Es begann am Mittwoch, den 24. Februar 2021, als in Island ein Erdbeben der Stärke 5,7 ausbrach. Ein Erdbeben dieser Stärke gab es seit Jahren nicht. Ich habe allerdings weder dieses noch eines der an diesem Tag folgenden kleineren Erdbeben gespürt. In den darauffolgenden Wochen kam es täglich zu mehreren kleineren Erdbeben und es wurde bereits viel über einen möglichen Ausbruch des Keilir, einem Vulkan zwischen Reykjavík und Keflavík, spekuliert.
Der Vulkanausbruch und eine überlastete Website
Am 19. März um zehn Uhr abends geschah dann das von mir Erhoffte, als ich es schon abgeschrieben hatte, da es in den letzten Tagen weniger Erdbeben gab. Der Fagradalsfjall, ein Vulkan auf der Halbinsel Reykjanes, brach aus. Leider war es nicht möglich, dieses Naturereignis von Anfang an zu beobachten, da die Website, die diese Beobachtung live via Webcam anbot, komplett überlastet und deswegen offline war.
Das Naturspektakel beginnt
Zuerst war es nur ein Krater, der Lava spuckte, und bereits nach ein paar Stunden gab es die ersten Bilder, die von einem Helikopter aus der Luft gemacht wurden. Die meisten Bilder, die von diesem Spektakel zunächst gezeigt wurden, zeigten allerdings nur eine orangefarbene Rauchwolke, die aus weiter Distanz aufgenommen wurde.
Natürlich bin ich als erstes auf den Kirchturm gestiegen, um zu gucken, ob ich etwas sehen kann - hier hatte ich aber leider kein Glück. In den folgenden Tagen machten sich die ersten Leute, darunter auch mein Mentor Ivan, auf den Weg zum Vulkan. Manche wollten direkt zum Krater und mussten dafür stundenlang wandern, andere wollten ihn nur am Horizont erblicken oder einfach nur einen besseren Blick auf die Rauchwolke haben.
Mit der Zeit fragten mich immer mehr Leute, sowohl hier in Island als auch aus der Heimat, ob ich vor hatte, zum Vulkan zu gehen oder sogar schon dort war.
Aufbruch zum Vulkan- mit Enttäuschung
Am 24. März machten Ivan und ich uns zusammen mit einem Freund von ihm dann endlich früh morgens auf zum Vulkan. Kurz vor dem Start der Wanderstrecke wurden wir allerdings aufgehalten und informiert, dass der Vulkan wegen zu hoher Gaskonzentration gesperrt sei. So mussten wir erfolglos nach Reykjavík zurückkehren.
In den nächsten paar Wochen wurde die Situation am Vulkan immer spannender, da sich zwei weitere Spalten öffneten und sich neue Krater gebildet hatten. Da wurde mir klar: Jetzt muss ich erst recht zum Vulkan, das kann ich mir nicht entgehen lassen!
Zweiter Versuch
Am Dienstag, den 13. April schrieb mir dann Ivan, ob ich Lust hätte, in einer halben Stunde zum Vulkan zu fahren, worauf ich selbstverständlich sofort zustimmte. So packte ich schnell meine Sachen zusammen, aß noch eine Kleinigkeit und zog mich warm an. Um 18.00 Uhr holte mich Ivan vor der Kirche ab und wir machten uns auf dem Weg zu diesem einmaligen Naturspektakel.
Dieses Mal waren zwei Freunde von Ivan mit dabei und so waren wir gemeinsam voller Vorfreude und Nervosität unterwegs. Als wir uns dann um kurz vor sieben auf den Weg vom überfüllten Parkplatz zum Vulkan machten merkten wir, dass wir an diesem Abend definitiv nicht die einzigen waren, die am Vulkan sein würden. Zum Glück konnten wir die kürzeste Strecke nehmen und so den Vulkan bereits nach einer halben Stunde erspähen. Nach einem weiteren Fußmarsch von einer halben Stunde konnten wir den Vulkan aus der Nähe bewundern und das Phänomen des Ausbruchs bestaunen.
Die Vulkankrater aus nächster Nähe
Es ist ein wirklich beeindruckendes Ereignis, einen Vulkanausbruch aus nächster Nähe sehen zu können. Und mit nächster Nähe meine ich tatsächlich, dass man sich nur wenige Zentimeter entfernt von der Lava hinstellen und wirklich alles ganz genau betrachten konnte. Wahnsinn! Selbstverständlich galt das nur unter Voraussetzung, wenn man solch eine Hitze aushalten kann - denn kochende Lava ist 1.260 Grad heiß und diese ist übrigens auch noch die heißeste Lava, die jemals bei einem Vulkanausbruch auf Island gemessen wurde. Ich hatte das Privileg, sechs Krater beobachten zu können. Und je dunkler es ab ca. halb zehn wurde, umso beeindruckender wurde das Leuchten der Lava.
Schwerer Rückweg
Als wir uns um kurz nach zehn wieder auf den Rückweg machten, war es dann schon ziemlich dunkel. Nicht nur deshalb war der Rückweg anstrengender als der Hinweg: Da die kurze Route nachts gesperrt ist, mussten wir die lange Strecke nehmen. Außerdem war der Weg im Dunkeln schwieriger zu meistern und auch mein Rucksack war schwerer, da ich es mir nicht verkneifen konnte, ein paar der Lavasteine als Souvenir einzupacken. Und so kamen wir erst gegen 11:00 Uhr wieder am Parkplatz an und machten uns auf den Rückweg nach Reykjavík.
Dieser Trip zum Vulkan war etwas ganz Besonderes und viel beeindruckender und imposanter, als ich es erwartet hatte. Ich hoffe, dass ich in den nächsten Monaten noch einmal die Möglichkeit habe, mir dieses Spektakel anzugucken. Denn auch das habe ich bei meinem Vulkan-Ausflug erfahren: Dieser Ausbruch kann noch Jahre, wenn nicht sogar Jahrhunderte weitergehen und die Faszination dafür ist mindestens genauso langanhaltend.