Mit dem Zug und der Fähre ging es Mitte Oktober auf in das neue Abenteuer nach Oslo. Als ich morgens aus der Luke der Kabine schaute, sah ich bereits die ersten Inseln. "Willkommen in Norwegen!" begrüßte mich eine SMS auf meinem Handy.
Nun habe ich es also fast geschafft. Die Sehnsucht nach einer Auszeit in einem Land, das ich neu kennenlernen darf, ist endlich in Erfüllung gegangen.
Erst einmal vieles anders als gedacht
Und schnell lernte ich, dass es nicht so ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Meine Erwartungen glichen nämlich einem Märchenbuch. Die Realität fing mich aber schneller ein als gedacht.
Ich merkte schnell, dass katholische Diaspora in Oslo etwas ganz anderes bedeutet als in meinem Heimatbistum. Nun bin ich hier, mein Kopf ein einziges Chaos und das Gefühl der Überforderung ist täglich präsent. Vielleicht ist das dieser Kulturschock, von dem im Vorbereitungsseminar gesprochen wurde.
In der Geduld liegt die Kraft
Nun sind knapp zwei Wochen seit meiner Ankunft vergangen und ein Alltag ist noch nicht eingekehrt. Das darf mich aber nicht entmutigen. Ich erinnere mich nämlich an die Zeiten meiner anderen neuen Lebensabschnitte während meiner Studienzeit. Es gilt erstmal wahrzunehmen, sich umzuschauen. Dinge neutral zu betrachten. Klar ist das nicht einfach. Aber ein "Hallo erstmal. Hier bin ich. Und wer bist Du?" kann viele verschlossene Türen öffnen und Ängste nehmen.
So habe ich bereits einige meiner Projekte in mein Herz schließen können: Die liebevolle Zubereitung des Frühstücks für die Schwestern und die Student:innen und Gäst:innen im Dominikanerinnenkloster Sta. Katarinahjemmet, das sorgfältige Reinigen der Zimmer für das Schaffen einer Wohlfühlatmosphäre für die neuen Gäst:innen, die Schulklassen, die ich in der St. Sunniva Schule beim Deutschunterricht unterstützen kann, und das caritative Projekt "Suppe og Vennskapp" (Suppe und Freundschaft) der Kirchengemeinde St. Olav, bei dem gemeinsam ein Gericht zubereitet wird und anschließend mit dem Essen und warmem Kakao durch die Straßen gegangen und an Bedürftige und alle, die möchten, verteilt wird. Auch die Naturverbundenheit der Norweger:innen schätze ich sehr und genieße die gemeinsame Zeit draußen in der Natur.
Ich habe Lust!
Bei all den Konflikten, die in mir gerade sehr präsent sind, empfinde ich auch Neugier. Ich bin gespannt, was noch kommt. Für das Verdauen von schwierigen Erlebnissen hilft mir ein Spaziergang am Wasser und Reden. Damit kann ich neue Energie tanken für das, was noch kommen wird. Eins ist hier noch zum Schluss gesagt: Ich habe Lust auf das Abenteuer. Deshalb gehe ich es langsam an. Hallo Norwegen, hier bin ich. Und ich freue mich darauf, Dich näher kennenzulernen!