Das hier wird mein Abschlussbericht, in dem ich meine Zeit in Lettland zusammenfassen möchte. Es ist zwar schon eine Weile her, seit ich wieder zurück bin, trotzdem bleiben mir die Erinnerungen im Kopf. Ich vermisse Riga, das Haus, den Garten und das Kloster, in dem Philipp und ich unsere Zeit verbrachten.
Ich war mir vor dem Praktikum gar nicht sicher, was mich erwarten würde. Ich hatte zwar schonmal von Lettland gehört, aber was gab es da schon?
Mit Lettland habe ich nicht viel verbunden, und ich denke, da spreche ich für viele. Also was gibt es da oben? Wie sieht das Land aus? Wie sind die Leute dort? All das sind Fragen, die ich mir vor meinem Praktikum gestellt habe, denn viel hatte ich von den Baltischen Ländern nicht gehört.
Als ich dann beim Vorbereitungsseminar in Paderborn meinen Mitpraktikanten Philipp und meine Mitpraktikantin Anna kennenlernte und die Präsentation über Lettland hörte, habe ich mich sehr schnell auf meine Zeit in Riga gefreut. Ich habe mich mit Philipp sehr gut verstanden, was praktisch war, da wir zusammen im Exerzitienhaus des Klosters der Dominikanerinnen wohnten.
Unsere Aufgaben im und um das Exerzitienhaus herum waren die Pflege des Hauses, damit spontane Gäste auch schnell und einfach in saubere Zimmer ziehen konnten. Außerdem halfen wir beispielsweise bei der Apfelernte oder beim Laubfegen im Garten. Die Zeit im Kloster war für uns beide abwechslungsreich und hat uns auch auf das spätere Alleine-Wohnen "vorbereitet".
Einsatzstellen und Einrichtungen
Seit Anfang des Praktikums habe ich in der Deutschen Schule in Riga gearbeitet. Die Schule wurde 2015 gegründet und beinhaltet einen Kindergarten, eine Vorschule und eine Grundschule. Die Schule liegt mitten in Riga im Botschaftsviertel der Stadt. Dort arbeiten viele deutsche Lehrerinnen und Lehrer, aber auch einige aus Lettland und aus der ganzen Welt.
Meine hauptsächlichen Aufgaben waren die Essensbetreuung, Hilfe im Unterricht für die Fachlehrer und Pausenbetreuung. Mir persönlich hat die Einsatzstelle in der Schule sehr gut gefallen, da ich häufig wechselnde Aufgaben hatte und der Tag dank den Kindern nie langweilig geworden ist.
Die zweite Einsatzstelle, in der ich gearbeitet habe, war die Kerzenwerkstatt in Imanta. Diese liegt auf der gleichen Flussseite wie das Kloster und ist gut mit dem Bus zu erreichen. Diese Einsatzstelle beinhaltet nicht nur die Kerzenwerkstatt, sondern auch eine Tagesstätte für Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen.
Meine Aufgaben waren hier zum Beispiel das Sortieren der fertigen Kerzenkästen oder die Vorbereitung der Kerzenformen. Natürlich muss man auch beim Aufräumen und Herausnehmen der fertigen Kerzen aus ihren Formen helfen. Die Arbeit in Imanta ist sehr entspannt und gibt einen guten Kontrast zur Schularbeit.
Die dritte Arbeitsstelle, in der ich gearbeitet habe, war die Kinder und Jugend Betreuungsstätte Paaudzes. Das ist eine soziale Einrichtung auf der anderen Flussseite und im östlichen Teil Rigas. Hier bekommen Kinder aus ärmeren Familien Essen, können ihre Hausaufgaben machen und den Nachmittag verbringen. Hier habe ich hauptsächlich Aktivitäten mit den Kindern wie Spiele oder Ausflüge geplant. Ich durfte auch mitspielen und die Ausflüge begleiten.
Freizeit in Riga
Unser Alltag in Lettland sah eigentlich immer so aus, dass wir unter der Woche jeden Tag gearbeitet haben und ab und zu nach der Arbeit noch etwas durch die Stadt gelaufen sind. Am Wochenende haben wir dann häufig etwas mit unseren Freunden aus der deutschen Schule gemacht oder haben im Kloster geholfen.
Einmal sind wir auch zum Bauernhof Dimzeni gefahren, um uns dort den Hof anzugucken, auf dem Anna eine Zeit lang gearbeitet hat.
Philipp und ich haben uns anfangs viel Zeit dafür genommen, die Stadt und das Umland zu erkunden, so waren wir z.B. am Strand von Riga (Jurmala) und machten Ausflüge innerhalb der Stadt. Als wir mehr und mehr Kontakte zu unseren Kollegen hatten, gingen wir auch oft abends in die tolle Altstadt von Riga, um das Nachtleben mitzunehmen.
Die Altstadt bietet bei Nacht viele schöne Ecken, um den Feierabend bzw. das Wochenende ausklingen zu lassen. Natürlich hat die Altstadt aber auch bei Tag viel zu bieten. Beispielsweise die Petri Kirche, in der man heute noch deutsche Inschriften findet, aber auch die Bremer Stadtmusikanten, die ein Geschenk der Partnerstadt Bremen sind.
Außerdem haben wir einige Ausflüge gemacht. Einmal waren wir in Kolka, der nördlichsten Ecke vom lettischen Festland. Dort trifft die Ostsee auf den Bottnischen Meeresbusen, was wir gut erkennen konnten.
In unserer Freizeit haben wir viel gekocht und dabei einiges ausprobiert und gelernt. Da wir eine eigene Küche zur Verfügung hatten, stand uns die Welt des Kochens offen und wir konnten uns wunderbar selbst ausprobieren.
Natürlich gab es auch mal Zeiten, in denen wir uns gelangweilt haben. Aber die Langeweile hat uns auch mal gut getan und uns Zeit gegeben, über uns und unsere Zukunft nachzudenken.
Unsere Reise nach Schweden und Norwegen
Da wir die Möglichkeit zum Reisen hatten, haben wir uns dazu entschieden, eine 10-tägige Reise zu unseren Mitpraktikanten in Bergen, Stockholm, Marielund und Rättvik zu machen. Eine Möglichkeit, die man als Praktikant auf jeden Fall nutzen sollte! Andere Praktikumsorte kennenzulernen ist definitiv eine Erfahrung wert und erweitert den Horizont. Wir haben viele Einblicke in neue Kulturen, aber auch in die Auslebung des Glaubens bekommen.
Mein persönliches Fazit
Wenn ich an meine Zeit in Riga zurückdenke und auch an davor, kann ich sagen, dass ich mich persönlich verändert hätte. Ich habe in Lettland gelernt meinen Tag besser zu planen und bin durch das eigenständige Leben erwachsener geworden. Außerdem haben mir die sieben Monate viele Momente gegeben, meine berufliche Laufbahn zu planen und mir klar zu werden, was ich wirklich möchte. So haben mir die Einsatzstellen allesamt sehr gut gefallen und berufliche Möglichkeiten aufgezeigt, jedoch habe ich dabei auch gemerkt, dass ich mich lieber in meiner Freizeit sozial engagiere und mich beruflich auf meine Leidenschaft in der Autobranche konzentrieren möchte.
Um es auf den Punkt zu bringen, würde ich sagen, die Monate in Riga haben mir viele Möglichkeiten und Erfahrungen verschafft und mich persönlich ein ganzes Stück weiter gebracht.
Abschlusswort
Zum Abschluss möchte ich mich bedanken. Bedanken für ein Erlebnis, was mir für immer im Kopf bleiben wird und mir so unglaublich schöne Erinnerungen ermöglicht hat. Vielen Dank an das Bonifatiuswerk und die Mitarbeitenden, die alles geplant und begleitet haben. Vielen Dank an Sr. Hannah, Sr. Nellija und Sr. Tereze die uns begleitet und unterstützt haben. Und besonderen Dank an Philipp, der mit mir diese Erfahrung geteilt hat und ohne den die Zeit in Riga nur halb so gut gewesen wäre.