Der Wecker klingelt um 5.00 Uhr. Die Motivation, sich um diese Zeit aus dem Bett zu bewegen, hält sich stark in Grenzen, aber Thomas hat das irgendwie drauf. Unser Zug fährt um 6.26 Uhr und wir müssen ja noch zum Bahnhof laufen. Das Vesper (zu Hochdeutsch: Die Brotzeit/das Picknick) haben wir schon am Tag davor in Dosen gepackt. Ich erinnere mich daran, wie wir etwa acht Brote in eine Dose gequetscht haben, die Zwischenräume wurden mit kleinen Tomaten und Salatblättern ausgestopft.
Im Dunkeln laufen wir zum Tartuer Bahnhof.
Unser Ziel: Vägeva
Es ist der 24. Februar 2020 und als wir um 7.15 Uhr in Vägeva ankommen ist die Sonne noch nicht aufgegangen. Orangene und violette Streifen zieren den Himmel malerisch. Noch 14 Minuten bis zum Sonnenaufgang. Als hätten wir das geplant, ist der Himmel vollkommen wolkenfrei und wir machen uns auf den Weg ins Moor. Bis dahin sind es noch etwa sieben Kilometer zu Fuß. Aber von der frischen Morgensonne geküsst und dem Eis, das die Natur an diesem Morgen in eine funkelnde Landschaft wiegt, gehen wir schnellen Schrittes los und bleiben besser nicht stehen. Denn wer steht, der erfriert.
Auf geht's ins Moor
Diese Kälte zieht sich allerdings noch durch den ganzen Tag. Wir gehen auf Fußwegen, entlang der Landstraße auf den Feldweg in den Wald. Wir verlaufen uns, aber Google Maps hilft gut aus. Das Problem dabei ist nicht die Internetverbindung in Wald und Moor, das Problem ist, dass mir meine Hände abfieren sobald die mein Handy raushole, um die Route zu checken. Irgendwann kommen wir an der Wanderkarte an, wo der eigentliche Weg ins Moor beginnt. Hier laufen wir vorbei an Seen, über eine Pferdekoppel in den Wald bis wir zum Steg kommen, wo das Moor beginnt. Die Wanderroute selbst ist auch in meiner App RMK nochmal genau gekennzeichnet.
Endlich angekommen
Und zurück müssen wir auch ...
Der Rückweg muss weit vorher geplant sein, da wir insgesamt 1,5 bis 2 Stunden vom Wanderpfand zurück zum Bahnhof brauchen. Am Ende scheinen wir noch extrem viel Zeit zu haben. Bis wir feststellen, dass wir uns verlaufen haben. Ich drehe innerlich schon durch bei dem Gedanken, diesen Zug zu verpassen und dann zwei Stunden in einer eisigen Kälte auf den Nächsten warten zu müssen. Das ständige Hin- und Herlaufen auf den Waldwegen, die irgendwie auch alle gleich aussehen macht die Sache nicht besser. Letztendlich finden wir aber den Weg und schaffen es quasi mit Punktlandung in unseren Zug.
Mehr Eindrücke im Video
Und was dazwischen so passiert ist, lohnt sich, im Video anzuschauen. Dich erwarten: Kalte Füße im gefrorenen Moor, der Klang eines Eiszapfens und wie ein Tag aussieht, an dem man sich so oft wie noch nie in seinem Leben irgendwo im Nirgendwo verlaufen hat!
Musik: Roa, Tropical Lizenz: https://soundcloud.com/roa_music1031/roa-tropical-time geändert, Creative Commons Lizenz