Februar, das ist jetzt schon mein siebter Monat in Riga. Das bedeutet, dass die Hälfte meines Praktikums schon vorbei ist. Oft fühlt sich meine Zeit hier noch gar nicht so lange an, doch wenn ich darauf zurückschaue, was Martha und ich hier schon alles erlebt haben, merke ich, dass ich schon wirklich viel Zeit hier verbracht habe.
Unsere To-Do-Liste hat neben vielen Häkchen auch viele neue Punkte dazubekommen, gerade auch jetzt, da wir wissen, dass wir tatsächlich bis Sommer bleiben dürfen, was vorher noch nicht ganz klar war (wegen Umstrukturierungen in der Einsatzstelle).
Das Land entdecken
Wir haben uns zum Beispiel schon durch viele Museen in Riga geschlagen (neulich erst waren wir mit Marthas Schwestern, die zu Besuch waren, im Okkupationsmuseum) oder wir haben unser kulinarisches Wissen erweitert. In unseren bisherigen 3 Arbeitsstellen, der Kerzenwerkstatt, dem Autismuszentrum und der Schule haben wir uns seit Langem sehr gut eingefunden und nun auch unseren Lettischkurs beendet. Wir versuchen oft, uns mit den erlangten Kenntnissen durchzuschlagen.
Für das winterliche Feeling
Seit Mitte November gab es Schnee, was die immer weniger werdenden Sonnenstunden und die Kälte, die damit einherging, erträglicher machten. In der Adventszeit haben wir unsere Pfefferkuchenbackkunst perfektioniert. Der Pfefferkuchen ist hier das typische Weihnachtsgebäck. Wir haben uns die Zeit heimeliger gemacht, indem wir bekannte Weihnachtslieder von zu Hause sangen und unsere deutschen Adventsgewohnheiten in den Advent miteinbezogen haben: Spekulatius essen, Plätzchen backen mit Schwester Hannah und Räuchermännchen anzünden. Im Dezember haben wir das erste Mal etwas Urlaub gemacht. Wir sind zu den Mädels nach Estland gefahren, die uns im Oktober besucht hatten, und lernten so nun auch Tartu und Tallinn kennen.
Weihnachten und der Start ins neue Jahr
Weihnachten haben wir zusammen mit den Schwestern verbracht, haben Heiligabend gemeinsam gegessen und im Gottesdienst einstudierte Weihnachtslieder für die Gemeinde gesungen. Vorher haben wir im lettischen Wald noch zwei Weihnachtsbäume geschlagen. Hier darf sich nämlich jeder Haushalt zu Weihnachten einen Baum schlagen. Wir gehen regelmäßig in den internationalen Gottesdienst in der Maria-Magdalena-Kirche. In die dazugehörige Jugendgruppe haben wir uns ebenfalls gut eingefunden. Dort treffen wir uns wöchentlich, bereiten uns derzeit auf den Welt-Jugend-Tag vor und haben die Möglichkeit, auf viele junge Gleichgesinnte zu treffen.
Silvester in Malta
Durch eine der beiden Schwestern fanden wir auch die Inspiration für unseren Urlaub in Malta. Dort haben wir Silvester gefeiert und die Batterien wieder vollgetankt, vor allem mit der viel zu lange nicht gespürten Sonne, die uns bei 18 Grad ins Gesicht schien. Auch wenn auf der Hauptinsel von Malta ein Feuerwerk zu sehen war, erlebten wir Silvester eher akustisch, indem um 00:00 Uhr plötzlich alle Autos und Schiffe anfingen, zu hupen und die Menschen vor Freude jubelten, schrien und pfiffen.
Immer wieder Neues entdecken
Jetzt sind Martha und ich gerade dabei, neue Arbeitsstellen zu entdecken. Die Arbeit des Katalogisierens einer Bibliothek des Rigaer Pristerseminares ist dabei unsere erste Veränderung im Wochenplan. Bei den Mutter-Teresa-Schwestern helfen wir nun dienstags in der Suppenküche mit. Dort teilen wir das Essen aus, machen sauber und führen vor allen Dingen tolle Gespräche mit den Schwestern und den Bedürftigen.
Vier Monate warten noch auf uns und werden, wenn es so weitergeht wie jetzt, wie im Flug vergehen. Ein seltsames Gefühl, zu wissen, dass dieser Abschnitt im Leben ebenfalls bald beendet sein soll. Doch das Wissen, dass wir im Sommer fahren, und es jetzt schon wieder stark geschneit hat, lässt diese Zukunft wieder ferner erscheinen.