10 Monate PIN in Uppsala

Greta und Johanna am Vätternsee (v.l.). (Foto: Ricarda Clasen)
Greta und Johanna am Vätternsee (v.l.). (Foto: Ricarda Clasen)

Ein Sommertag ließ mich (fast) den ganzen Winter vergessen: Es ist der 23. Juni 2023, wir sitzen auf ein paar Steinen am Vätternsee und schauen der Sonne zu, wie sie im Wasser versinkt, bevor sie in knapp fünf Stunden schon wieder am Horizont aufgehen wird.

Midsommar in Schweden. Ein Traum wird wahr.

 

 

 

Aller Anfang ist Herausforderung

Und zugleich heißt das: Meine 10 Monate in Skandinavien sind vorbei. Schon früh hatten wir Schweden-Praktikantinnen geplant, uns zum Midsommarfest noch einmal in Vadstena zu treffen, das mir mittlerweile schon ganz vertraut geworden war.

Ich kann mich noch gut erinnern wie wir, kurz nachdem meine Mitpraktikantin Greta und ich in Uppsala angekommen waren, mit unserer Mentorin Ricarda und Bulli UWE aufbrachen, um zu einem Wochenende der schwedischen katholischen Jugend in Vadstena zu fahren.

 

Die ersten Wochen in Schweden waren unglaublich spannend, abwechslungsreich und zugleich super herausfordernd. Täglich lernten wir neue Menschen und Orte kennen, uns wurden Abläufe und Aufgaben erklärt. Dazu kam die neue Wohnsituation in einer internationalen Studierenden-WG mit zeitweise bis zu acht Mitbewohner:innen.

Routinen am Newman-Institut

Doch nach einiger Zeit stellte sich langsam etwas Alltag ein. Dann begann unsere Woche mit der "måndagsmöte", der Besprechung aller Mitarbeitenden am Newman-Institut. Wir kauften Kekse, Obst und Kaffee für das hauseigene Café ein, verteilten Post im Haus und wuschen Bettwäsche für die Gästezimmer. Schon bald waren wir mit der Organisation einiger kleiner Konferenzen befasst, die im Herbst nach der langen Corona geschuldeten Pause am Institut stattfanden. Dabei hatten wir Praktikantinnen den Überblick über die Anmeldungen, sorgten dafür, dass alle Teilnehmenden ein Namensschild erhielten und hatten im besten Fall auch noch auf dem Schirm, wann wir wo das Mittagessen beim Caterer abholen mussten. Diese Veranstaltungen, so stressig sie manchmal auch waren, haben aber echt Spaß gemacht und uns als Team auch schnell zusammengeschweißt.

Alltag in neuer Umgebung

Die Tage wurden kürzer, der Alltag routinierter. In unserer Freizeit fingen wir an, Uppsala und die Wälder in der Umgebung zu erkunden. Mittwochs machten wir Yoga unter Kronleuchtern in einer der "Nations" (Nations sind Vereinigungen, die das ganze Studi-Leben in Uppsala organisieren und diverse Aktivitäten anbieten – von Sportarten über Partys bis hin zu Sprachcafés und Mittagsbuffets). Das ein oder andere Mal hockten wir bis spät in die Nacht in der Wohnküche unserer WG, die mitten in der Stadt liegt.

Der Schlafmangel wurde dann oft durch einen "Nap" im "pendeltåg" auf dem Weg nach Stockholm aufgeholt, wo meine zweite Einsatzstelle war.

Ein ganz besonderer Ort

Der "Caritas Mötesplats", mitten auf der Insel Södermalm gelegen, ist ein Begegnungsort für Geflüchtete und Bedürftige. Dort erhalten sie u.a. Unterstützung in juristischen und medizinischen Fragen, zudem werden Schwedisch-Kurse für verschiedene Anfänger-Gruppen angeboten. Unsere Aufgabe war es deshalb, Fika für die Pausen, sprich reichlich Kaffee und Tee sowie Sandwiches und Obst, vorzubereiten. Auch wenn diese Aufgaben auf Dauer etwas eintönig waren und zeitweise gar nicht genug Arbeit für so viele Volontär:innen war, habe ich den Mötesplats sehr lieb gewonnen. So eine herzliche Atmosphäre wie an diesem Ort hatte ich vorher noch nirgendwo erlebt. In dem offenen Raum mit großem Fenster konnte man auf den katholischen St. Eriks-Dom schauen und im Winter herrlich die durch die Luft tänzelnden Schneeflocken beobachten, bevor sie auf die schon matschige Straße fielen. Wie oft saß ich dort mit Greta und verschiedenen Leuten aus dem Team bei einer Tasse Kaffee und habe mich über Gott und die Welt unterhalten.

Nach der Arbeit habe ich mich häufig durch Stockholm treiben lassen. Im Advent, als es schon dunkel war, wenn wir mit der Arbeit fertig waren, habe ich die Weihnachtsbeleuchtung bestaunt. So dunkel und lang der Winter in Skandinavien auch ist, mich hat es wirklich glücklich gemacht, zu sehen, wie schön es sich die Schwed:innen machen: Da stehen Lichterbögen in jedem Fenster, egal ob Autowerkstatt, Schule oder Eigenheim. Und in Uppsala haben wir das Tageslicht ausgenutzt und waren in der Mittagspause Schlittschuhlaufen. So ließ es sich aushalten.

Tiefer Winter und neue Ideen

Nachdem wir Weihnachten mit einigen Praktikant:innen zusammen in Vadstena gefeiert hatten und meine Familie mich über den Jahreswechsel besucht hatte, war es schwierig, wieder in den Alltag zu finden. Ohne Weihnachtsbeleuchtung, Vorfreude und Basteleien war der Winter plötzlich trist.

So entschied ich mich, mir endlich einen Chor in Uppsala zu suchen. Ich fand die "Schola Cantorum", den Studierenden-Chor am Dom zu Uppsala, der mich herzlich aufnahm. Von da an ging ich wöchentlich zur Chorprobe, lernte wieder etwas mehr Schwedisch und nebenbei auch die "Svenskakyrkan" (die schwedische evangelisch-lutherische Kirche) immer mehr kennen und lieben. Zu meinen Erlebnissen mit diesem Haufen junger, musikalischer Menschen zählten ein Workshop mit der berühmten britischen Chorgruppe voces8 und ein Tagesausflug zu einem idyllischen Schloss, wo wir abends ein Konzert hatten.

Meine Erfahrungen in der Diaspora

In der "Svenskakyrkan" konnte ich das erleben, was ich von zu Hause aus meiner katholischen Gemeinde kannte - wenn auch nochmal auf ganz andere Weise: die feierliche Liturgie und viel Kirchenmusik. Im Kontrast dazu die kleine katholische Kirche in Schweden zu erleben, war wirklich spannend. Ein großer Vorteil der Diaspora: man kennt sich. Schon bald kannten wir die "wichtigsten" Personen im Bistum und bei diversen Veranstaltungen traf man die gleichen Leute immer wieder.

Alexandra, Anna, Johanna und Greta beim julbord. (Foto: privat)
Alexandra, Anna, Johanna und Greta beim julbord (v.l.). (Foto: privat)

Beeindruckt hat mich, wie selbstverständlich wir als "die deutschen Praktikant:innen" vom Bonifatiuswerk zum "julbord", der klassischen schwedischen Weihnachtsfeier, oder zum Sommerfest eingeladen wurden.

 

Beides wirklich tolle Feste, bei denen wir besonders im Hinblick aufs Essen schwedische Kultur par excellence erleben durften.

“On the road” - oder eher “on the track”?!

Greta und ich waren in den zehn Monaten auch mehrfach unterwegs. Zweimal bereisten wir das Nachbarland Norwegen, und unterschiedlicher hätten diese Reisen nicht sein können: Im Februar fuhren wir mit dem Nachtzug nach Narvik, um einen Freund zu besuchen. Die Tage jenseits des Polarkreises waren bei tief über dem Fjord hängenden Wolken, Dunkelheit und starkem Schneefall eine ziemliche Herausforderung. Dafür wurden wir auf der Rückfahrt mit Nordlichtern belohnt. Anfang Mai brachen wir nach Oslo auf, um unsere Mitfreiwillige Charleen zu besuchen, bevor es wiederum mit dem Zug weiter nach Bergen ging.

Insbesondere in Bergen durften wir ein sonniges, traumhaftes Norwegen erleben. Ich habe es sehr genossen, während meines "PIN" überall in Nordeuropa Anlaufstellen zu haben und Leute zu kennen, bei denen man unterkommen kann und die einem bestes Touri- Programm liefern können. Ganz großes Plus!

Erkenntnisse, Learnings - ein Fazit

Nicht zuletzt auf den vielen Reisen und an den in verschiedenerlei Hinsicht dunklen Tagen war es so hilfreich, nicht allein zu sein. Greta und ich kannten uns vorher nicht, sind aber mit der Zeit ein super Team und Freundinnen geworden.

Und dann wären da noch ein paar andere Learnings, die ich aus dem letzten Jahr mitnehme.

Erstens: Es kann einen auch stressen, wenn man nicht genug zu tun hat. Zweitens: Ja, ich habe auch Schwedisch gelernt, vor allem kann ich nun sehr viel verstehen. Aber Englisch war in meinem PIN mindestens genauso wichtig. Auch deshalb, weil es die Hauptsprache in unserer WG oder bei der Caritas war. Das hat mich einen großen Schritt weitergebracht und wird sich wohl auch in Zukunft als nützlich erweisen.

Drittens: Schweden ist einfach cool und nur wenn man längere Zeit an einem Ort lebt, kann man ein Land so intensiv und von verschiedenen Seiten kennenlernen. Das ist wirklich einmalig und eine sehr besondere Erfahrung, die mich geprägt hat.

Johanna

 

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