Mehr als drei Monate lebe ich nun hier in Vadstena. Das bedeutet: direkt am "Vättern" im Gästehaus in einer witzigen WG mit Friederike wohnen und arbeiten.
Aber auch neue Einsatzstellen organisieren und arbeitstechnische Umbrüche erleben - und das als Stadtmensch in einem kleinen Örtchen.
Alltag heißt Routinen überbewerten
8 Uhr Frühstück für die Gäste, 10:30 Uhr Fika und 11:15 Uhr Non. Mittlerweile habe ich die Struktur hier verinnerlicht. Im Gästehaus bereiten wir Frühstück vor, puzzeln das Geschirr in die Spülkörbe, backen Brot und Kuchen fürs Kirchenkaffee und putzen. Ansonsten helfen wir bei allen Aufgaben, die gerade anfallen: Wände streichen, im Garten arbeiten oder bei den ganzen Renovierungsarbeiten unterstützen.
Diese Routine wird zuverlässig unterbrochen: Einerseits durch Besinnungswochenenden, an denen die Gäst*innen in Schweigen und Stille leben wollen und wir den ganzen Tag beim Essen helfen und für Sauberkeit sorgen.
Andererseits durch die Zusammenarbeit des Gästehauses mit dem Klosterhotel, wodurch es einige Umstellungen gibt.
Neue Einsatzstellen
Außerdem haben wir uns mit der Suppenküche und dem Fritidshemmet "Tussilagon" zwei neue Einsatzstellen gesucht.
Seit März helfen wir immer dienstags beim "Sopplunchen" der Vätternkyrkan, wohin vor allem ältere Menschen für ein leicht erschwingliches Mittagessen und für Gesellschaft kommen. Für einer Geburtstagsfeier durften wir eine traditionelle Smörgastårta zubereiten.
Im Fritidshemmet betreuen wir jeweils einmal die Woche Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren. Wir holen sie mit von der Schule ab, essen gemeinsam und spielen drinnen wie draußen alles Mögliche. Insbesondere diese Arbeit bereitet mir viel Freude, weil ich die Möglichkeit habe, mit Kindern zu arbeiten, mein Schwedisch deutlich zu verbessern und ganz andere Dinge über Schweden zu lernen.
Keine Langeweile im kleinen Örtchen
Auch auf der Suche nach Hobbies bin ich mittlerweile fündig geworden. Im Verein "Vadstena GIF" spiele ich Fußball und habe mittlerweile auch die Lizenz, Punktspiele mitzuspielen. Seitdem schaffe ich es leider nicht mehr, zum Ju Jutsu Training zu gehen.
Aber diese Kampfsportart zu entdecken, hat viel Spaß gemacht! In Motala spiele ich im Blasorchester und habe bereits bei ersten Auftritten und Märschen mitgespielt.
Ab und zu spielen wir auch gerne Gesellschaftsspiele mit Schwester Katharina. Außerdem statte ich der Bibliothek regelmäßig Besuche ab. Generell bin froh, dass ich durch regelmäßiges Reden bei den neuen Einsatzstellen und Hobbies, sowie Büchern, Serien und Podcasts mittlerweile fast alles verstehe und kaum ins Englische wechsle.
Ansonsten hat die Natur einiges zu bieten. Wir haben Polarlichter gesehen, waren Eisbaden und haben erste Fahrradtouren mit dem Tandem unternommen.
Reisen, Reisen und nochmals Reisen
Wann immer ich frei habe, versuche ich, die Gegend zu erkunden. Gemeinsam mit anderen Volontär*innen bin ich schon viel herumgekommen.
Nach gerade einmal drei Wochen in Schweden sind Friederike und ich gemeinsam mit Jule, Anna, Alexandra und Amelie nach Helsinki geflogen und haben die finnische Hauptstadt und Turku erkundet. Für einen Tag sind wir außerdem mit der Fähre rüber nach Tallinn gefahren und haben dort bei einer PiN-Reunion Aika, Raphael, Jonas und Theo getroffen.
Dank der Kontakte zu anderen Volontär*innen können wir nicht nur zusammen viel erleben, sondern haben die wunderbare Möglichkeit, uns gegenseitig in ganz Skandinavien zu besuchen und dadurch einfach viele Städte zu sehen.
Bisher habe ich Anna und Alexandra in Marielund auf Ekerö ganz in der Nähe des Young Royals Schlosses besucht, Greta, Johanna und Ricarda in der tollen Student*innenstadt Uppsala und Amelie in Stockholm. Weitere Reisen sind bereits geplant.
Feste feiern auf Schwedisch
Über Ostern war hier einiges los: ehemalige Volontärinnen kamen zu Besuch, sowie Ostervolontärinnen aus Schweden und viele Gäste. Dementsprechend gab es einiges zu tun. Aber es war spannend, die ganzen Menschen kennenzulernen, die es oft immer wieder nach Vadstena zieht, sowie Ostern im Kloster und in Schweden mit eigenen Traditionen zu erleben.
So wie der April aufgehört hat, hat der Mai begonnen. Mit dem Blasorchester Vadstena habe ich am Abend des 30. April das traditionelle Valborgfest mit einem kleinen Marsch eingeläutet. Walpurgisnacht wird in Schweden mit vielen Feuern und Märschen sehr groß gefeiert. Am darauffolgenden Tag ging es für mich und meine Flöte früh morgens dann wieder durch Vadstena, um den alljährlichen Marsch zum 1. Mai, dem Tag der Arbeit, zu spielen. Bei den Feierlichkeiten, die mir aus Deutschland in der Form nicht so vertraut waren, gleich einen aktiven Teil zu übernehmen, hat Spaß gemacht und mir wieder neue Einblicke in die Kultur verschafft.
Frühlingsgefühle
Wenn ich immer wieder in der Stadt Menschen treffe, die ich kenne und die mich kennen, wenn ich auf meinen Jogging- und Fahrradrunden direkt an Schafen und Pferden vorbeikomme und mit dem beeindruckenden Blick auf den See aufwache und einschlafe – dann lerne ich das ländliche Umfeld langsam zu schätzen. Und mit so viel weiteren Erlebnissen kann es gerne in den nächsten rund zwei Monaten, die ich hier noch bleiben werde, weitergehen.