Hej då Sverige! Nun ist es bereits 5 Monate her, als ich letzten Sommer in das Flugzeug nach Schweden gestiegen bin. Es fühlt sich komplett surreal an, wieder zu Hause zu sein, weil ich so lange weg war und das Leben in Schweden einem ganz anderen Tagesablauf gefolgt ist und sich nach einem ganz anderen Schwerpunkt strukturiert hat.
So war der Alltag in Stiftelsen Berget
Meine Einsatzstelle war das Stiftelsen Berget in Rättvik. Zu meinen Aufgaben dort gehörten das Kochen für die Gäste und die Bewohner des Hauses, den Speisesaal vorzubereiten und vor allem die Glaubensgemeinschaft bei ihren täglichen Gebeten und Anliegen bestmöglich zu unterstützen. Der Alltag im Stift war genau durchorganisiert. Zwischen den fünf festen Gebetseinheiten fanden die vier gemeinschaftlichen Mahlzeiten statt. Wenn ich zur Frühschicht eingeteilt wurde, begann ein typischer Tag für mich um 6:30 Uhr mit den Vorbereitungen für das Frühstück. Danach ging es zur morgendlichen Messe.
Im Anschluss folgten das gemeinschaftliche Frühstück und die Vorbereitungen für das Mittagessen. Vor dem Mittagessen gab es dann noch ein Gebet und nach dem Mittagessen wurde dann der Abwasch erledigt. Häufig hatte man nachmittags Zeit zur freien Verfügung oder konnte an der katholischen Messe teilnehmen. Wenn ich Spätdienst hatte, stand ich eine Stunde später auf und mein Tag begann mit der morgendlichen Messe. Um 15 Uhr fing ich mit den Vorbereitungen für das Abendessen um 18:00 Uhr an. Mit dem allabendlichen Lesen von Psalmen, der Abendvesper, klang der Tag gegen 21:00 Uhr aus.
Eindrücke vom Stift
Wanderungen, ein Second-Hand Shop und Fridays for Future
In meiner Freizeit hatte ich die Möglichkeit Rättvik zu erkunden. Besonders die Natur und das Wandern haben mich vom ersten Tag an sehr fasziniert und so ging ich, wann immer ich Zeit hatte, raus und erkundete neue Pfade über Straßen und Wälder. Das Stift ist dafür als idealer Ausgangspunkt in einem schönen Waldstück am Rand von Rättvik gelegen. Und ich erkundete andere Städte wie zum Beispiel Rovgärdet. Einmal habe ich sogar eine Fahrradtour durch Rättvik machen können. Sonst konnte man aber auch im Stift selber gut sitzen und beten oder lesen. Ein weiteres Highlight in Rättvik war der Second-Hand Shop, weil man dort alles bekommen konnte, was man so brauchte oder auch vieles, was man nicht so brauchte. Dort spielte sich das öffentliche Leben ab genauso wie bei den kleinen Fridays for Future Demonstrationen am Abend. Und man hatte schnell Kontakt zu den Einheimischen.
Faszinierende Landschaft
Die Sprache ist kein Hindernis
Aber egal ob ich im Stift geblieben oder in die Stadt gegangen bin, man musste sich überall mit seinen Mitmenschen verständigen. So kam es auch häufig zu sehr unangenehmen Situationen durch
fehlende Sprachkenntnisse und das Gegenüber konnte mein Schwedisch nicht verstehen oder ich wusste nicht, was ich erwidern sollte, weil ich nicht alles verstanden hatte. Das wurde im Laufe der
Zeit aber immer besser. Auf Englisch war die Kommunikation da schon einfacher. Fast alle Personen, die im Stift gelebt oder gearbeitet haben sowie die Menschen in der Stadt, haben sehr gut
Englisch gesprochen und auch die Mitarbeitergespräche wurden immer übersetzt, sodass ich Allem ohne Probleme folgen konnte. Auch bei der Küchenarbeit haben sich alle immer Mühe
gegeben, damit ich alles verstanden habe. Nichtsdestotrotz sollte man vor seinem Auslandsaufenthalt immer versuchen, die Grundkenntnisse der Landessprache zu lernen. Das macht doch Vieles
leichter. Weiterentwickelt habe ich mich nicht nur in der Sprache.
Persönliche Weiterentwicklung
Meine Erwartung an das Praktikum war, dass ich mich persönlich weiterentwickeln kann. Ich wollte neue Herausforderungen meistern und habe die Nähe zu Gott gesucht. In Rättvik habe ich beides gefunden. Ich habe mich mehrere Stunden am Tag mit Gott beschäftigt und habe akribisch in der Bibel gelesen. Dabei hatte ich auch mehr Zeit, mich auf Dinge wie Religion und Gott einzulassen. Materielle Dinge wie Handy oder Internet verloren immer mehr an Bedeutung. Durch die Arbeit in der Küche und der Gemeinschaft habe ich dann noch weitere Fähigkeiten erworben. Dabei habe ich vor allem gelernt, Verantwortung zu übernehmen, mich zu organisieren und zu strukturieren, damit die Arbeit pünktlich und gut fertig wird. Ich habe gelernt, mich in einem neuen Land einzuleben und anzupassen, obwohl ich die Sprache anfangs eher dürftig konnte. Das war in jedem Fall eine Herausforderung. Und ich habe gelernt, mich auf neue Situationen einzustellen.
Ich habe mich mit vielen verschiedenen Mitfreiwilligen unterhalten und konnte sehr viel von ihnen lernen. Manche wollten auch einfach nur mal mit Jemandem reden oder brauchten Jemanden, der ihnen zuhörte. Dabei habe ich viele verschiedene Lebenssituationen kennengelernt – und verbunden hat alle ihr gemeinsamer Glaube. Ich schätze zu meinen Stärken zählt jetzt vor allem, dass ich mich sehr gut auf Sachen fokussieren kann und ich nicht mehr so schnell den Faden verliere. Ich habe auch gelernt, mich auf verschiedenste Menschen einzustellen und sie so zu akzeptieren wie sie sind. Materielle Dinge sollten dabei nie im Vordergrund stehen. Doch manchmal habe ich noch Schwierigkeiten damit, den Überblick zu behalten, wenn es kompliziert wird oder wenn es mal nicht nach Plan läuft und ich unter Zeitdruck bin. Da wurde man im Stift aber immer gut aufgefangen.
Der katholische Glaube in Schweden
Die katholische Kirche in Schweden und die katholische Kirche in Deutschland ähneln sich sehr. Den Messablauf kannte ich aus Deutschland, weswegen es relativ einfach war, der Messe zu folgen. Am Anfang war es jedoch sehr schwierig für mich herauszufinden, welches Buch zu welchem Anlass benötigt wurde, da es im Stift drei verschiedene Bücher für unterschiedliche Anlässe bzw. Messen gibt. Meine Mentorin im Stift war immer eine große Hilfe für mich, da sie ein zuverlässiger Ansprechpartner für mich war und mir alles geduldig erklärt hat.
Alle Erwartungen erfüllt, sogar übertroffen
Das Bonifatiuswerk war während meiner Zeit in Schweden immer präsent. So hatte ich regelmäßig Kontakt mit meiner Betreuerin vor Ort und den Praktikanten in den anderen Einsatzstellen in Schweden. Wir haben uns per Videochat ausgetauscht oder Spiele gespielt. Außerdem wurden Ausflüge geplant und auch am Praktikumsort selber kamen gelegentlich Päckchen mit z.B. Nikoläusen für die Bewohner an. Im Hinblick auf meine Erwartungen kann ich also sagen, dass sie erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen wurden. Ich habe mich wohl gefühlt und habe viele schöne Erinnerungen an die Zeit. Ich würde jederzeit wieder ein Praktikum beim Bonifatiuswerk machen und es weiterempfehlen.
Das Praktikum im Norden hat mich selbstsicherer im Hinblick auf das bevorstehende Studium gemacht und mich in meinem Glauben zu Gott gestärkt. Ich habe das Gefühl, der Verantwortung eines Studiums gewachsen zu sein. Außerdem weiß ich jetzt, wohin ich immer gehen kann, wenn mir im Studium oder im Leben mal die Decke auf den Kopf fällt oder wenn ich mal wieder etwas Zeit brauche, mich auf mich selber zu konzentrieren. Von nun an ist Stiftelsen Berget in Rättvik ein Teil von mir.
Bilder die bleiben
Das war meine Zeit in Schweden. Alles Liebe!