Sechs Monate habe ich in Akureyri gelebt und durfte dort Island kennen und lieben lernen. Am Ende ging mein Praktikum im Norden schneller vorbei als anfangs gedacht. Besonders schwer fiel mir der Abschied von den Kindern aus der Kinderkrippe. Seit September habe ich mich unter der Woche um die Kinder gekümmert und sie mit jedem Tag mehr kennen und lieben gelernt.
Jeden Tag umgeben von Kinderlachen
Schon von Anfang an freute ich mich, meinen Tag mit den Kindern zu verbringen und sie beim Größerwerden zu begleiten. Besonders schön ist es, rückblickend zu sehen, wie schnell sich die Kinder zwischen meiner Ankunft und meiner Rückreise entwickelt haben.
Am Anfang waren sie noch Babys, die mit ca. einem Jahr noch viel Hilfe im Alltag benötigten. Doch mit der Zeit lernten sie immer mehr dazu, sodass letztendlich fast alle Kinder laufen konnten und in den letzten Monaten auch immer mehr Wörter gelernt haben. Mein persönliches Highlight war, dass mich kurz vor meiner Abreise einige Kinder bereits mit meinem Namen ansprechen konnten.
Auch wenn die Struktur jedes Tages relativ gleich war, machten die Kinder jeden Tag einzigartig. Ob drinnen oder draußen, beim Spielen, Füttern oder beim In-den-Schlaf-Schaukeln gab es immer wieder kleine Momente, die mir ein Lächeln ins Gesicht zauberten und mich gerne an die Zeit zurückdenken lassen.
Kirche unter Corona-Bedingungen
Während die Arbeit in der Kinderkrippe kaum unter Corona Einschränkungen stand, war das Kirchenleben in Akureyri maßgeblich von der Corona-Pandemie geprägt. Schon bei meiner Ankunft im September war der Besuch des Gottesdienstes nur mit Maske und mit beschränkter Besucherzahl erlaubt.
Während des Lockdowns im Oktober/November 2020 fanden gar keine Gottesdienste statt. Ich konnte jedoch zusammen mit den Schwestern und Pfarrer Jürgen im kleinen Kreis in der Kapelle der Schwestern am Sonntag Gottesdienst feiern. Nach Weihnachten wurden die Besucherbeschränkungen immer weiter gelockert, sodass ich auch die Gottesdienste mit mehr als 15 Gläubigen erleben konnte. Leider wurden die Besucherzahlen von 70 Katholiken am Wochenende vor meiner Abfahrt nicht mehr erreicht, sodass ich eine voll besetzte Kirche nur aus Bildern und Erzählungen kenne.
Verschiedenen Sprachen in und um den Gottesdienst
Trotz all dieser Einschränkungen habe ich einen guten, realistischen Einblick in die isländische katholische Kirche bekommen: Wie in den meisten nordischen Ländern ist auch hier die katholische Kirche vor allem von Einwanderern geprägt. In Island kommen diese größtenteils aus Polen. Dadurch hörte man in und um den Gottesdienst viele Sprachen.
Viele Angebote für die Gemeinde
Besonders beeindruckend fand ich, wie viel Mühe sich die Schwestern und der Pfarrer bei der Betreuung der Gemeinde gegeben haben. Die Gemeinde Akureyri ist sehr groß und einige Orte sind bis zu zwei Stunden Autofahrt von Akureyri entfernt. Jeden Sonntag findet daher zusätzlich zum Gottesdienst in Akureyri ein Gottesdienst in einem anderen Ort innerhalb der Gemeinde statt, sodass Gläubige, die nicht aus Akureyri kommen, mindestens einmal im Monat den Gottesdienst besuchen können.
Eine weitere Besonderheit: Da es an isländischen Schulen keinen Religionsunterricht gibt, übernehmen die Schwestern diese Aufgabe und unterrichten die katholischen Kinder der Gemeinde entweder persönlich in Akureyri oder online für Kinder aus den umliegenden Orten.
Schnee, Schnee und noch mehr Schnee
Ganz im Gegensatz zu den Einheimischen freute ich mich während meiner Zeit in Akureyri auf den isländischen Winter und wurde auch wirklich nicht enttäuscht.
Obwohl der Winter in dieser Saison recht "mild" war erreichte der erste Schnee Akureyri bereits Ende Oktober und auch den ersten Schneesturm konnte ich schon Anfang Dezember "bewundern".
Skilanglauf statt Joggen!
Nachdem die Bürgersteige immer mehr mit Schnee und Eis bedeckt waren, beschloss ich vom Joggen auf Skilanglauf umzusteigen. Ab Januar habe ich so fast jeden Tag mein Sportprogramm auf ca. 600m Höhe auf der Langlaufloipe des Hlíðarfjall, einem Berg im Westen von Akureyri, absolviert.
Jeden Abend konnte ich von diesem Berg auf Akureyri und die Umgebung herunterschauen und hatte wohl eine der schönsten Aussichten, die ich je beim Sport hatte.
Spikes sind im Winter pflicht!
Während der Wintermonate wurden zudem der Schneeschieber vor meiner Haustür und verschiedene Spikes für meine Schuhe zu meinen treuen Alltagsbegleitern. Außerdem habe ich gelernt, wie man am besten festgefahrene Autos freischaufelt, dass man auch bei minus 20 Grad Celsius nach draußen geht und dass Motorschlitten so etwas wie die Quads der Isländer sind.
Gewöhnungsbedürftige Dunkelheit
Etwas gewöhnungsbedürftig war allerdings die Dunkelheit, die in Akureyri im Winter herrscht. An manchen Tagen gab es nur knapp drei Stunden Tageslicht und die Sonne kam kaum über die Bergkuppen. Das hatte aber wiederum zur Folge, dass ab November die Isländer anfangen, ihre Häuser und die Innenstadt mit Lichterketten auszustatten, wodurch man die Dunkelheit tatsächlich fast vergisst.
Eis trotz eisiger Temperaturen
Meine Freizeit verbrachte ich neben dem Langlaufen mit meinen Freundinnen, die Au-pairs in Akureyri waren. Am Wochenende und am Abend konnte man uns häufig im Schwimmbad finden, wo wir die Wärme der Hot-Pots genossen während uns von oben der Schnee auf den Kopf rieselte.
Wenn wir nicht im Schwimmbad waren widmeten wir uns einer weiteren typisch isländischen Freizeitbeschäftigung - dem Eis essen.
Trotz eisiger Temperaturen findet man an fast jeder Ecke einen Eisladen und auch die Auswahl an verschiedenen Sorten und Toppings waren wirklich beeindruckend.
Naturwunder Island
Trotz Corona und dem isländischem Winterwetter konnte ich einige spannende Ausflüge in Island machen und die Natur mit eigenen Augen bewundern.
Über Weihnachten habe ich so beispielsweise mit meiner Schwester ein kleines Stück der Südküste erkundet. Trotz Schnee und nur knapp vier Stunden Tageslicht konnten wir uns in den drei Tagen die meisten "Sehenswürdigkeiten" zwischen Reykjavík und Vík anschauen.
Zwischen Wassefällen, Bergen und Gletschern
Der Schnee, der am Morgen des ersten Tages gefallen war, war das I-Tüpfelchen auf der sonst schon ohnehin wunderschönen Natur. Vor allem in Erinnerung geblieben ist, neben all den Wasserfällen, Bergen und Gletschern, unser Tag in Vík. Dieser war durch einen Orkan zwar sehr stürmisch, dadurch bot sich uns aber auch ein atemberaubender Anblick der dank des Windes meterhohen Wellen um die Reynisdrangar, den Basaltsäulen am Fuße des Berges Reynisfjall.
Warme Quellen sind das Beste bei -15 Grad
Aber auch rund um Akureyri habe ich viel gesehen: Neben dem Goðafoss, einem der bekanntesten Wasserfälle Islands, den ich sowohl im Winter als auch im Sommer bewundern durfte, bleibt vor allem ein Ausflug zum See Mývatn mit Freunden aus Akureyri in Erinnerung. Bei -15 Grad Celsius konnten wir uns an den warmen Quellen und anschließen bei einem Bad in den Mývatn Nature Baths aufwärmen.
Abschiedstour zum Golden Circle
An meinem letzten Tag in Island konnte ich schließlich noch einmal mit Lorenz, dem Praktikanten aus Reykjavik, und einer Freundin einen Teil der Golden Circle Tour machen. Dabei konnten wir neben dem Þingvellir-Nationalpark, wo die amerikanische und eurasische tektonische Platte auseinanderdriften, Gullfoss, einen Wasserfall des Flusses Hvítá im Süden Islands, den Kerið-Vulkankrater und den Geysir Strokkur bewundern.
Da leider im Norden von Island viele Straßen bereits ab Oktober nicht mehr befahrbar sind, gibt es noch einige Orte in Island, die ich bei meinem nächsten Besuch erkunden will. Ein Grund mehr für eine baldige Rückkehr nach Island!
Zum Abschluss möchte ich dem Bonifatiuswerk und den Schwestern in Akureyri dafür danken, dass mir diese tolle Erfahrung ermöglicht wurde. Ich werde sicher noch einmal nach Island zurückkehren, um den Sommer dort zu erleben, den Schwestern noch einmal "Góðan daginn" zu sagen und mich noch einmal etwas isländisch zu fühlen. Es war wirklich eine tolle Zeit!
Sjáumst Ísland! - Bis bald Island!