Nach einem langen Winter ist es auch in Oslo endlich soweit: Der Frühling ist da! Und mit viel Sonne und blühender Natur zeigt sich die Stadt von ihrer schönsten Seite.
Am Wochenende haben wir das gute Wetter daher direkt genutzt und einen Ausflug mit allen Freiwilligen nach Valdres gemacht!
Valdres ist eine Landschaft in Norwegen, die etwa zwei Stunden nord-westlich von Oslo liegt. Zusammen mit Schwester Katarina haben wir vier Freiwilligen auf einem Campingplatz in Fagernes gewohnt, von wo aus wir uns die Gegend angeschaut haben.
Stabkirchen, typisch Norwegen!
Wusstet ihr, dass Norwegen bekannt dafür ist, das Land mit den meisten Stabkirchen zu sein? Ich auch nicht! Die hölzernen Kirchen waren im Mittelalter in ganz Nordeuropa häufig vorzufinden, sind aber mit der Zeit mehr und mehr verschwunden, da sie häufig durch Brände zerstört oder durch Steinkirchen ersetzt wurden. Die meisten verbleibenden Stabkirchen gibt es heute in Norwegen. Von den 28 Kirchen befinden sich sechs in Valdres. Nicht alle der sechs Kirchen lagen auf unserem Weg, aber wir haben zumindest die in Lomen und Reinli besucht. Ich war überrascht, wie schmal und hoch die Kirchen waren, die zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert erbaut wurden. In der damaligen Zeit muss die Größe der beiden Stabkirchen besonders beeindruckt haben. Beide Kirchen stehen auf einem Hügel mit schöner Aussicht auf das Tal und waren somit auch schon aus der Ferne zu erkennen. Außerdem gibt es in den Stabkirchen auch viele Verzierungen, z.B. an den Stäben oder an den Türen, die wichtiger Bestandteil der Konstruktion sind.
Jotunheimen: Ausflug ins höchste Gebirge Skandinaviens
Das Highlight des Wochenendes war für mich definitiv ein Tagesausflug nach Jotunheimen, dem höchsten Gebirge in Norwegen und ganz Skandinavien! Nachdem wir von Fagernes aus ca. eine halbe Stunde lang in den Norden gefahren waren, konnten wir schon die ersten weißen Bergspitzen erkennen. Weitere 30 Minuten später fuhren wir dann durch eine schneeweiße Landschaft, in der sich am Straßenrand bis zu zwei Meter hohe Schneeberge türmten. Auch wenn ich vorher gewarnt wurde, dass dort noch Schnee liegen würde, war ich doch sehr überrascht von der Masse von Schnee im Mai und den vielen Skifahrern, die das gute Wetter ausgenutzt haben. Wir sind also mit dem Auto durch die Winterlandschaft gefahren und haben bei jedem schönen Parkplatz angehalten, um die Aussicht zu genießen und spazieren zu gehen. Am Nachmittag haben wir es uns dann am Gjendesee gemütlich gemacht und mit Hilfe eines Gaskochers etwas zu Essen zubereitet. Anschließend haben wir noch eine Wanderung durch die umliegenden Berge unternommen. Die Landschaft dort ist wirklich wunderschön!
Auf den Spuren von St. Olav
Olav II. Harraldsson war von 1015 bis 1028 König von Norwegen und ist besonders bekannt dafür, das Land christianisiert zu haben. Bis heute ist er der Nationalheilige Norwegens. Etliche Kirchen, wie die St. Olavkirche in Oslo, sind nach ihm benannt.
Es gibt viele Legenden um König Olav. Während seiner Amtszeit soll er durch Valdres gereist sein. Als er an einem Ort im Wald mit seinen Gefährten eine Pause gemacht hat und diese durstig waren, soll er sein Schwert in den Boden gestochen haben und unter einem Stein soll Wasser herausgespritzt sein. Es gibt mehrere solcher St. Olav-Quellen im ganzen Land und sie haben alle ähnliche Legenden. Das Wasser soll eine heilende Wirkung haben.
Als wir die Beschilderung zur "Olavskjelda" in Leirskogen gesehen hatten, haben wir das Auto geparkt und uns durch den Wald auf den Weg gemacht. Allerdings hatten wir nicht damit gerechnet, wie viel Schnee dort lag und dass es an den Stellen, an denen der Schnee schon geschmolzen war, sehr sumpfig war. Der Weg zu der heiligen Quelle war also alles andere als einfach und wir waren sehr stolz, als wir angekommen waren.
Mir hat der Ausflug nach Valdres viel Spaß gemacht. Auch wenn ich es liebe, in Oslo zu wohnen, ist es trotzdem sehr schön, von Zeit zu Zeit aus der Stadt herauszukommen und die Natur Norwegens zu genießen. Neben Ausflügen in die Natur haben wir auch zusammen gekocht, Kartenspiele gespielt und waren sogar bei 5° im Strondafjorden baden! Außerdem ist es immer interessant zu hören, welchen norwegischen Dialekt die Menschen in anderen Teilen des Landes sprechen. Da kann es für mich schon mal eine große Herausforderung sein, die Sprache zu verstehen.
Der 17. Mai: Norwegens Nationalfeiertag
Da wir erst am Abend des 16. Mai von unserem Ausflug zurückkamen, waren wir alle sehr müde als wir am nächsten Morgen um 08.00 Uhr die norwegische Flagge gehisst haben. Der 17. Mai ist der Nationalfeiertag Norwegens. Gefeiert wird die Verabschiedung des norwegischen Grundgesetzes am 17. Mail 1814. Normalerweise gibt es große Bürgerumzüge im ganzen Land und in Oslo den "barnetog", eine Parade, an der alle Schulkinder Oslos zum Königspalast laufen und dem König zuwinken.
Außerdem ist der Tag der Höhepunkt der Partys der Schulabsolventen. Dieses Jahr war das natürlich ein bisschen anders, aber trotzdem schön. Viele Studierende und Freiwillige sind nämlich im Katarinahjemmet geblieben und es gab ein großes Mittagessen, mit den typischen Gerichten zum 17. Mai: Hot Dogs, Pavlova und ganz viel Eis.
Anschließend haben wir noch einen Spaziergang zum Schloss gemacht. Typisch für den 17. Mai ist es auch, dass Norweger ihr "Bunad" tragen, die Nationaltracht. Abgesehen davon, dass die Trachten sehr festlich aussehen, ist es besonders, dass sich die Bunader der verschiedenen Regionen Norwegens in Form, Muster und Farbe unterscheiden. Wenn man also mit Norwegern oder Norwegerinnen unterwegs ist, können sie leicht erkennen, woher die Menschen kommen, die die Tracht tragen.
Leider hat es den ganzen Tag geregnet, aber trotzdem hat es Spaß gemacht, da alle in Feierlaune waren. Wenn ich die Möglichkeit habe, möchte ich auf jeden Fall noch einmal zu einem "normalen" 17. Mai nach Norwegen zurückkommen, da ich mir das Fest ohne Corona-Einschränkungen und bei Sonnenschein noch viel schöner vorstelle.
Meine letzten Wochen in Oslo: Die Zeit rast!
Wenn ich diese Erlebnisse so festhalte wird mir langsam klar: In knapp vier Wochen fliege ich schon wieder zurück nach Deutschland. Ich kann gar nicht glauben, wie schnell die Zeit
vergangen ist. Auch wenn ich mich sehr darauf freue, wieder nach Hause zu kommen, bin ich doch auch traurig, dieses schöne Land zu verlassen, besonders jetzt, wo in Oslo der Lockdown
vorbei ist und der Sommer kommt. Meine letzten Wochen hier möchte ich nochmal so richtig genießen bevor es dann bald heißt, Abschied zu nehmen!