes Bild in der Caritas. (Foto: Johanna Müller)
Ein gemaltes Bild in der Caritas. (Foto: Johanna Müller)

Die Caritas war ein sehr wichtiger Ort für mich. Ich habe dort christliche Nächstenliebe gespürt, wie noch nie zuvor. Die Verantwortlichen in der Caritas, aber auch alle haupt- oder ehrenamtlichen Mitarbeitenden haben sich jeden Tag mit ganzem Herzen um die Besuchenden gekümmert und sichere Räume geschaffen. Ich war jeden Tag aufs Neue von der Hingabe und der Menschenliebe, die bei der Caritas gelebt wird, beeindruckt. Egal, welche Herkunft, welche Konfession, welches Geschlecht: alle Menschen wurden so akzeptiert, wie sie sind.

 

Bei der Caritas erlebte ich auch viele sehr emotionale Momente. Wenn die Besuchenden wieder Lieder schmetterten und durch die Räume tanzten, hätte wohl niemand gedacht, welches Schicksal die Menschen zusammengebracht hat. Aber wenn Freitagnachmittag Frauen zusammenbrachen, weil sie am Tag zuvor ihren Sohn im Krieg verloren haben, wurde dieses Schicksal wieder sehr deutlich. Leid und Freude waren an diesem Ort so nah beieinander. Das war auch für mich oft sehr herausfordernd. Mit meinen beiden Mitfreiwilligen Johanna und Alexandra habe ich viel über diese Situationen gesprochen, was mir sehr geholfen hat.

Der Beginn des Winters

Als es in den Novembermonaten immer dunkler wurde, entdeckte ich die Eislaufbahn für mich. 800m von unserem Häuschen entfernt, befindet sich nämlich das Stadion von Uppsala, das auch eine frei zugängliche Eisfläche hat. Ich ließ mir meine Schlittschuhe zuschicken und los gings. Das Schlittschuhlaufen wurde ein richtiges Hobby für mich. Jedes Mal, wenn ich nach der Arbeit noch ein freies Stündchen hatte, schnappte ich mir meine Schlittschuhe und übte. Nun kann ich mit stolz sagen, dass ich so einige Tricks beherrsche, allerdings immer noch nicht ansatzweise so gut bin, wie ein durchschnittlicher schwedischer Grundschüler.

Die haben`s nämlich so richtig drauf!

Es weihnachtet

Die aufkommende Dunkelheit hatte auch zur Folge, dass in jedem Fenster die berühmten Lichterbögen aufgestellt wurden. Generell wurde in Schweden schon recht früh weihnachtlich dekoriert, was für eine sehr gemütliche Stimmung sorgte und die dunkle Zeit sehr viel erträglicher machte. Die Vorweihnachtszeit war ziemlich magisch. Ich habe das Gefühl, dass diese Zeit von den schwedischen Menschen viel bewusster genossen und zelebriert wird. Vielleicht ist man darauf auch angewiesen, wenn es schon um halb drei stockduster ist. Jedenfalls war der Dezember nur so gefüllt von Weihnachtsfeiern, „Julbord“ (Weihnachtsessen) und gemütlicher Fika.

 

Weihnachtsfest in Vadstena und Silvester in Stockholm

Die PiN-Freiwilligen an Weihnachten. (Foto privat)
Die PiN-Freiwilligen an Weihnachten. (Foto privat)

Zum Weihnachtsfest trafen wir uns mit vielen der PiN-Freiwilligen in Vadstena. Es war superschön, so viele bekannte Gesichter wiederzusehen und auch, wenn wir uns vorher erst einmal beim Vorbereitungs-seminar kennengelernt haben, verband uns so viel, dass es sich anfühlte, als würde ich alte Bekannte wieder treffen. Die Freiwilligen aus Vadstena haben alles gegeben, um uns ein wundervolles Weihnachtsfest zu bieten.

 

 

Wir hatten ein ausgezeichnetes Weihnachtsessen, sangen Weihnachtslieder, machten Spaziergänge durch die Winterlandschaft und hatten jede Menge Spaß. Das Weihnachtsfest wird mir für immer in Erinnerung bleiben.

Zu Silvester trafen wir uns wieder in Stockholm. Wir übernachteten mit 18 Leuten im Jugendkeller der Gemeinde, direkt am Kungsträdgården, mitten in Stockholm. Dadurch hatten wir nicht nur das ganze Geschehen um uns rum, wir hatten auch Zeit, um den Freiwilligen aus den anderen Ländern die Stadt optimal zu zeigen. An Silvester feierten wir lange und sahen uns um Mitternacht das Feuerwerk über Gamla Stan (der Altstadt) an. 

Winter, Winter, Winter

Nach den Höhepunkten Weihnachten und Silvester kehrte der Alltag wieder ein. Ich fand mich wieder im Alltagstrott und merkte, dass der Winter und die Dunkelheit so schnell noch nicht vorbei sein werden. Um in dieser Zeit nicht in gedrückte Stimmung zu verfallen, entschied ich mich aktiv, neue Leute und Hobbies zu suchen. Dafür waren die Nations in Uppsala perfekt. Die Nations sind Studierenden-Vereinigungen, die viele Aktivitäten anbieten. Zum einen gibt es Sportangebote, Spielabende, Ausflüge, aber auch Pub- und Clubabende. Ich ging zu einigen der Veranstaltungen und lernte so neue Leute kennen, die mich auch heute noch begleiten.

Valborg & endlich Frühling

Es dauerte noch eine Weile, bis die Tage wieder länger und wärmer wurden. Aber Ende April hatten wir es endlich geschafft: Valborg (Walpurgisnacht) stand vor der Tür! An Valborg wird der Frühlingsanfang gefeiert. Und es gibt keinen besseren Ort, an dem man zu dieser Zeit sein könnte, als in Uppsala. Valborg in Uppsala ist legendär. Es treffen sich 100.000 Menschen, hauptsächlich Studierende, in der Innenstadt und feiern gemeinsam. Es gibt ein riesiges Picknick im Park des Ekonomikum (der Wirtschaftlichen Fakultät), ein Bootsrennen auf dem Fluss Fyrisån, ein großes Lagerfeuer in Gamla Uppsala und abends geht es in die Clubs der Nations. Valborg ist einzigartig und ich bin so froh, dass ich es miterleben durfte.

MIDSOMMAR

Das schwedische Volksfest Midsommar wurde von uns auch ausgiebig gefeiert. Wie schon zu Weihnachten trafen wir Schweden-Freiwillige uns in Vadstena und versuchten das Midsommarfest so schwedisch wie möglich zu feiern. Wir flochten Blumenkränze, tanzten um die Midsommarstång (Maibaum), aßen Jordgubbstårta (Erdbeerkuchen) und zum Abend grillten wir. Es war wie ein großes Familienfest und wirklich wunderschön.

Reise nach Norwegen

Johanna,Theo, Jonas und Greta (v.l.) genießen die Aussicht auf Bergen. (Foto privat)
Johanna,Theo, Jonas und Greta (v.l.) genießen die Aussicht auf Bergen. (Foto privat)

Gegen Ende meines PiNs nutzen meine Mitfreiwillige Johanna und ich die Urlaubstage, die wir hatten, um weitere Freiwillige in Norwegen zu besuchen. Wir machten einen Stopp in Oslo und besuchten dort Charly im Katharinahjemmet. Mit Charly hatten wir eine super Stadtführerin und besichtigten wirklich alles Sehenswerte in der Stadt. 

Aber auch die Freiwilligen aus Bergen, denen wir ebenfalls einen Besuch abstatteten, hatten ein hervorragendes Programm für uns ausgesucht. Wir bestiegen den Fløyen, einen der sieben Stadtberge, erkundeten die Innenstadt und machten einen Roadtrip durch die Berge und badeten in einem Fjord. Da ich von Schweden doch eher plattes Land gewohnt war, beeindruckte mich die Natur in Norwegen mit all den Bergen sehr.

Arbeitseinsatz auf Gotland

Das Haus der Jesuiten auf Gotland.
Das Haus der Jesuiten auf Gotland.

Einen ganz besonderen Arbeitseinsatz hatten wir Anfang Juni, als wir einen lehrenden Jesuiten des Newmaninstituts bei einem Retreat unterstützten. Unsere Aufgabe war es für die Retreat-Teilnehmenden zu kochen. Zwischen den Mahlzeiten hatten wir aber immer wieder Zeit, um Visby und die Umgebung zu erkunden. Das Highlight war auf jeden Fall der Sonnenuntergang jeden Tag. Wir hatten sehr viel Glück mit dem Wetter, denn es waren jeden Tag ca. 20 Grad und strahlend blauer Himmel. Und so eilten wir jeden Abend nach dem Abendessen an die Küste und genossen den Sonnenuntergang. 

Aber auch die mittelalterliche Altstadt von Visby hat es mir echt angetan. An jeder Ecke findet sich eine neue Steinruine und die meisten kann man auch gut besichtigen. Ich kenne kaum einen Ort, der so schön ist wie Visby im frühen Juni!

Tack Sverige!

Alles in allem kann ich sagen, dass ich sehr froh bin, dass ich dieses Auslandsjahr absolviert habe. Die vielen Erfahrungen und Erlebnisse waren für mich sehr besonders und ich habe viel daraus gelernt. Besonders dankbar bin ich den vielen lieben Menschen, die ich in dieser Zeit kennengelernt habe, und die mich durch das vergangene Jahr begleitet haben. In Schweden, das Land und die Leute habe ich mich so sehr verliebt, dass ich schon nach zwei Monaten wieder zu Besuch dort war.

 

Von daher: Bis bald, Sverige! Vi ses!

 

 

Greta

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