Verrückt, oder? Mein letzter Blogeintrag ist noch gar nicht so lange her. Ich weiß auch nicht wie das kommt, mir schien es bisher eigentlich eher so, als hätte man in der Adventszeit weniger Zeit als sonst. Alle sind gehetzt. Die Stadt ist überfüllt und man muss alle Leute mit kreativen Geschenken zufriedenstellen.
Ich verbringe dieses Weihnachten in Tartu. Das ist das zweite Weihnachten in Folge, was ich nicht mit meiner Familie verbringe, wobei es letztes Jahr ganz freiwillig war und dieses Jahr eher eine einigermaßen gezwungene Situation darstellt.
Weihnachten und die Familie
Um ehrlich zu sein ist es aber nicht die Geburt von Jesus Christus dem Sohn Gottes, die ich lieber mit meiner Familie erleben wollen würde, vielmehr die Supersause, die anlässlich des 93. Geburtstages meines Großvaters via Drehscheiben-Kabeltelefon steigt. Und auch bei meiner Oma, die im Januar ihren Geburtstag feiert wäre ich gerne dabei. Tja, da habe ich zu dem beiden im Januar schon gesagt: "Jo guys! Ich komm an Weihnachten wieder. Bis dahin einfach nicht sterben, geht das klar?" Oma lacht dann immer unsicher und sagt sowas wie: Naja, man kann es nie wissen, man ist ja schon alt… Opa hingegen, der mir davor 3 Stunden von Oma, die schon voriges Jahr nach oben gezogen ist, erzählt, sagt dann eher sowas wie: Nojah. Er vermisst sie wirklich.
Adventszeit im Kindergarten
Jedenfalls habe ich mich ganz gut abgefunden mit der Situation, dass ich zu Weihnachten in Tartu bin. Was auch der Tatsache zu verdanken ist, dass ich in der Adventszeit wieder mehr Kontinuität gespürt habe, da ich fast ausschließlich im Kindergarten arbeite und superliebe KollegInnen und Kinder dort habe, die mir in dieser Zeit unbeschreiblich viel Liebe und Vertrauen entgegenbrachten, wofür ich unendlich dankbar bin. Auch ist es einfach unfassbar, wie die Eltern der Kinder die vergangenen Wochen "eskaliert" sind und uns KigalehrerInnen mit Geschenken überhäuft haben. Angefangen von dem Weihnachtsbaum, den Hellas Vater plötzlich durch den Korridor in unseren Gruppenraum geschleift hat, bis zu Bergen von Obst, Gebäck und Süßigkeiten und dass wir ja nicht alle möglichen Variationen von Handcremes und Duftkerzen vergessen. Ich denke, all das trägt momentan dazu bei, dass ich nicht nur besser gelaunt bin an einem Tag wie heute, an dem die Sonne nicht existent scheint, sondern es auch schaffe, mehr meiner Ziele zu erreichen und mir diese Erfahrungen besonders auch den Antrieb geben, meine Ziele zu konkretisieren und sie auch in nicht zu entfernter Zukunft zu erreichen.
Erinnerung an Weihnachten 2019
Seit meinem letzte Blogeintrag stelle ich mir die Fragen: War es gut? Habe ich es genossen? Habe ich mehr getrunken? Hast du dir diese Fragen mal gestellt? Ich denke, auch jetzt werde ich die Fragen noch nicht beantworten. Wir haben schließlich noch 2 Wochen und man soll den Tag nicht vor dem Abend verurteilen. Allerdings kann man sagen, dass ich mir zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr nicht hätte vorstellen können, noch in Estland zu sein. Denn wie man sich vielleicht schon errechnen konnte, bin ich bereits länger da als alle anderen. Wie es dazu kam ist wohl ein anderer Blogeintrag. Jedenfalls möchte ich nun gerne mit euch Erinnerungen aus dem letzten Jahr teilen, als wir, Greta, Pauline, Madeline, Claire, Antonia, Anna, Friederike, Livia und ich, Weihnachten im Kloster in Vadstena verbringen durften. Habt Freude meine Freunde!
Eure Alex, 21. Dez. 2020 (der Tag mit dem geringsten Tageslicht. Auf estnisch: Pööripäev)