Meine Zeit beim Praktikanten-Programm vom Bonifatiuswerk ist nämlich vorbei und darüber bin ich vor Allem eins: ziemlich traurig.
Es macht nämlich großen Spaß immer wieder neue interessante Situationen zu erleben, in den verschiedenen Praktikumsorten neue Einblicke zu gewinnen und neue Menschen aus anderen Kulturen und Lebenssituationen kennenzulernen.
Natürlich hat man vor dem Praktikum Vorstellungen, davon wie es wird in einem anderen Land zu leben aber tatsächlich dort zu sein und zu erleben ist nochmal etwas ganz anderes.
Der Beginn in Vadstena
Angefangen habe ich am 24. August 2018 in Vadstena! Als ich dort aus dem Auto ausgestiegen bin, gefiel es mir sofort. Das gelbe Haus, in dem schon so viele Volontäre mitgeholfen haben, hat einfach einen ganz besonderen Charme. Bei meiner ersten „Fika“ lernte ich dann direkt Schwester Monika und Schwester Katharina kennen auch Bibbi und ihren Mann Alan und Pater Peter.
In den nächsten Monaten half ich gemeinsam mit ihnen und Friederike im Gästehaus mit. Wir bereiteten die Zimmer für die Gäste vor und säuberten sie nach ihrer Abreise. Aber wir erledigten auch andere Arbeiten im Haus wie Fenster putzen, Kirche staubsaugen, Frühstück vorbereiten, einkaufen, Vorhänge bügeln
und was eben getan werden muss, damit der Laden läuft.
Die Küche in Vadstena
Hauptaufenthaltsort der Volontäre ist und bleibt aber die Küche. Hier wird gekocht, gebacken, geredet, organisiert, gesungen und besonders viel gelacht.
Am liebsten mochte ich es immer mit Friederike Brot zu backen aber nicht eins, sondern mindestens dreißig, dabei hörten wir Hörbücher wie Harry Potter oder unterhielten uns einfach an unserem kleinen Küchentisch, später verstauten wir alles in den vielen Gefriertruhen im Keller.
In der Küche lernten wir auch viel schwedisch, gemeinsam mit Bibbi und Schwester Monika die Einkäufe zu kontrollieren war fast wie ein Vokabel-Test und nach den ersten Monaten fingen Friederike und ich an die Gespräche zu verstehen.
Den restlichen Sommer über und im Herbst schwammen wir im Vätternsee, denn Badesaison ist in Vadstena eigentlich immer. Und auch die
anderen Praktikanten lernten wir immer besser kennen, denn auch wenn wir in Schweden und Norwegen weit verteilt waren, hatten wir viel Kontakt miteinander und quetschten in unsere gemeinsamen Wochenenden so viele schöne Erlebnisse wie möglich.
Die dunkle Zeit in Schweden … Weihnachtsstimmung
Mit der Zeit wurde es aber immer dunkler in Schweden und in unserem Volontärszimmer wurden Decken herausgeholt und viele Filme geschaut. Während der langen Abende ohne Gäste brachten Friederike, Agnes und ich uns selbst stricken bei.
Als das Gästehaus dann Winterpause machte, besuchten wir Bergen, wo Friederike ihren Geburtstag feierte und wir die beginnende Adventszeit beim alljährlichen Lichterfest begrüßen konnten. Später im Advent haben wir bei der „Fika“ in Uppsala Geschenke verpackt und mit Klara, Hanne und Patrik so lange schwedische Weihnachtsmusik gehört bis die „Tomtenatt“ uns allen nicht mehr aus dem Kopf ging. Aber auch in Vadstena gab es Weihnachts-stimmung. Am Lucia Tag backten wir „Lussebullar“ mit Safran und unser Gospelchor sang bei dem alljährlichen Julkonzert mit. Im Gästehaus dekorierten wir alles mit Lichterketten und dem Weihnachtsschmuck, den die Schwestern in einer riesigen Kiste im Keller aufbewahren.
Im Januar reisten wir dann für ein Wochenende nach Tromsö, um gemeinsam mit Hannes, Johannes und Stefan die Nordlichter zu sehen. Und wir hatten Glück, denn direkt von unserer Straße aus konnte man sie sehen, das war wirklich unglaublich.
Die letzten Wochen in Vadstena verbrachte ich mit Agnes und Friederike, während die
ersten Gäste nach der Winterpause eintrudelten.
Riga
Im Februar war es dann soweit, ich fing nochmal neu in Riga an und vermisste Friederike und
Agnes, die in Vadstena blieben, sehr. Aber es war auch cool wieder einen neuen Ort kennenzulernen. Schwester Hannah, Markus und Sara holten mich am Flughafen ab und am ersten Abend in Lettland gab es Pizza und Früchtetee.
Meine Aufgaben
Einen Tag später begannen wir auch schon an in der Deutschen Schule Riga, beim Deutschunterricht für Senioren und in einem Tageszentrum für
Schwerbehinderte.
An der deutschen Schule unterstützte ich die
Fuchs-Vorschulgruppe und bereitete gemeinsam mit Ilva, der Gruppenleiterin den Unterricht vor. Unser Tag bestand immer aus dem Deutsch- und Matheunterricht,
einem Gang zum Spielplatz im Park und dem Natur-kundeunterricht. Wir richteten auch das Klassenzimmer ein, mit mir oben auf der wackligen Leiter, Höhenangst
und ihr die die Leiter unten festhielt aber hey…selbst ist die Frau.
Zusammen mit zwei anderen Mitarbeitern habe ich auch die Übernachtung in der Vorschule betreut. Es hat mir sehr gefallen viel Verantwortung in der Gruppe übernehmen zu dürfen, auch wenn das manchmal anstrengend war. Am Ende des Schuljahres waren wir dann aber auch sehr stolz, dass alle Kinder in diesem Jahr in die erste Klasse versetzt werden können.
Den Deutschunterricht für Senioren gaben Sara und ich nur zwei oder dreimal bevor sich die Gruppe auflöste, da die Lehrerin krank wurde.
Stattdessen wechselte Sara zum „Drosa maja“ einer NGO die Asylsuchende unterstützt und ich fing zusätzlich beim Roten Kreuz Familienkrisenzentrum an.
Schwester Hannah machte diese spontanen Wechsel möglich, gleichzeitig hatte sie immer ein offenes Ohr für uns. Denn zwischendurch stellten wir uns vielen Herausforderungen. Beispielsweise war es nicht immer einfach die Sprachbarrieren zu überwinden, die Aufgaben zeitlich abzustimmen und jedem gerecht zu werden. Oft hat Sara mir in diesen Situationen geholfen und wir konnten uns absprechen und unterstützen.
Freizeit in Riga
Die Dominikanerinnen und wir
Mit den Schwestern verbrachten unter der Woche kaum Zeit nur an Sonntagen, Feiertagen und bei Veranstaltungen, wie der Lieferung für die Kleiderkammer, dem wöchentlichen Gottesdienst, dem Fensterputzen, der KaNeLa und natürlich an Ostern.
Für das Osterfest bauten Markus und Sara Seitenaltäre auf, ich konnte später beim Dekorieren mit Buchsbaum und bunten Bändern helfen.
Außerdem gingen wir zu dem ökumenischen Kreuzzug durch die Stadt und es hat allen
sehr geholfen, dass Schwester Hannah immer fleißig übersetzte. Besonders an Ostern war das Bonifatiuswerk sehr präsent in Riga, denn alle Boni Busse vom katholischen Gymnasium standen in der Stadt, ausgestattet mit riesigen Lautsprechern.
Die ultimativen Highlights meines Lettland Aufenthalts, die
mir den Abschied so schwer gemacht haben, waren auf jeden Fall die KaNela Jugendfreizeit und das Janis Fest.
Ich hatte durch das Praktikanten Programm die Möglichkeit viel neues über mich zu lernen, bin selbstständiger mutiger und entspannter geworden und hatte gleichzeitig das Glück viele wunderbare Menschen zu treffen, bei denen ich mich gerne bedanken möchte.