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… unter diesem Motto habe ich mich Anfang Mai auf den Weg gemacht.
Nachdem ich Deutschland am Abend hinter mir gelassen hatte, wurde ich von einem wunderschönen Sonnenaufgang vor den Küsten Dänemarks und Schwedens begrüßt.
Gegen Nachmittag erreichte ich dann das Gästehaus der Birgittaschwestern in Vadstena, mein „zu Hause auf Zeit“ für die nächsten Monate. Hier wurden mir nach und nach meine alltäglichen Aufgaben im Gästehaus gezeigt. Dies beinhaltete vor allem die Zubereitung des Frühstück und weiterer Mahlzeiten sowie die Reinigung der Bäder und Zimmer, aber auch weitere kleinere anfallende Haushaltsarbeiten. Das Brot haben wir selbst gebacken. Menschmal haben wir Obst gepflückt und zum Verarbeiten vorbereitet. Zwischendurch ergab sich auch Gelegenheit, das ein oder andere auch schwedische Rezept auszuprobieren.
Nette Kontakte im Gästeheim
Der Tagesablauf war durch die Gebetszeiten strukturiert, zu denen ich auch jederzeit willkommen war. Vor allem zu den Sonntagsgottesdiensten kamen viele Katholiken aus der Umgebung hinzu. Im Anschluss fand das Kirchencafé statt, das gerne angenommen wurde, um noch ein wenig zusammenzubleiben und sich bei einer Tasse Kaffee auszutauschen.
Kaffee, Tee und kleine Gebäckstücke dafür vorzubereiten, war eine der Aufgaben von uns Volontären.
Immer wieder ergaben sich nette Kontakte mit den Gästen. Dies waren zum Beispiel Jugendgruppen, Familien oder Alleinreisende, die Ruhe an diesem besonderen Ort suchten. Es waren Menschen unterschiedlicher Nationen und Konfessionen, die sich auf den Weg nach Vadstena gemacht haben, das für die Hl. Birgitta bekannt ist.
Schwedische Feste und kirchliche Traditionen
Den Sommer über durfte ich einige typisch schwedische Feste miterleben: den Nationalfeiertag am 6. Juni, „midsommar“ als großes Fest der Sommersonnenwende und im August begann das Fischen der Krebse aus dem Vätternsee.
Auch kirchliche Feierlichkeiten durften nicht fehlen. Groß gefeiert wurde natürlich der Namenstag am Todestag der Hl. Birgitta am 23. Juli.
In Stockholm durfte ich bei einer Priesterweihe dabeisein, was in der Diaspora noch besonderer ist.
In Vadstena fanden während meiner Zeit dort sowohl die jährliche Diözesanwallfahrt als auch die Jugendtage mit Katechese, thematischen Workshops und verschiedenen anderen Aktivitäten statt.
Die katholische Kirche in Schweden ist international geprägt und die Katholiken dort wirken überzeugt von ihrem Glauben.
Ebenfalls lernte ich „tro och ljus“ (Glaube und Licht) kennen. Die internationale ökumenische Vereinigung feierte in der Kirche des Klosters Gottesdienst. Viele junge Menschen mit Behinderung nahmen mit ihren Familien oder Freunden an der Wallfahrt teil.
Soziale Einrichtungen kennengelernt
Da der Glaube für mich auch eng mit sozialem Engagement verbunden ist, war es schön, zudem in einzelnen sozialen Einrichtungen hospitieren zu dürfen.
So habe ich im Erikshjälpen, einem großen Second-Hand-Waren-Laden, in Uppsala geschnuppert. In Schweden scheint es viel selbstverständlicher und akzeptierter zu sein, dort einzukaufen. Außerdem arbeiten dort Hauptamtliche mit Ehrenamtlichen und Menschen mit Behinderung selbstverständlich zusammen.
Sehr spannend war auch mein Praktikum im Josephinahemmet in Stockholm. In der katholischen Wohnanlage werden ältere Menschen entsprechend ihrem Bedarf unterstützt. Der Umgang mit den Menschen und im Kollegium wirkte auf mich respektvoll und von niedriger Hierarchie geprägt.
Deutlich zu spüren war, dass es eine katholische Stiftung ist. Die meisten dort sind Katholiken und Elisabeth-Schwestern unterstützen das Haus. Es wird jeden Tag Gottesdienst in der hauseigenen Kapelle gefeiert. Einige erzählten, sie kennen Vadstena, waren öfter dort. Sie sind stolz, einen schwedischen Kardinal zu haben.
Schwedische Lebensart und schwedische Sprache
An der schwedischen Lebensart ist mir aufgefallen, dass alltägliche Dinge wie das Einkaufen oder der Verkehr wesentlich ruhiger ablaufen als in Deutschland. Die Menschen sind im Allgemeinen zwar etwas distanziert, aber freundlich und hilfsbereit. Besonders wenn sie merken, dass man die Sprache nicht so gut spricht, scheint es kein Problem zu sein. In der örtlichen Bibliothek gibt es auch einige „lättläst“-Bücher in einfacher schwedischer Sprache.
Über das Wetter wird gerne gesprochen, ganz besonders in einer Ausnahmesituation wie diesen Sommer – es war wochenlang so warm, dass manche Dinge im Alltag kaum mehr möglich waren.
In der Freizeit viel erlebt
In meiner Freizeit habe ich immer wieder die Gelegenheit für den ein oder anderen Ausflug genutzt: zu der bekannten Schleusentreppe in Berg, Kloster Vreta, nach Linköping oder in das das für die rot-weißen Zuckerstangen „Polkagris“ bekannte Städtchen Gränna. In Jönköping wird die Entstehungsgeschichte des Streichholzes gezeigt und in der Nähe habe ich die wunderschön bemalte Holzkirche in Habo besichtigt. Vom Omberg aus, einem Naturschutzgebiet nahe Vadstena, bot sich bei einer kleinen Wanderung oder einem Picknick immer wieder eine herrliche Aussicht über den Vätternsee.
Gerne bin ich aber auch in Vadstena eine Runde gelaufen und habe versucht, die Mediationstafeln dort zu lesen. Es war immer wieder schön, bei den Sonnenuntergängen am See zu sitzen oder auch darin zu schwimmen.
Während eines Besuchs bei Josephine in Riga habe ich auch die Dominikanerinnen dort kennengelernt. Zum Ende meines Praktikums habe ich mich nochmal auf den Weg gemacht, um das Land kennenzulernen und hatte so die Gelegenheit, weitere Projektstellen des Bonifatiuswerks zu besuchen. Beispielsweise die Birgittaschwestern in Falun, Stiftelsen Berget in Rättvik am Siljansee, das Katarinahjemmet in Oslo und es war eine schöne Gelegenheit, die Nacht vor der Rückfahrt mit der Fähre in der Stille des Kloster Rögle zu verbringen.
Ein ganz herzliches Dankeschön an alle, „Tack så mycket“, die mir diesen Aufenthalt ermöglicht und mich dabei unterstützt haben!