Hatte Laurens in seinem letzten Jahr noch mit Corona und all seinen Konsequenzen zu kämpfen, so betrat ich Ende August ein Land, das wie völlig ausgewechselt den Anschein machte, nie etwas von dieser Pandemie gehört zu haben.
So stolperten meine Eltern und ich am ersten Abend nach einer langen Autofahrt noch mit unseren FFP2 Masken in die nächstbeste Pizzeria hinein, bis uns ein anderer Herr im Laden mit einem kleinen Schmunzeln kurzerhand zu verstehen gab, dass dies hier wohl nicht mehr notwendig sei. "Diese komischen Tourist:innen", dachte er sich bestimmt.
Erkundungen in Kopenhagen
Da das Wetter in den letzten Sommertagen nur so vor Sonne strahlte, zeigte sich auch Kopenhagen in seinem besten Gewand. Mit meinem Fahrrad, welches ich unbedingt eingequetscht mit mir auf der Autorückbank mitnehmen musste, fing ich an, die Stadt zu erkunden.
Was beim Zuschauen von außen ganz einfach aussieht, jagte mir dann doch vor meinem ersten Versuch ein wenig Angst ein. Unbegründet, denn so einfach wie es aussah, war es auch. Ließ man sich anfangs noch vom Fluss treiben, fühlte sich das ganze am Ende so natürlich an, dass ich mich frage, wann Deutschland endlich mit der Verkehrswende anfangen möchte.
Angekommen in der Sank Kund Lavard Skole
Nach einer Woche Urlaub, sollte am nächsten Montag schon mein neuer Alltag beginnen. Dies bedeutete nach einer gewissen Postabitursmüdigkeit, wieder um 6:30Uhr aufstehen zu müssen und mit meinem Fahrrad 10km auf dem dänischen Fahrradhighway nach Lyngby zu radeln, wo mit der Sankt Knud Lavard Skole (=dänische Grundschule von der 0. – 9. Klasse) meine neue Arbeit schon auf mich wartete.
Fühlte ich mich am Anfang aufgrund meines gebrochenen Dänisch noch ziemlich fremd am Platz, setzten meine Kolleg:innen, aber besonders die Kinder vieles daran, mir ihre Muttersprache so schnell wie möglich beizubringen. Anders wäre es auch schwierig, da die kleinsten wohl die einzigen Dän:innen sind, die noch kein Englisch können. So vergingen die Tage aber auch schon wie im Fluge. Morgens morgengymnastik mit Estrid und den ganz Kleinen, danach morgensang mit der ganzen Schule und nachmittags mit Monica von einer Deutschklasse in die andere. Mein Lieblingsmoment des Tages ist mir aber meistens die Mittagspause, in der die Kinder, Estrid und ich dänische Kinderserien schauen und unser madpakke essen.
Auszeit in Øm
So schnell wie die Zeit verging, wurde aus Sommer auch schnell Herbst.
An einem Wochenende im September durfte ich mit dem DUK (Verein junger Katholiken in Dänemark) zu ihrem Sommerlagerhaus aufs Festland für ein Wochenende mitfahren. Dort bekam ich nicht nur eine kleine Auszeit vom Stadtleben, sondern auch einen Crashkurs in Sachen dänischer (Jugend-)Kultur. Als wir Leiter:innen abends in der Küche zusammen saßen und koldskål (Milchkaltschale aus Buttermilch, Eiern, Zucker und Zitronensaft mit mürbe Butterkeksen) zusammen aßen, zeichneten sich für mich zum ersten Mal die Umrisse des dänischen Gefühls von "Hygge".
Familienbesuch
In den Herbstferien erhielt ich Besuch von meinem mittleren Bruder aus Deutschland. Unweigerlich musste er sich meinem straffen Programm für die eine Woche Ferien beugen und somit so viel wie möglich von Kopenhagen und Umgebung erkunden. Ich denke mal, dass dies auch in seinem Interesse war.
In Helsingør – welches im Norden der Insel Sjælland liegt, auf der sich auch Kopenhagen befindet – besuchten wir Hamlet und sein Schloss Kronenborg und ließen es uns in verschiedenen Cafés und der Streetfood Halle gut gehen.
Nachdem ich ihm am zweiten Tag meine Lieblingsorte in Kopenhagen zeigte und wir mit Freunden den Abend in einer gemütlichen Bar ausklingen ließen, fuhren wir bei dänischem Schietwetter nach Südschweden, um in Malmö das Moderna Museet zu besichtigen.
Wintereinkehr in Kopenhagen
Der November verhält sich dagegen wieder ganz stille og rolig. Der Winter schleicht sich langsam ein, es ist grau und dunkel. Um in der frühen Dunkelheit nicht in Trägheit zu verfallen, verbringe ich so viel Zeit wie möglich mit meinen Freund:innen und unternehme neben meinem Alltagsstress so viel, wie nur in meinen Terminkalender hineinpasst. Gegen eine Tasse Tee oder Kaffee zur Entschleunigung spricht natürlich auch nichts. Und gegen Vitamin D erst recht nicht!