Am vierten September des letzten Jahres bin ich gemeinsam mit meiner Mitpraktikantin Elske nach Oslo geflogen. Dort angekommen warteten erstmal zehn Tage Quarantäne auf uns, die wir in einer kleinen Wohnung in einem Stadtteil Oslos namens Grünerlökka verbracht haben. In dieser Zeit hat uns unsere Mentorin Schwester Ane-Elisabet oftmals mit den anderen Praktikanten besucht und wir konnten die Stadt vorab näher kennenlernen, sodass die Quarantäne schneller vorüberging als gedacht.
Das neue Zuhause
Nach dieser Anfangszeit stand dann unser Umzug in unser zukünftiges Zuhause an. Elske und ich lebten in einem Kloster/ Studentenwohnheim namens Katarinahjemmet, in dem neun Schwestern des dominikanischen Ordens und rund zwanzig Studentinnen leben. Das Kloster liegt zentral in einem wohlhabenderen Stadtteil Oslos, der "Majorstuen" heißt. Dem Kloster zugeordnet ist zudem noch eine weitere Etage, in der Zimmer an Gäste vermietet werden. Es handelt sich dabei quasi um eine Art Hotel, das wir während unseres Aufenthalts auch kennengelernt haben. Das Kloster und die Schwestern versorgen sich finanziell selbst durch das "Guesthouse" und die Mieten der Studierenden. Gemeinsam mit Elske und drei weiteren norwegischen Praktikantinnen habe ich auf dem sogenannten "Volunteer floor" gelebt, auf dem auch Schwester Else-Britt und Schwester Mette ihre Zimmer haben.
Das Leben im Katarinahjemmet würde ich, ähnlich wie auch das katholische Glaubensleben in Norwegen, als traditionell, aber auch sehr lebendig und abwechslungsreich beschreiben. Man lebt mit so vielen verschiedenen Mädchen und Frauen zusammen, dass man sich dort nie alleine oder ausgeschlossen fühlt - und es ist immer etwas los im Haus! Bei den gemeinsamen Mahlzeiten habe ich recht schnell viele der anderen Mädchen kennengelertn und mich sofort integriert und aufgenommen gefühlt. Auch das Leben mit den Schwestern habe ich mir anfangs anders vorgestellt als es letztendlich war: Es hat sich als total "normal" herausgestellt und war äußerst angenehm.
Meine Einsatzstellen
Von September bis November habe ich einmal pro Woche in der Sankt Olav Gemeinde in Oslo gearbeitet. Dort gab es jedes Mal jede Menge zu tun und so durfte ich die Gemeinde in den verschiedensten administrativen Arbeiten unterstützen. Ich habe beispielsweise Briefe an die Gemeindeältesten geschrieben, Registrierungskarten für den Gottesdienst vorbereitet oder auch sämtliche Taufen im Gemeindebuch dokumentiert. Am Ende jedes Arbeitstages gab es dann auch noch eine Mahlzeit, die wir gemeinsam mit allen Mitarbeitenden und Priestern der Gemeinde genießen konnten. Bereits im Vorfeld haben sich die Mitarbeitenden der Sankt Olav Gemeinde auf die neuen Praktikantinnen gefreut und haben mich gerne und herzlich willkommen geheißen, weshalb ich mich dort auch immer sehr wohl gefühlt habe. Seit November wurde die Corona- Situation in Oslo jedoch immer ernster und die Gemeinde beschloss, ihre Räume vorerst zu schließen und sämtliche Bürotätigkeiten ins Homeoffice zu verlegen. Daher konnte ich ab November leider nicht mehr dort arbeiten.
Kopieren und sortieren
Ein weiterer Einsatzbereich, in dem meine Mitpraktikantin Elske und ich tätig waren, war NUK. Die Abkürzung steht für "Norwegens junge Katholiken". Hier halfen wir beide ebenfalls bei sämtlichen administrativen Aufgaben mit. Unser Arbeitsalltag sah meist so aus: Es wurde viel kopiert, geordnet und sortiert. Ein typischer Büroalltag eben. Hier haben wir ebenfalls einmal die Woche gearbeitet bis es auch hier im November zu Einschränkungen auf Grund der Corona-Pandemie kam.
Lehrreiche Einsatzstelle
Der letzte Bereich außerhalb des Hauses, an dem wir beide teilgenommen haben, war der Norwegisch-Kurs, der von der dortigen Caritas organisiert wurde. Hier haben wir allerdings definitiv mehr Norwegisch gelernt als wir aktiv beim Kursangebot mitgeholfen haben. Der Kurs war inhaltlich sehr herausfordernd, aber dennoch hat er uns viel gelehrt, denn auch wir sollten und wollten ja so schnell wie möglich die Landessprache von Norwegen lernen. Insgesamt habe ich Norwegisch ohnehin als eine für Deutsche leicht zu lernende Sprache empfunden, da sie in vielerlei Hinsicht dem Deutschen ähnelt.
Ab November wurde dann aber auch dieser Kurs ins Homeoffice verlegt und es war nur noch möglich, online daran teilzunehmen. Ab diesem Zeitpunkt war es für uns ein wenig schwer, Motivation für die Kursinahlte aufzubringen. Heute kann ich aber sagen, dass Elske und ich dennoch drangeblieben sind und es letztlich auch erfolgreich durchgezogen haben.
Neben dem Norwegisch-Kurs in der Caritas gab es außerdem auch eine Schwester im Katarinahjemmet, die sich gerne die Zeit genommen hat, um uns ebenfalls mit dem Norwegisch-Lernen zu helfen. Wir haben uns dafür mit Schwester Mette jeden Freitag getroffen und hatten fernab des Online-Unterrichts auch wirklich Spaß in der Anwendung der Sprache.
Die Haupteinsatzstelle seit November
Elske und ich haben jedoch nicht nur in den Arbeitsstellen außerhalb des Hauses gearbeitet: Spätestens seit November spielte sich unsere Arbeit hauptsächlich im Kloster und Studentenwohnheim Katarinahjemmet ab, da ab November in Oslo die Mehrheit der Berufe aus dem Homeoffice erledigt werden sollte. Es schien, als würde die Pandemie-Lage immer ernster und da wir mit betagteren Schwestern zusammenlebten, war es für uns das Klügste, die Arbeit in der Gemeinde und außerhalb des Hauses zum Schutz der Schwestern einzustellen. Deshalb bestand unsere Arbeit von dort an hauptsächlich darin, im Katarinahjemmet zu helfen. Auch wenn wir bereits vor November schon dort gearbeitet hatten, wurde es so dann mehr oder weniger zu unserer Hauptaufgabe, dort zu helfen und wir hatten zudem die Chance, das Kloster und seine Abläufe noch einmal intensiver kennenzulernen.
Die Aufgaben im Kloster
Im Katarinahjemmet drehten sich unsere Aufgaben größtenteils um die Reinigung des Hauses und um das tägliche Abendessen. Da in dem monatlichen Mietpreis für Studierende und Gäste drei Mahlzeiten mit inbegriffen sind mussten alle drei Mahlzeiten zubereitet werden. Die Freiwilligen und Praktikantinnen waren daher für das Frühstück und das Abendessen zuständig. Hierbei ging es vor allem darum, das Essen vorzubereiten, es eventuell nachzufüllen und nach dem Abendessen die Küche aufzuräumen und alles zu spülen sowie zu reinigen.
Bei den gemeinsamen Mahlzeiten mit den anderen Studierenden und Freiwilligen war es immer schön, Gesellschaft zu haben und nie alleine Essen zu müssen. Jeder war an zwei Abenden in der Woche für das Abendessen verantwortlich und wir haben uns die Arbeit immer jeweils zu zweit geteilt. Wenn wir uns nicht gerade um das Essen kümmern mussten, waren die anderen Aufgaben der Praktikanten u.a. das Reinigen und Waschen der Gästezimmer und Badezimmer des Hauses. Langweilig wurde es in einem so großen Haus jedenfalls nie!
Norwegen und seine Sehenswürdigkeiten
Aufgrund der Corona-Pandemie habe ich leider von Norwegen nicht allzu viel sehen können. Das Infektionsrisiko war für die Schwestern während meines ganzen Aufenthalts hier zu hoch. Das ist natürlich eine Sache, die ich sehr bedaure, da ich mich auf die wunderschöne Natur Norwegens gefreut habe und auch gehofft hatte, das Land auf eigene Faust erkunden zu können. Jedoch habe ich so gut wie jede Ecke von Oslo gesehen und kann mit Überzeugung sagen, dass Oslo eine sehr schöne Stadt ist.
Schwester Ane-Elisabet hat trotz der angespannten Corona-Lage so gut wie es nur ging Ausflüge mit uns unternommen. So konnten wir viele interessante Städte und Orte außerhalb Oslos besuchen und doch ein wenig herumreisen. Beispielweise haben wir einen Ausflug nach Frederikstad gemacht, eine kleine historische Stadt in der Provinz Viken, und auch ein Ausflug zu Hadeland Glassverk stand auf dem Programm. Dabei handelt es sich um das älteste Industrieunternehmen Norwegens. Ganz besonders gut an Norwegen haben mir aber natürlich die Landschaft und die Stille des Landes gefallen, die ich trotz Corona-Pandemie in vollen Zügen gemeinsam mit Elske genießen konnte.
Persönliche Errungenschaften
Dieses Praktikum in einem anderen Land war für mich persönlich eine herausfordernde und zugleich eine besonders lehrreiche Erfahrung. Ich nehme für mich selbst sehr viel aus dem Praktikum mit. In den sieben Monaten, in denen ich alleine weit weg von Zuhause und meinem gewohnten Umfeld in einem fremden Land gelebt habe, habe ich angefangen, mich selbst besser kennenzulernen: Ich habe meine Stärken und meine Schwächen erkannt. Ich habe gemerkt, was ich gut und wo ich mich noch verbessern kann. Auch bin ich in den letzten Monaten über mich hinausgewachsen und habe Dinge gemeistert, von denen ich vor dem Praktikum nicht wusste, dass ich dazu in der Lage bin. Ich hatte gerade dadurch, dass ich auch nicht mal eben kurz nach Hause fliegen konnte und durch den Lockdown hier viel Zeit, um mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Nun gehe ich mit mehr Selbstbewusstsein und Zielstrebigkeit, aber auch mit mehr Wissen über mich selbst, aus diesem Praktikum heraus. Außerdem bin ich unglaublich froh, so viele neue Freundschaften geschlossen und so viele neue Leute kennengelernt zu haben.
In diesem Sinn möchte ich mich ganz herzlich beim Bonifatiuswerk, Julia Jesse und Ricarda Clasen, bedanken, die dieses Praktikum überhaupt in einer so unsicheren Zeit möglich gemacht haben. Ich bin sehr dankbar für die letzten sieben Monate, in denen ich so viel Neues und Aufregendes erleben durfte. Und Norwegen werde ich sicher auch noch einmal bereisen!