So vielfältig die Einsatzstellen waren, so vielfältig waren die Erfahrungen der Freiwilligen. Das ist bei dem ersten Rückkehrerseminar für die Praktikantinnen und Praktikanten des Bonifatiuswerkes deutlich geworden.
19 jetzt ehemalige Freiwillige des "Praktikums im Norden" konnten zwei Tage lang gemeinsam ihren Auslandsaufenthalt in Schweden, Norwegen, Dänemark, Island, Lettland und Estland reflektieren.
Einordnen und reflektieren
"Wir haben uns bewusst für so ein Seminar entschieden. Es hat den Freiwilligen die Möglichkeit geboten, die unterschiedlichsten Erfahrungen untereinander zu teilen, sich gegenseitig zu stärken und die erlebten Dinge einzuordnen. Diese gemeinsame Zeit hat auch den Spirit des Praktikums vor Ort ein Stück weit wieder aufleben lassen", erklärt die Programm-Verantwortliche Marisa Grummich.
Was war dein schönstes Erlebnis? Was hast du über dich gelernt? Was nimmst du für deinen weiteren Lebensweg mit? Auf diese Fragen wurden in der persönlichen, aber auch gemeinsamen Reflexion Antworten gegeben.
Prägende Erfahrungen in Einsatzstellen
"Ich habe mich im Kloster Katarinahjemmet in Oslo sehr wohlgefühlt. Gerade in den karitativen Projekten wie der Suppenküche in der Gemeinde St. Olav habe ich gemerkt, dass alle willkommen sind, egal welcher Religion sie angehören. Das macht für mich Nächstenliebe aus", berichtet die Studentin Charleen über ihre Zeit in Norwegen.
"Das regelmäßige Bibellesen habe ich in Rättvik genossen. Gemeinsam haben wir in die Bibel geschaut und jeder konnte sich frei äußern, was er mit den gehörten Versen persönlich assoziiert, ohne dass es anderweitig kommentiert wurde", erinnert sich die Studentin Katharine, die ihr Praktikum im Exerzitien-, Retreat- und Meditationszentrum Stiftelsen Berget in Schweden verbracht hat.
Eine Heimat auf Zeit
Ob beim gemeinsamen Essen mit dem Bischof in Trondheim, dem Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen oder dem Eisbaden in den nordischen Fjorden, für alle Teilnehmenden stand fest, dass sie in Nordeuropa und dem Baltikum eine unvergessliche Zeit verbracht und in ihren Einsatzstellen eine Heimat auf Zeit gefunden haben.
Eindrücke des Treffens
Katholische Kirche bewegt
Mit Blick auf das Wirken und Handeln der katholischen Kirche in den jeweiligen Einsatzländern waren sich viele Freiwillige einig, dass sie vor Ort in der Diaspora eine eher traditionell geprägte und internationale Migrantenkirche erlebt und verschiedene Gestaltungsformen von Gottesdiensten kennengelernt haben. Auch unterschiedliche Wahrnehmungen zum Reformprozess des deutschen "Synodalen Weges" konnten beobachtet werden.
Der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes Monsignore Georg Austen gab den jungen Menschen mit auf den Weg, dass sie nicht nur mit der deutschen Brille auf die Situation der katholischen Diaspora-Kirche in Nordeuropa und dem Baltikum blicken sollten. "Die Erfahrungen sind sehr unterschiedlich und es gibt keine 'deutsche Kirche', sondern wir sind Weltkirche mit verschiedenen Mentalitäten, Lebensweisen und Kulturen. Das ist Bereicherung und Herausforderung zugleich. Darüber hinaus erleben wir aktuell eine kirchliche Situation, die von Umbrüchen, Unsicherheiten und auch einer Zerrissenheit geprägt ist. Daher ist es unerlässlich, dass wir grenzüberschreitend immer wieder darüber ins Gespräch kommen, wir uns über die Gemeinsamkeiten und Inhalte des Glaubens sowie über existentielle Fragen austauschen."
Mehr als nur ein Praktikum
Zum Abschluss wurde gemeinsam Gottesdienst gefeiert, der von dem ehemaligen Bergen-Praktikant Raphael am Keyboard musikalisch begleitet wurde.
Ebenfalls erhielten die Praktikantinnen und Praktikanten ein Abschlusszeugnis von Bonifatiuswerk-Referentin Marisa Grummich. Monsignore Georg Austen machte in seinem Impuls deutlich, dass die jungen Menschen jetzt nicht in ihre alte Routine verfallen, sondern die wertvollen Erfahrungen, genauso wie die Herausforderungen für sich annehmen sollten. "Seien Sie neugierig und offen und tragen Sie die Erlebnisse und Begegnungen in Ihrem Herzen als Inspiration für Ihren weiteren Lebensweg", so Austen.
Die Teilnehmenden waren alle dankbar für den Austausch während dieses zweitägigen Seminars. Dass sie auch über das "Praktikum im Norden" weiterhin in Kontakt bleiben, das war deutlich während dieser zwei gemeinsamen Tage in Paderborn zu spüren. Pläne für das erste Ehemaligentreffen wurden ebenfalls schon besprochen.
(thmei)