Mein 11- monatiges "Praktikum im Norden" in Bergen ist nun vorbei. Elf Monate mit vielen großen und kleinen Höhepunkten und vielen prägenden Erfahrungen. In diesem Blogbeitrag möchte ich auf die wichtigsten und schönsten Momente meiner Zeit in Bergen eingehen und diese mit euch teilen.
Ankunft in Bergen
Am 4. August 2021 kam ich zusammen mit meinem Mitpraktikant Jonatan sowie einem unserer Vorgänger namens Tim in Bergen an (Alex, mein anderer Mitpraktikant kam zwei Tage später nach). Jonatan und ich wurden von unserem Mentor Pater Lukas und Paul, ein weiterer Vorgänger von uns, am Flughafen in Empfang genommen. In den ersten Wochen nach meiner Ankunft in Bergen war das Wetter fantastisch und somit eine Einladung für mich, meine neue Heimat von seiner schönsten Seite kennenzulernen. Viele Eindrücke prasselten auf einmal auf mich ein: Eine andere Sprache, andere Kultur und andere Menschen. Dennoch habe ich diese Zeit, in der vieles neu war, sehr genossen. Trotzdem war es meinem Empfinden nach eine enorme Hilfe, dass unsere Vorgänger uns in der Eingewöhnungsphase begleitet haben. Das war vor allem bei unserer Einarbeitung am St. Paul Gymnas und an der St. Paul Grunnskole sehr von Vorteil. An dieser Stelle möchte ich mich dafür auch nochmal sehr bei Tim und Paul bedanken.
Meine alltägliche Arbeit an den Schulen der Gemeinde St. Paul
Die anfängliche Euphorie und Begeisterung ging Stück für Stück in den Alltag über, leider auch das zu Beginn traumhafte Wetter wich nach und nach dem typischen Bergen-Wetter: Regen. Unser erstes großes Projekt am St. Paul Gymnas war das Jahrbuch. Das Fotoshooting der Schüler, Porträtbilder zurechtschneiden, Schülertexte korrigieren und das Erstellen unserer eigenen Praktikantenjahrbuchseite, sind nur ein paar Beispiele dafür, wie viel Arbeit und Zeit wir ins Jahrbuch gesteckt haben. Es war allerdings auch ein sehr gutes Gefühl, am Ende das fertige Jahrbuch in der Hand halten zu können und zu sehen, was man geschafft hat. Vom Jahrbuch abgesehen kamen nach und nach auch andere Aufgaben hinzu: Schülerverträge einsammeln, Namenslisten anlegen, Anmeldungen für Klassenfahrten archivieren oder auch mal dem Hausmeister dabei helfen, Schränke und Tische zu tragen.
Parallel zu meinen Tätigkeiten am Gymnas assistierte ich an der Grunnskole im Deutschunterricht der achten, neunten und zehnten Klasse jeweils zweimal die Woche. Diese Arbeit hat mir immer sehr viel Spaß gemacht, da ich direkt in den Unterricht eingebunden wurde und diesen gelegentlich sogar allein halten durfte. Für dieses hohe Maß an Vertrauen, das mir dabei von Seiten der Grunnskole entgegengebracht wurde, bin ich sehr dankbar und hoffe, dass ich die damit verbundenen Erwartungen erfüllen konnte.
Ausflüge und Klassenfahrten
Im Laufe meiner elf Monate als Praktikant war ich auch das ein oder andere Mal auf Klassenfahrten und Schulausflügen dabei. Die Kennlernfahrt der jüngsten Jahrgangsstufe des Gymnas nach Strandebarm am Hardangerfjord war meine erste Klassentour. Meine zweite war zusammen mit 3 Lehrern und 17 Grundschülern - eine 20 Kilometer lange Kanufahrt mit anschließendem Lagerfeuer. Durch die Schulausflüge konnte ich nicht nur die Schüler und die norwegische Natur besser kennenlernen, sondern lernte auf einem Tagesausflug ins norwegische Parlament in Oslo, zusammen mit 20 Schülern und einem Lehrer, auch die norwegische Geschichte und Politik näher kennen.
Meine letzte und zugleich längste Klassenfahrt führte mich zusammen mit meinem Mentor Dom Lukas nach Lourdes in Frankreich. Das ist ein Wallfahrtsort in der Nähe der spanischen Grenze in welchem wir zusammen mit den 14 mitgereisten Schüler*innen in einem Krankenhaus geholfen haben.
Abseits der Schule
Auch nach Feierabend war der Tag für mich meistens noch nicht beendet. Jeden Dienstag und Donnerstag hatten wir drei Praktikanten Norwegisch-Unterricht in der Nygårdskole. Hier lernten wir 9 Monate lang Norwegisch.
Mittwochs spielten wir zusammen mit den Lehrern Fußball. Das war eine nette Gelegenheit, um mit manchen Lehrern ins Gespräch zu kommen und das Gelernte aus der Sprachschule direkt anzuwenden.
Zudem habe ich zweimal am Bergen City Marathon als Teil der Lehrerstafette des St. Paul Gymnas teilgenommen, was mir sehr viel Freude bereitet hat.
Fritid - hoch hinaus
"Fritid" bedeutet "Freizeit" und genau diese habe ich, oft zusammen mit Alex und Jonatan, genutzt. Wanderungen auf die Hausberge Fløyen, Ulriken und Sandviksfjell, Reisen nach Trondheim und Oslo, Skiwochenende in Myrkdalen oder ein Angeltrip an eine einsame Hütte am Hardangerfjord sind nur einige Beispiele für die Ausgestaltung meiner Freizeit. Zudem haben wir mit vielen Norwegern in unserem Alter Kontakte und Freundschaften geknüpft.
Besuch im Corona-Hotel
Meine Freizeit stand während meines Aufenthalts in Bergen leider auch in Verbindung mit dem Thema Corona. Ich bin froh, dass viele Bestimmungen und Regeln im Vergleich zu Deutschland lockerer gehandhabt wurden und für mich somit die Möglichkeit bestand, viel zu erleben und zu reisen, allerdings ist dieser Umstand vielleicht auch der Grund gewesen, weshalb ich mich in meiner Zeit in Norwegen gleich zweimal mit dem Coronavirus infiziert habe (das erste Mal direkt mit fünftägigem Aufenthalt im Corona-Hotel inklusive).
Reisen
Die Reisen, die ich während meines Praktikums gemacht habe, gehören rückblickend auf jeden Fall zu meinen Highlights.
Kurz vor Weihnachten bin ich zusammen mit Dom Lukas, Jonatan und Alex nach Rom gereist, um dem tristen Winterwetter in Bergen zumindest für eine kurze Zeit zu entkommen. Wir haben zusammen die Stadt und Touristenattraktionen besichtigt und haben an einer norwegischen Messe teilgenommen.
Über Silvester sind Jonatan, Alex und ich nach Stockholm geflogen, um gemeinsam mit unseren Praktikantenkollegen aus Schweden ins neue Jahr zu starten. Ein sehr schönes Silvester und eine ideale Gelegenheit, um sich mit anderen Praktikanten auszutauschen.
An Ostern war ich mit Alex neun Tage auf den Lofoten, ein Punkt, der sehr weit oben auf meiner Norwegen To-Do-Liste stand. Mit einem Mietwagen sind wir am südlichsten Punkt der Lofoten gestartet und Tag für Tag Richtung Narvik gefahren. Unterwegs haben wir die kleinen Fischerdörfer und die atemberaubende raue Landschaft der Inselkette bewundert. Den obligatorischen Stockfisch haben wir selbstverständlich auch probiert.
Abschluss auf Spitzbergen
Unsere Abschlussreise haben wir auf Spitzbergen verbracht, der nördlichste Punkt, an dem ich jemals war. Diese unwirkliche und einsame Landschaft hat mich sehr beeindruckt. Wir haben auf einer Bootstour Robben und Walrösser gesehen (Eisbären leider nicht) und konnten sogar das Eis vor dem Hafen der alten russischen Kohleminensiedlung Pyramiden betreten. Hier möchte ich mich bei unserem Mentor Dom Lukas bedanken, der mir bzw. uns in dieser Hinsicht sehr viel ermöglicht hat.
Ha det bra!
Mit diesen Worten habe ich mich bei vielen Menschen verabschiedet, die ich in meiner Zeit als Praktikant im Norden kennenlernen durfte. Ich habe mich zwar sehr auf zu Hause gefreut, allerdings kam nun auch die Gewissheit, dass ich Bergen und alles, an das ich mich hier gewöhnt hatte, nun verlassen werde. Ich werde diese Zeit aufgrund all der Dinge, auf die ich in diesem Beitrag schon eingegangen bin, daher sehr gut in Erinnerung behalten.
Darüber hinaus bin ich dem Bonifatiuswerk und allen Menschen, die für den reibungslosen Ablauf meines Praktikums zuständig waren, sehr dankbar für diese unvergessliche Zeit. Allen Praktikant*innen aus meinem Jahrgang und unseren Nachfolgern hier in Bergen wünsche ich alles Gute für die Zukunft.