Zwischenbilanz nach fünf Monaten Abenteuer und Alltag

Das Logo des Bonifatiuswerks ist fast überall an katholischen Orten zu finden.
Das Logo des Bonifatiuswerks ist fast überall an katholischen Orten zu finden.

Auch für mich ist jetzt Halbzeit. Ich bin jetzt schon seit fünf Monaten in Oslo und schaue mit gemischten Gefühlen auf mein Praktikum. Vieles ist sehr anstrengend und kostet mich viel Energie. Aber es gibt auch echt schöne Momente. Manchmal wird es aber erst im Nachhinein klar. 

Fünf Monate in Oslo. Fünf Monate Neues entdecken, die Sprache lernen, arbeiten, lachen, schimpfen und hinterfragen.

Fünf Monate befinde ich mich schon hier in einem Status, den ich normalerweise als "zwischen Studium und Arbeit" umschreibe. Eine Zwischenzeit also. Doch hat sie eigentlich die Berechtigung, DIE Zeit zu sein?

Was bringt die Zukunft?

Ich denke, manchmal fällt es mir schwer, den Moment zu genießen, weil ich mit dem einen Fuß bereits wieder in Deutschland stehe. Denn nach dem Praktikum erwartet mich die Arbeitswelt. Deshalb bin ich bereits auf Jobsuche und frage mich, wo es mich eigentlich hinzieht. Ähnliche Erzählungen gab es für mich an Silvester zu hören, das wir mit vielen anderen PiN-ler:innen gemeinsam gefeiert haben. Einige kümmern sich zum Beispiel schon darum, einen Studienplatz zu finden.

Ein schwieriger Winter

Ich habe es vor dem Antritt meiner Reise bereits gesagt bekommen: Der Winter kann schwierig werden. Tatsächlich war es von November bis Januar teilweise äußerst schwierig. Vor allem die dauerhaften Regentage oder die schnelle Dunkelheit ließen mich an meine Grenzen stoßen. Umso mehr habe ich gelernt, die hellen Tage zu genießen und viel rauszugehen. Auch, wenn es dann meist nur für ein bis zwei Stunden war, merkte ich etwas mehr Energie in meinen Körper strömen. Jetzt wundert es mich nicht mehr, so viele Menschen draußen zu sehen, wenn die Sonne auch nur kurz zum Vorschein kommt. 

Gewohntes ist wichtig

Das Training gibt mir viel Energie und man lernt neue Menschen kennen
Das Training gibt mir viel Energie und man lernt neue Menschen kennen

Wenn ich in eine andere Stadt ziehe, ist mir immer wieder sehr schnell klar geworden, dass es Gewohntes braucht, um sich auf Neues einlassen zu können. Denn durch das Gewohnte bekomme ich mehr Sicherheit und habe mehr Energie, Neues zu wagen. Nach dem ersten Kulturschock habe ich mich entschlossen, einen Kickboxverein aufzusuchen. Ein Sport, den ich seit zehn Jahren betreibe und der seitdem immer ein wichtiger Teil meines Lebens ist. 

Erwartungen und Realität

Noch nie zuvor gesehen - Regenbogenwolken
Noch nie zuvor gesehen - Regenbogenwolken

Bevor ich mein Auslandsjahr in Oslo angetreten habe, habe ich Einiges erwartet. Zum Beispiel dachte ich, dass die Polarlichter im Winter allgegenwärtig sind. Doch Oslo liegt zu südlich, als dass man dies erwarten kann. Außerdem spielt das Wetter auch eine große Rolle. Dafür konnte ich aber durch Zufall regenbogenfarbene Wolken sehen, die kurz am Himmel zu erkennen waren. Dieses überraschende Naturspektakel bleibt mir noch lange in Erinnerung!

Kolsastoppen in Oslo.  (Foto: Mathis)
Kolsastoppen in Oslo (Foto: Mathis)

Eine zweite große Erwartung war, dass mir durch das Praktikum klarer wird, wo ich beruflich hin möchte. Einen konkreten Traumjob habe ich nicht gefunden, jedoch eine Tendenz. Das zu akzeptieren, fällt mir teilweise immer noch schwer. Aber ein Auslandsjahr klärt eben nicht alle Fragen meines Lebens. Es ist eine Zeit, in der ich viele Erfahrungen sammeln, mich ausprobieren und mich selbst reflektieren kann. Auch zu der Frage, was mir im Leben wichtig ist. Manche Dinge aus meinem Heimatland lerne ich anhand der Erfahrungen in Oslo mehr zu schätzen.

Ein anderer Blickwinkel hilft

Der Besuch einer Freiwilligen aus Berlin, die drei Wochen in Sta. Katarinahjemmet mitgelebt und mitgearbeitet hat, ließ mich stärker erkennen, was ich eigentlich schon alles erleben durfte. Ich war zum Beispiel noch nie in so kurzer Zeit in so vielen Museen wie hier. Skispringen habe ich auch noch nie live gesehen, bevor ich nach Oslo kam. Ich habe Orte wie Lillehammer, Stockholm, Bergen oder Skien besucht. Und auch meine Sprachkenntnisse haben sich deutlich verbessert. Ich kann bereits einfache Konversationen führen. Das macht mich schon ein wenig stolz.

Kleine Ziele setzen

Die Bahnstrecke nach Bergen bietet einen traumhaften Panoramablick.
Die Bahnstrecke nach Bergen bietet einen traumhaften Panoramablick.

Mein Ziel für die nächsten verbleibenden Monate ist, meinen Arbeitsalltag und mein Hobby weiterzuführen, in weiteren caritativen Projekten, wie die Stadtmission, reinzuschnuppern und ab Frühjahr Mittelnorwegen zu erkunden, wenn mein Praktikumspartner Mathis sein "PiN" (Praktikum im Norden) bei den Trappisten in Munkeby fortsetzt. Auch der Nationalfeiertag am 17. Mai wird ein kleines Highlight werden, vor allem in der Hauptstadt.

 

Kleine Ziele zu setzen und die Realität so zu akzeptieren, wie sie ist, ist ein bedeutender Teil meines Lernweges hier im "PiN". Ich kann und werde nicht alles erleben, was man in Norwegen erleben kann. Aber ich kann meine Zeit genießen lernen.

Charly

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Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e.V. 

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