Schon etwas her, aber absolut erwähnenswert und in guter Erinnerung:
Im März haben sich die Mentor*innen des "Praktikum im Norden" zu einem ersten Treffen im Bonifatiuswerk in Paderborn versammelt. Unsere Projektkoordinatorin Ricarda Clasen hat zurückgeblickt und auf ihre persönliche Art und Weise das Treffen "Revue passieren" lassen:
Ein guter Start mit Vorzeichen
"Gestartet bin ich an einem wunderschönen Montagmorgen mit dem Zug von Stockholm. Das Reiseziel meiner Fahrkarte ist Paderborn. Mein ursprünglicher Plan, mit einem Zwischenstopp Schwester Monika aus Vadstena abzuholen und mit ihr gemeinsam weiterzureisen, wird bereits einige Tage vorher von einem bis dahin noch scheinbar "kleinen Covid-Virus" zunichte gemacht. Aufgrund eines erhöhten Risikos für die älteren Mitschwestern, hat sich Schwester Monika aus gut nachvollziehbaren Gründen als meine Reisepartnerin verabschiedet. So komme ich alleine, ohne nennenswerte Zwischenfälle, nach 17 Stunden Zugfahrt am Montagabend gesund und munter in Nordrhein-Westfalen an.
Zum Nachmittag des nächsten Tages erwarten wir unsere Mentor*innen aus ihren verschiedenen Ländern. Eigentlich waren die Mentoren aus allen Praktikumsländern eingeplant, die sich schon auf ein erstes Kennenlernen freuten. Aber auch hier waren schon die ersten Vorzeichen erkennbar. Bedingt durch die ersten Flugstreichungen mussten die Mentoren aus Dänemark und Estland leider kurzfristig absagen. Alle anderen begaben sich mutig auf den Weg nach Deutschland.
Alle Teilnehmenden begrüßen sich freudig! Händeschütteln war noch erlaubt!
Gemeinsam verbringen wir unseren ersten Abend mit einem gegenseitigen Kennenlernen und einem gemütlichen Abendessen.
Ausflug mit der Nordischen Bischofskonferenz
Der nächste Tag startet früh! Zusammen mit den Bischöfen der Nordischen Bischofskonferenz unternehmen wir einen Ausflug in das Paderborner Umland. Zunächst besuchen wir die katholische Jugendbildungsstätte Hardehausen.
Nach einer Einführung in die dortige pädagogische Arbeit, mit Simultanübersetzung für unsere englischsprachigen Gäste von Julia Jesse und mir, bekommen wir eine kurze Führung in die sehr moderne und eindrucksvolle Jugendkirche. Gemeinsam feiern wir Gottesdienst.
Schloss Corvey
Nach dem Mittagessen fahren wir weiter nach Schloss Corvey. Hier erhalten wir einen Einblick in die Kunsthistorie des Weltkulturerbes. Zwischendurch im Bus werden die neusten News zum Covid-19 Virus ausgetauscht. Schließen die Dänen und Norweger wirklich ihre Grenzen? Zu dem Zeitpunkt, können wir uns das nicht wirklich vorstellen.
Zum Abschluss des Tages feiern wir die Vesper gemeinsam mit der Gemeinde in Fürstenberg.
Workshop im Bonifatiuswerk
Am Donnerstagmorgen erwartet uns ein Workshop mit Theresa Rode vom mundus Eine Welt e.V., des Freiwilligendienstes des BDKJ und der Erzdiözese Paderborn. Wir tauschen uns darüber aus, was einen guten Mentor und eine gute Mentorin ausmachen, welche Fähigkeiten wir besitzen und wie umfangreich unsere Arbeit ist. Wir besprechen Probleme in einer kollegialen Beratung und erörtern den aktuellen Stand des Praktikums im Norden.
Und am Nachmittag ...
Am Nachmittag unserer Zusammenkunft kommt dann alles anders. Die Meldungen aus den Online-Zeitungen der nordischen Länder überschlagen sich. Die Smartphones und Tablets unserer Mentoren stehen nicht mehr still. Norwegen wird seine Grenzen schließen und Einreisende müssen sich für 14 Tage in Quarantäne begeben. Das betrifft zwei unserer Mentor*innen. Auch Dänemark wird seine Grenze schließen. Ob ich dann noch mit dem Zug zurück nach Schweden komme?
Wir überlegen, was diese Entwicklungen für unser Praktikum im Norden bedeutet? Wir beschließen, unseren Workshop zu unterbrechen und zusammen zu überlegen. Alle Mentor*innen versuchen ihre Freiwilligen zu informieren, zu beruhigen und weiter zu überlegen. Ich übernehme die Freiwilligen, deren Mentor*innen nicht hier sein können. Wie gut, dass wir gerade zu diesem Zeitpunkt zusammen sind, uns austauschen und Pläne schmieden können, wie und ob wir das Praktikum im Norden fortsetzen können.
Um uns herum, im Bonifatiuswerk und in Paderborn, scheinen alle eher entspannt. Wir, die wir die ganze Zeit die Nachrichten aus den unterschiedlichen nordischen Ländern lesen, sind eher beunruhigt. In Deutschland hingegen wird es noch ein paar Tage ruhig bleiben, bevor auch hier weitreichende Maßnahmen greifen.
Paderborner Dom am Abend
Am Abend dieses turbulenten Tages treffen wir auf Weihbischof Matthias König, der uns den Paderborner Dom auf sehr interessante Art und Weise erklärt und zeigt. Anschließend beschließen wir unseren letzten gemeinsamen Abend mit einem gemütlichen Abendessen. Diese Gemütlichkeit lässt uns auch für einen Moment die Sorgen über die wohl schwierige Rückreise und die kommenden Sorgen vergessen. Noch wissen wir nicht, was uns in den nächsten Wochen erwarten wird.
Unsere Rückreise
Unsere isländischen Gäste werden eine kleine Odyssee vor sich haben, bevor sie wohlbehalten in Akureyri und Reykjavik ankommen. Sr. Ane-Elisabeth aus Oslo kommt aus Düsseldorf nicht weg und muss zunächst noch eine Nacht in einem Hotel am Flughafen verbringen. Für mich geht es Freitag früh zurück nach Schweden. Ich werde eine der Letzten sein, die mit dem Zug im März 2020 noch durch Dänemark fahren kann. Der Kopenhagener Hauptbahnhof ist gespenstisch leer und in Schweden sitze ich mit vier anderen Personen in meinem Zugteil.
Mein Fazit
Trotz aller Widrigkeiten und Herausforderungen schaue ich sehr positiv und dankbar auf diese drei Tage zurück. Die Mentor*innen des Praktikums im Norden haben sich neu kennenlernen können! Es wurden Probleme besprochen, sich weiter vernetzt und Pläne für die (ungewisse) Zukunft geschmiedet. Es waren sehr bereichernde drei Tage mit unseren internationalen Gästen in besonderen Zeiten!"
Ricarda Clasen