Während die meisten Bergenser in den Winterferien in ihre Hütten in die Umgebung von Bergen fahren, um Ski zu fahren, bin ich zusammen mit meinen beiden Mitpraktikanten Jonas und Tim nach Trondheim geflogen, um dort das Kirchenarchiv zu digitalisieren. Die Arbeit in Trondheim ist wahrscheinlich nicht sehr spannend für einen eigenen Blogartikel. Umso spannender waren jedoch unsere Aktivitäten an den beiden Wochenenden vor und nach der Archivarbeit, an denen wir freibekommen hatten.
Roadtrip nach Romsdalen
Am ersten Wochenende unternahmen wir alle drei einen Roadtrip in das von Trondheim etwa vier Stunden entfernte Åndalsnes, mitten im Gebiet Romsdalen. Dort hatten wir uns ein Ferienhaus gemietet, das sich bei unserer Ankunft als stillgelegte Schule erwies. Deswegen befanden sich im Gebäude, zu unserer Überraschung, unter anderem eine kleine Sporthalle und viele große ehemalige Klassenräume.
Das Ferienhaus war der perfekte Ausgangspunkt für eine schöne Wanderung auf das Romsdalseggen, eine Gebirgskette, die mehr als 1000 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Die Wanderung führt auch am bekannten Aussichtspunkt Rampestreken vorbei, der in ganz Norwegen bekannt ist. Dieser ist normalerweise einer der am häufigsten besuchten Orte in ganz Norwegen, doch dank der fehlenden Touristen waren wir dort ganz alleine. Es fühlt sich merkwürdig an, das zu sagen, aber die Corona-Pandemie hat auch seine Vorteile!
Abenteuerliche Wanderung
Für den nächsten Tag hatten wir uns vorgenommen, den bekannten Pass Trollstigen zu besuchen. Bei dem Pass handelt es sich um eine alte Handelsstraße, die in elf Haarnadelkurven etwa 800 Meter überwindet und zwischen fast 2000 Meter hohen Bergen hindurchführt. Obwohl der Pass im Winter aus witterungstechnischen Gründen geschlossen ist, haben wir uns kurzfristig entschieden, es dennoch zu versuchen und einfach hochzulaufen. Anfangs verstanden wir noch nicht, warum der Pass überhaupt geschlossen war, aber etwa nach der Hälfte der Serpentinen verschwand die Straße plötzlich unter Schneemassen. Während ich diesen Blogeintrag schreibe, fällt mir erst auf, wie leichtsinnig es gewesen ist, trotzdem weiterzulaufen – aber für uns war Umdrehen keine Option. Naiverweise hatten wir uns auf eine asphaltierte Straße vorbereitet und nicht auf eine Tiefschneewanderung, und ich hatte nicht mal meine Wanderschuhe an…
Mit nassen Füßen erreichten wir dann trotzdem noch den Gipfel und die Aussichtsplattform. Für die atemberaubende Aussicht hat sich der Aufstieg unter den erschwerten Bedingungen dann auch wirklich gelohnt. Auch hier waren wir weit und breit die einzigen, aber dieses Mal lag es wohl eher weniger an der Corona-Pandemie.
Besuch im Kloster Munkeby
Nachdem wir von Montag bis Freitag einen Großteil des Kirchenarchivs digitalisiert hatten, belohnten Tim und ich uns mit einem Besuch in Skandinaviens einzigem Kloster mit Käseproduktion, dem Kloster Munkeby. Jonas ist stattdessen lieber in Trondheim geblieben. In Munkeby angekommen wurden wir am zweiten Wochenende der Winterferien herzlich von den fünf Mönchen, die dem Zisterzienserorden angehören, begrüßt. Das Kloster, in dem die Mönche wohnen, und auch das Gästehaus wurden erst vor wenigen Jahren mit Hilfe des Bonifatiuswerks gebaut und sind entsprechend modern. Auch die Käserei ist relativ jung, aber der Käse ist in ganz Norwegen bekannt und mehrfach preisgekrönt. An einem Vormittag haben Tim und ich freundlicherweise eine Führung durch die Käserei bekommen und es war sehr interessant – und natürlich lecker! An einem weiteren Tag sind wir nach Stiklestad gefahren, wo der Heilige Olav, der Nationalheilige von Norwegen, 1030 in der Schlacht von Stiklestad getötet wurde. Das ist auch der Grund, warum der Ort für viele Norwegerinnen und Norweger eine besondere Bedeutung hat.
Ich habe die Zeit in Munkeby wirklich sehr genossen, besonders weil mal nicht so viel los war wie sonst in Bergen und wir so viele spannende Orte kennenlernen konnten.
Viele Grüße in die anderen Einsatzstellen aus Norwegen!