Wenn man mich jetzt fragt, wie es denn in Norwegen war, merke ich, dass ich immer antworte: Es war einfach super - die beste Entscheidung meines Lebens für ein Jahr dorthin zu gehen. Ich glaube, ich übertreibe damit wirklich nicht. Doch leider hat sich die Zeit nur sehr kurz angefühlt und für mich geht es jetzt mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen zurück nach Deutschland.
Der Anfang
Als ich Anfang August nach Bergen kam, wurde ich am Flughafen von meinem Mentor Lukas und einem ehemaligen Praktikanten empfangen und ich fühlte direkt Geborgenheit. Dieses Gefühl sollte mich auch zu keinem Zeitpunkt verlassen. Schnell habe ich die Stadt Bergen mit den vielen Highlights, wie z.B. dem "Hausberg" Fløyen besichtigt. Im Vorhinein wurde mir schon häufig berichtet, wie schön die Stadt sein soll, und die Fotos, die ich mir zuvor angeschaut habe, haben nicht getäuscht. Umso passender war es, dass mein Zuhause ziemlich im Zentrum der Stadt liegt. Von dort kommt man gut zu Fuß überall hin, sodass man zum Glück kein Fahrrad in der sehr hügeligen Hafenstadt benötigt.
Mein Zuhause in Bergen
Untergebracht war ich bei den Augustiner Chorherren. Ich lebte mit Dom Lukas, Dom Alois und Dom Gregor in
einer Gemeinschaft, in der wir viel zusammen gemacht haben. Beim Abendessen wurden Neuigkeiten auf Norwegisch und Deutsch ausgetauscht. So war es für uns drei Praktikanten, Thomas, Lasse und
mich, deutlich leichter die neue Sprache zu lernen und zu üben. Außerdem hatten wir jede Woche einen Gemeinschaftsabend, wo wir entweder zu Hause Spiele gespielt haben oder z.B. auch einmal
Bowlen gegangen sind.
Meine Arbeitsstätten
St. Paul Gymnas
Das St. Paul Gymnas war der Ort, an dem ich meistens gearbeitet habe. Die Aufgaben hier waren sehr vielseitig. Die Hauptaufgabe lag eigentlich darin, meinen Mentor überall, wo es möglich war, unter die Arme zu greifen. Vor allem war dies Büroarbeit, wie z.B. die Planung von Fahrten, die Kontrolle von Einzahlungen, das Erstellen von Liedheften für Gottesdienste und die Bearbeitung von Anmeldungen.
Allerdings standen auch immer wieder Klausuraufsichten und Vertretungsstunden auf unserer "Remember The Milk App", die uns Pater Lukas eingerichtet hatte und die uns immer automatisch an unsere Aufgaben erinnerte. Außerdem habe ich Lehrerin Kjersti im Deutschunterricht der 12. Klasse unterstützt. Zum Teil durfte ich den Unterricht auch allein planen und die Unterrichtsleitung übernehmen. Dies war eine sehr gute Erfahrung und die Möglichkeit für mich, um meinem Berufswunsch, Lehrer zu werden, näher zu kommen. Außerdem war es für mich auch sehr passend, im Sportunterricht als Assistent mitzuhelfen und mir Übungen und Spiele für die Schüler auszudenken und dieses mit ihnen durchzuführen. Zusätzlich hat es auch natürlich sehr viel Spaß gemacht und man hatte dadurch einen guten Kontakt mit den Schülern.
St. Paul Grunnskole
In der Grundschule, die die 1. bis 10. Klasse umfasst, habe ich jeden Montag in der Kantine geholfen. Hier waren das Frühstück bzw. die Mittagspause der Schüler und Lehrer vorzubereiten. Somit kam ich auch ein wenig mit den Lehrern und Schülern der Grundschule in Kontakt. Außerdem habe ich sehr gerne dem Hausmeister bei großen Aufgaben, z.B. der Entrümpelung des ganzen Kellers, geholfen. Mir ist dabei insgesamt sehr positiv aufgefallen, wie dankbar die Lehrer für die Arbeit waren, die wir Praktikanten leisteten (aber natürlich auch nicht nur dort). Sie schätzten uns sehr und plauderten sehr gerne mit uns, was für unsere Norwegisch-Kenntnisse auch förderlich war. Auf diese Weise haben wir jetzt sogar auch unsere Sprachprüfung im B1-Kurs abgelegt.
Ministrantenarbeit
In der Ministrantenarbeit habe ich auch ein wenig mitgeholfen, indem ich eine Fahrt nach Klosterneuburg bzw. Wien begleitet habe. Klosterneuburg ist das Hauptkloster von Dom Alois, Dom Gregor und Dom Lukas, welches die Ministranten aus Bergen jedes Jahr aufs Neue zum Leopoldifest besuchen. Diese Fahrt habe ich als Fahrtenleiter begleitet, was eine große Aufgabe und eine bereichernde Erfahrung waren. Vor allem der Anfang der Fahrt war etwas Besonderes für mich, als ich noch ohne Dom Lukas die Fahrt allein leiten musste, der erst später eintraf. Die Fahrt war großartig und man konnte neue Freundschaften mit den Ministranten schließen. Wir schauten uns die Stadt Wien und vor allem das große Kloster von den Augustinern an, was mich persönlich sehr beeindruckt hat. Im Kloster durften wir natürlich in verschiedenen Gottesdiensten mitministrieren.
Das Kloster
Zuhause im Kloster der Augustiner Chorherren half jede Woche einer von uns drei Praktikanten unserer Haushälterin Jolanta. Da es ehrlich gesagt ein großes Haus ist, musste viel sauber gemacht werden, weshalb wir uns dort nützlich machten. Aber diese Arbeit machte sehr viel Spaß, da man viel in dieser Zeit mit Jolanta über den neuesten Tratsch reden und mit ihr laut Musik hören konnte. Durch ihre liebevolle, mütterliche Art habe ich sie sehr in mein Herz geschlossen.
Meine Freizeit
Dadurch, dass mein Arbeitstag morgens schon um 8:00 begann, bin ich verhältnismäßig früh von der Arbeit gekommen, weshalb ich dann den Nachmittag gut ausnutzen konnte. Fast jeden Tag ging ich ins Fitnessstudio, um einen Ausgleich zu der Büroarbeit zu bekommen. Bei gutem Wetter, welches in Bergen nicht so häufig vorkam, joggte ich gerne mal den Fløyen hinauf oder entspannte auf unserem Balkon oder im Park, der sich direkt vor unserem Haus befand.
Gern trafen wir Praktikanten uns mit unserem guten Freund Marius, mit dem wir häufig etwas unternahmen, wie z.B. eine Skifahrt in die Umgebung von Bergen oder eine Wanderung zur Trolltunga, wo wir oben im Zelt übernachtet haben. Von der Trolltunga, einer Felszunge über dem Abgrund, hatten wir eine ungeheuer schöne Aussicht auf die Berge und den Fjord. Ein echt tolles Erlebnis, das ich definitiv als ein Highlight hier in Norwegen bezeichnen würde.
Ein weiteres Highlight in meiner Freizeit war das Fußballspielen mit den Lehrern der beiden Schulen. Die vielen Turniere, die Lasse und ich mit den Lehrern gespielt haben, waren eine perfekte Teambuilding-Maßnahme, und wir haben es echt sehr genossen, die anderen dadurch noch einmal besser kennenzulernen.
Das Ende
Jetzt ist mein Jahr in Bergen schon wieder vorbei und ich muss noch einmal das Wort "leider" betonen. Dieses Jahr hat mir sehr viel aufgezeigt und neue Erfahrungen gebracht. Eine neue Sprache sprechen zu können macht mich sehr stolz und ich bin sehr froh diese neue Kultur kennengelernt zu haben. Vor allem hat mir dieses Jahr persönlich noch einmal gezeigt, wie gerne ich in meiner Zukunft mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten und Lehrer in der Grundschule werden möchte.
Für dieses wunderschöne Jahr möchte ich mich jedenfalls sehr herzlich bei meinem Mentor Lukas bedanken und natürlich auch allen anderen, die mir diesen Aufenthalt ermöglicht haben und ihn zu einem tollen Erlebnis gemacht haben. Ich freue mich bereits jetzt schon, nach Bergen zu Besuch zu kommen.