Für mich sind nun sechs spannende Wochen zu Ende gegangen. Mir persönlich hat das Praktikum im Norden gut gefallen, trotz einiger Startschwierigkeiten. In das Klosterleben einzutauchen und Teil der Klostergemeinschaft zu sein, ist eine Möglichkeit, die sich nur selten bietet und für mich sehr bereichernd war.
Nun möchte ich euch auf diese Reise mitnehmen.
Handwerkliche Aufgaben und gute Gemeinschaft
Ich habe mein Praktikum im Norden im Mariakloster in Tautra, einer kleinen Insel in der Nähe von Trondheim, absolviert. Ich wurde sehr gastfreundlich von den Ordensschwestern aufgenommen und in verschiedene Aufgaben eingewiesen. Teils durfte ich in der Küche aushelfen, teils im Garten und teils in der Seifenmanufaktur oder im Verkauf der von Hand hergestellten Produkte wie Seifen, Cremes, Kekse oder Dressings. Zudem konnte ich mein handwerkliches Können als Zimmerer einsetzen und habe unter anderem aus Holz Schränke und kleine Tische für eine Marienstatue sowie für das Ewige Licht geschreinert.
Meine Freizeit war eher ruhig, wie das nun einmal in einem Kloster, in dem überwiegend geschwiegen wird, so ist. So ging ich viel in der umliegenden, wunderschönen Natur spazieren oder laufen, war im Fjord schwimmen, habe viel gelesen und auch die Seele baumeln lassen. Da innerhalb der Klostermauern so wenig wie möglich gesprochen wird, hatte ich wenig Kontakt mit den zwei anderen norwegischen Freiwilligen, allerdings waren die Gespräche beim gemeinsamen Nachtisch (hier durfte man sich verbal austauschen) sehr nett.
Wenn ich Unterstützung brauchte oder Fragen hatte, sei es beim Arbeiten oder für Reiseempfehlungen, waren die anderen Freiwilligen immer hilfsbereit. Da ich nur ca. einen Monat in Kloster Tautra war, habe ich kaum die norwegische Sprache erlernen können. Die Kommunikation selber war jedoch überhaupt kein Problem, da hauptsächlich untereinander Englisch gesprochen wurde, denn die meisten Ordensschwestern kommen aus den USA.
Anfängliche Unklarheiten werden zu wichtiger Lebenserfahrung
Meine Erwartungen an das Praktikum wurden bedingt erfüllt. Entsprechend meines Vertrages zum Freiwilligendienst hatte ich erwartet, in Tautra den Bau des neuen Museumsflügels handwerklich unterstützen zu können. Dieses Projekt war allerdings schon fertiggestellt als ich dort ankam. So war ich diesbezüglich in den ersten Tagen in Norwegen doch recht enttäuscht. Dieses Gefühl sollte sich dann schnell legen, da es andere Aufgaben zu erledigen gab und ich mich im Kloster sehr wohl gefühlt habe. Für mein Praktikum im Norden war geplant, dass ich nach meinem Aufenthalt in Tautra nach Munkeby weiterziehe, in ein Kloster ca. eine Stunde nördlich von Tautra gelegen, um dort beim Bau eines neuen Klosterabschnitts handwerklich zu helfen. Vor Ort stellte sich dann heraus, dass das Projekt noch in der Planung ist und voraussichtlich erst im Herbst 2021 umgesetzt wird. In Absprache mit den Mönchen in Munkeby bin ich nicht zu ihnen gezogen. Stattdessen habe ich einen Tagesausflug dorthin gemacht und das Kloster, die Mönche sowie die hauseigene Käsemanufaktur kennengelernt. Auch wenn ich anfangs enttäuscht war, dass es baulich in den Klöstern nur sehr wenig für mich zu tun gab, hat mich diese Erfahrung gelehrt, mich auch auf das einzulassen, was mal nicht so verläuft, wie geplant oder erhofft.
Eintauchen in unbekannte Verhältnisse
Als persönliche Begegnungen werden mir vor allem die guten Gespräche mit Sr. Rosemary in Tautra in Erinnerung bleiben. Mit ihr konnte ich über viele Dinge sprechen und Zusammenhänge zu verstehen lernen.
Für mich war es spannend zu hören, wie die Sicht einer Person zu weltpolitischen, kirchlichen oder sozialen Themen ist, die beinahe ihr ganzes Leben im Kloster verbracht hat und noch verbringt.
Die katholische Kirche habe ich ganz anders erlebt als hier in Paderborn, bzw. in Deutschland. Da nur ein sehr kleiner Teil der norwegischen Bevölkerung katholisch ist - ca. 3% - und ich persönlich in einem Umfeld groß geworden bin, in dem es "normal" ist, katholisch zu sein, war es interessant zu erleben, wie sich das Thema Katholisch-sein in der Gesellschaft verhält. Ich wurde oft gefragt, warum ich mich dazu entschieden habe, ein katholischer Christ zu sein. Darüber musste ich zunächst erst mal selbst nachdenken, da dies für mich sehr gewöhnlich ist. Mein ganzes familiäres Umfeld, sowie die allermeisten meiner Freunde sind katholisch. Katholisch zu sein ist also eine Wahl. Das war mir nicht neu, aber ich habe es durch die Gespräche mit den Landsleuten tiefergehend verstanden.
Das Bonifatiuswerk schafft individuelle Möglichkeiten
Während meines gesamten Freiwilligendienstes hat mir das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken viele gute Kontakte in Norwegen vermitteln können und mir so in vielen Situationen Türen geöffnet. In Trondheim z.B. habe ich spontan bei guten Freunden des Bonifatiuswerkes übernachten können. Ich konnte mit ihnen Kirchenräume besichtigen, die für Touristen verschlossen sind; ein großes Privileg für mich! Auf meiner späteren Reise auf die Lofoten erhielt ich von Msgr. Georg Austen den Kontakt zu einer Gemeinde, in der ich kleine Arbeiten verrichten durfte und dafür freie Kost und Logis erhielt. Ich war immer wieder erstaunt und sehr dankbar, wie sehr die katholische Kirche, hier konkret das Bonifatiuswerk weltweit vernetzt ist.
Positive Erinnerungen für’s Leben
Ich möchte das Praktikum im Norden den jungen Menschen empfehlen, die offen sind für neue bzw. andere Einblicke in das konkrete Leben mit und in der katholischen Kirche und zugleich eine Zeit ihres Lebens in dem landschaftlich wunderschönen Norwegen verbringen wollen.
Mir persönlich hat das Praktikum im Norden sehr gut gefallen, trotz einiger Startschwierigkeiten. In das Klosterleben einzutauchen und Teil der Klostergemeinschaft zu sein ist eine Möglichkeit, die sich nur selten bietet und für mich sehr spannend und bereichernd war. Ich würde es sofort wieder machen!! Das Thema der Corona-Pandemie brachte mit sich, dass ich als EU-Bürger erst drei Wochen später nach Norwegen einreisen konnte. Mein konkretes Praktikum vor Ort hat es kaum beeinflusst.
Ich bedanke mich herzlich beim Bonifatiuswerk für diese mir geschenkte Zeit!
Piet