So schnell kann es gehen: Mein Jahr in Norwegen - Abschlussbericht von Martin Schäfer

Gullfjellet - ein norwegischer Traum
Gullfjellet - ein norwegischer Traum

Im August 2017 sitze ich das erste Mal in meinem Leben in einem Flugzeug und frage mich, wie wohl mein Jahr in Bergen sein wird. Doch nach nur kurzer Zeit muss ich feststellen: So schnell geht ein Jahr vorüber. Ich habe gerade erst begonnen mich so richtig einzuleben und die Facetten der Stadt wirklich kennen zu lernen, ich schließe mehr und tiefere Freundschaften, gewöhne mich an das Land und seine Sitten und schon ist mein Praktikum zu Ende. Obwohl das Ende so plötzlich kam, habe ich die 11 Monate nicht nur geschlafen, sondern auch viel erlebt. Ich möchte Euch hier meine Eindrücke von Bergen und seinen Menschen zeigen und was ich gelernt habe.

Es war ein facettenreiches Jahr, welches ich gerne in drei Teile aufteile: Arbeit, Freizeit und Gemeinde.

Arbeit am St. Paul Gymnasium : mehr als abwechslungsreich

Viel Spaß bei der Arbeit hatten Martin und Tobias
Viel Spaß bei der Arbeit hatten Martin und Tobias

Da ich bereits Anfang August im Augustiner Chorherrenstift eingezogen bin, konnte ich mich vor dem großen Schulanfang an mein neues Zuhause gewöhnen. Das war auch wichtig, denn bald wurde ich Tag für Tag in neue Arbeitsbereiche des St. Paul Gymnasiums eingearbeitet. Ich wartete auf den Tag, an den ich fertig lernen würde, doch der kam nicht. Denn als Praktikant ist es so, wie überall im Leben: Man hat nie fertig gelernt. Es gibt immer etwas zu entdecken. So war das Leitmotto meiner Arbeit: Ich bin da, wo man mich braucht. Und Tatsächlich würde ich genau so meine Arbeit beschreiben. Es gab nicht viel Routine, denn jeden Tag kamen neue Herausforderungen für uns und auch für die Schule. Doch genau das hat das Praktikum zu etwas ganz Besonderen gemacht. Und obwohl bereits mein Alltag keine Langeweile aufkommen ließ, hatte mein Praktikum einige Highlights. Die Praktikanten helfen zum Beispiel bei der Ministrantenreise nach Klosterneuburg in Österreich. Wir kamen mit, um auf die Gruppe etwas aufzupassen, sie kennenzulernen und ihnen bei der Sprache zu helfen. Auch waren wir für die Schule bei Reisen dabei. Wie zum Beispiel bei der Wallfahrt nach Lourdes. Es sind ganz besondere Orte, welche die Praktikanten jedes Jahr bereisen und ich glaube, dass ich für meine Arbeit sehr viel zurück bekommen habe.

 

Musikalisches Idol getroffen

Martin mit seinem Idol Adam Neely
Martin mit seinem Idol Adam Neely

Ich habe dieses Jahr genutzt, um mich in meiner Freizeit musikalisch weiter zu bilden. Wann sonst im Leben hätte ich die Chance, so unabhängig und unvoreingenommen meine Fähigkeiten auszubauen. Es gibt unglaublich viele Angebote für Amateurmusiker und Hobbykrachmacher. Wie zum Beispiel die vielen Jam Sessions und offenen Bühnen in der Innenstadt, die quasi täglich angeboten werden. Dort kann einfach jeder mitmachen, der sein Instrument mitgebracht hat. Es war fantastisch zu sehen, wie lebendig Kultur in Bergen ist. Ich traf dort sogar mein persönliches Idol in einem der vielen Konzerthallen, den Jazz Musiker aus New York: Adam Neely. Es ist ein großartiges Zeichen, dass Künstler aus aller Welt nach Bergen kommen, um diese Kultur zu erleben, etwas beizutragen und um etwas mitzunehmen.

Gemeinde bietet ein "Zuhause"

Martin und ein französischer Austauschstudent bei der Probe für ein Konzert
Martin und ein französischer Austauschstudent bei der Probe für ein Konzert

Eine sehr große Hilfe in meinem Jahr war die Gemeinde. Sobald sich rum gesprochen hatte, dass ich einen Lehrer suche, habe ich einen bekommen. Sobald ich nach einer Möglichkeit gesucht habe, meine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, habe ich die bekommen und das nicht nur für das Thema Musik. Auch im Bereich der Gemeindearbeit wurde oft nach mir gefragt. So habe ich das ganze Schuljahr den Firmunterricht begleitet. Anfangs noch als Hintergrundhelfer, der Kaffee und andere lebenswichtige Güter vorbereitet hat, damit der Unterricht und die Pausen reibungslos funktionieren können. Doch jeden Monat übernahm ich mehr Aufgaben in dem Unterricht selbst und weniger im Hintergrund, sodass ich bald mit einem Hauptamtlichen zusammen einen Unterricht gehalten habe. Daraufhin kamen mehr und mehr Aktivitäten, bei denen nach meiner Hilfe gefragt wurde. So half ich bei einem Firmwochenende mit und später sogar bei einem Osterlager. Dort war ich nicht nur Hintergrundhelfer, sondern ein vollständiges Teil des Teams. Ich übernahm Verantwortung als lebte ich schon immer in diesem Land und dieser Gemeinde. Die anderen Teamer und die Schüler nahmen mich wie einer von ihnen wahr. Das zu erfahren hat meinem Glauben an christliche Gemeinschaft in tiefster Weise gestärkt. Denn egal wo du bist, du bist mit der Kirche überall Zuhause. 

Sonnenuntergang an der norwegischen Küste
Sonnenuntergang an der norwegischen Küste

Wie ich oben bereits geschrieben habe: Bergen ist das, was man draus macht. Doch das waren nur meine Erlebnisse in Bergen. Es gibt noch so viel mehr zu sehen. Ob es die fantastische Landschaft ist, in der ich so gerne Wandern war, die vielen kleineren Erlebnisse, die das Leben erst so richtig schön machen, oder eben der Austausch mit Menschen aus einer ganz anderen Kultur und Kirche. Ich habe vieles gelernt und erlebt. So viele Dinge, die sich nicht in Worte fassen lassen. Doch möchte ich nicht meine Erfahrungen aus der norwegischen Diaspora für mich behalten, sondern in meine heimische Diaspora tragen. Vielleicht funktioniert der ein oder andere Ansatz auch in Deutschland.

Zu guter Letzt hat mir dieses Jahr auch bei der Entscheidung geholfen, einen Dienst in der Kirche einzugehen. So studiere ich jetzt Religionspädagogik in Paderborn und möchte Gemeindereferent werden. Wer weiß, was mir diese Erfahrungen noch offenbaren werden.

- Martin Schäfer

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