Das Erste, was mir an Lettland aufgefallen ist, waren die Straßen. Hier, wo Riga an Mārupe grenzt, schießt alle paar Meter ein Baum oder ein Verkehrsschild aus dem Boden - mitten auf dem Gehweg. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie ich irgendwann mit dem Handy in der Hand dagegen laufen werde. Alles in allem kommen mir die Straßen in Riga anfangs alles andere als sicher vor – und dann muss ich die zwanzig Minuten zum Einkaufszentrum auch noch zu Fuß gehen. Aber andererseits bremst auch jeder, wenn wieder mal ein Zebrastreifen quer über die Autobahn führt. Dafür, dass ich trotzdem auf die andere Straßenseite sprinte wie Usain Bolt, können die Autofahrer ja nichts.
Erster Einsatzort: Bauernhof
Nach nur zwei Tagen in der Hauptstadt ging es für mich allerdings schon weiter zur nächsten Station: auf Dimzēni, einem Bauernhof in der Nähe von Jelgava, durfte ich die ersten Wochen meines Praktikums verbringen. Dadurch konnte ich Riga und meine Mitbewohnerinnen erst richtig kennenlernen, als ich schon fast einen Monat in Lettland war. Während meine Kollegen das Nachtleben von Riga entdeckt haben, konnte ich meine Freunde in Deutschland "nur" mit meinen endlosen Geschichten über Ziegen nerven. Tatsächlich hat mir das aber nicht viel ausgemacht, denn so konnte ich mich in Ruhe an die neue Sprache gewöhnen, bevor ich wieder in die Großstadt gezogen bin. Außerdem sind die letzten sonnigen Tage im Herbst sowieso nirgendwo so schön wie auf dem Land.
Viel Neues
Schon in diesen ersten drei Wochen habe ich viel Neues gelernt – als Erstes natürlich das Ziegenhüten, was ich vorher noch nie gemacht habe, aber auch viele kleine Dinge. Mit einem Gasherd kochen zum Beispiel, Kaffee trinken zum Frühstück, wie man ein Türschloss zu Reparaturzwecken auseinander nimmt… und zum Glück auch, wie man es wieder zusammenschraubt, wenn es sich nicht reparieren lässt.
Und: wie kalt es in Lettland wirklich ist! So kalt, dass ich schon im September jeden Abend den Kamin in meinem Schlafzimmer heizen musste. Meine Empfehlung lautet also wie folgt: Fahrt auf jeden Fall nach Lettland, aber nehmt euch eine Wärmflasche mit!
Angekommen in Riga
Jetzt bin ich also endlich in Riga angekommen, wo ich zum Heizen keine Streichhölzer brauche und sich mein Leben nicht mehr nur um Ziegen dreht – und damit auch im Lockdown, weshalb ich mit dem Ausgehen noch weitere drei Wochen warten muss.
Zwar vermisse ich Dimzēni schon jetzt ein bisschen (und hoffe, dass ich irgendwann dorthin zurückkommen kann), aber ich freue mich auch sehr darauf, bald wieder in meinen neuen Einsatzstellen anzufangen.