Rückblick auf bewegende 8 Monate in Helsinki und Uppsala - Stephanies Abschlussbericht

Stephanie (links) beim Backwettbewerb im Studentenwohnheim
Stephanie (links) beim Backwettbewerb im Studentenwohnheim

Helsinki

Mein Praktikum begann im November letzten Jahres und hat mich in die Hauptstadt Finnlands geführt. Hier habe ich in einem Wohnheim gelebt mit bis zu 12 anderen Studenten. Eingesetzt war ich im katechetischen Zentrum, der Caritas und der katholischen Kirchengemeinde Pyhä Maria. Einmal im Monat, meistens an einem Samstag, fand der Unterricht der Kommunionkinder statt. Dort unterstützte ich, wo Hilfe benötigt wurde, wie unter anderem beim Vorbereiten des Essens und Abräumen oder bei der Kinderbetreuung in den Pausen. Im katechetischen Zentrum bestand die Arbeit darin, dass ich Materialien vorbereitete, die an die Gemeinden in Finnland verteilt wurden um im Religionsunterricht verwendet zu werden.

Lichtblicke in der dunklen Jahreszeit

Feier zum Unabhängiskeitstag vor der Domkirche in Helsinki am 6.Dezember
Feier zum Unabhängiskeitstag vor der Domkirche in Helsinki am 6.Dezember

Ich kam in der dunkelsten Jahreszeit nach Finnland und die Tage waren kurz und grau, aber die bereits weihnachtlich beleuchtete Stadt und die vielen neuen Freunde, die ich getroffen habe, sorgten dafür, dass trotz Kälte und Dunkelheit die Stimmung bunt und fröhlich war. In der Vorweihnachtszeit ist die Caritas viel unterwegs, um auf ihre Projekte und Arbeit aufmerksam zu machen und zu helfen. Auf Weihnachtsmärkten in Helsinki und Umgebung werden fantastische selbstgemachte Schokoladen aus einem Kloster in Spanien, Cremes, Seifen und Parfüm, ebenfalls handgefertigt, aber aus Frankreich stammend, oder Kerzen aus Deutschland verkauft. Die Mitarbeiter der Caritas und viele Freiwillige helfen hier beim Aufbau der Stände und dem Verkauf. 

Am 6. Dezember folgte dann ein ganz besonderer Tag in Helsinki, denn es wird die Unabhängigkeit Finnlands gefeiert. Gerade 2017 war es ein ganz einmaliges Ereignis, denn es jährte sich zum 100. Mal. An diesem Tag im Dezember ziehen Studenten andächtig singend und mit Fackeln durch die Stadt, bis sich alle auf dem Senaatintori vor der Tuomiokirkko versammeln, der Rede des Präsidenten zuhören und mit dem Universitätschor einige Lieder und natürlich die Hymne singen. Beeindruckt war ich von der Atmosphäre und der ganzen Stadt. Wichtige Gebäude werden blau angeleuchtet, vor jedem Haus ist die finnische Flagge gehisst und am Hafen stehen 100 Flaggen in Reih‘ und Glied. Am Abend, nachdem der offizielle Teil für die meisten Finnen vorüber ist, zieht man sich in die heimischen vier Wände zurück und schaut mit Freunden und Familie dem offiziellen Empfang des Präsidenten und seiner geladenen Gästen zu.

Finnische Weihnachten

Stephanie (2.v.r.) beim Ausflug auf die Soumenlinna
Stephanie (2.v.r.) beim Ausflug auf die Soumenlinna

Auf den 6. Dezember folgte dann auch ziemlich bald Weihnachten. Für mich war es anders und irgendwie dann doch vertraut. Es waren ruhige, besinnliche aber gleichzeitig auch gesellige Tage. Das Essen war „typisch Finnisch“. Es gab kinkku (den Schweinebraten an Weihnachten), Fisch eingelegt in Senfsoße, perunalaatikko (Kartoffelauflauf), Porkkanallaatikko (Möhrenauflauf) und vieles mehr. Ein Ausflug wird mir besonders in Erinnerung bleiben: der Ausflug zur Suomenlinna. Die Suomenlinna ist im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel bei Touristen, doch im verschneiten Januar sind es nur wenige Menschen, die auf der Insel wandern. Trotz der Kälte haben wir uns ziemlich lange dort aufgehalten und uns mit der Geschichte, der Festung und der Insel vertraut gemacht. Die Stunden vergingen wie im Flug, denn es gab viel zu entdecken und wir konnten die verschneite Natur genießen.

Wechsel nach Schweden

Gruppenfoto beim Caritas "Mötesplats"
Gruppenfoto beim Caritas "Mötesplats"

Schweden

Im Februar Stand dann allerdings ein Wechsel an. Von Helsinki ging es nach Uppsala und auch hier warteten einige spannende Aufgaben und neue Begegnungen auf mich. Meine Einsatzorte waren Uppsala und Stockholm. Hier habe ich bei Erikshjälpen ausgeholfen, ein Second-Hand-Laden, der in ganz Schweden vertreten ist und einen guten Teil des Erlöses spendet. Außerdem war ich bei der Caritas in Stockholm. Dort gibt es den sogenannten „Mötesplats“ (Treffpunkt). Hier wird morgens gemeinsam gefrühstückt und danach ist Schwedischunterricht. Es kommen viele Einwanderer oder auch Flüchtlinge, und in der Zeit dort wird nicht nur eine neue Sprache gelernt, sondern es werden auch neue Freundschaften geschlossen. Im Katolsk Bokhandel war ich donnerstags. Hier habe ich  bei Bestellungen, beim Einräumen der Bücher oder fotgrafieren der Verkaufsgegenstände für die Webseite mithelfen dürfen. Zudem ging es freitags morgens für mich in die förskola – eine Art offener Kindergarten, bei dem auch die Eltern gerne mitkommen dürfen. Hier habe ich dann zusammen mit Schwester Margot die Kinder betreut, beim Vorbereiten des Frühstücks oder Aufräumen geholfen.

Kunterbuntes Freizeitprogramm

Ausflug in Stockholm: Anna Nick, Daniela D., Ursula Hartmann, Maria Korten und Stephanie Jarvers
Ausflug in Stockholm: Anna Nick, Daniela D., Ursula Hartmann, Maria Korten und Stephanie Jarvers

Ich habe neben wunderbaren Momenten an den Arbeitsplätzen auch viele unvergessliche Ausflüge und Erlebnisse mit Anna, Maria, und Magda gehabt. Sowie zum Beispiel an Valborg und auch am 1. Mai, der Besuch der Oper „Tosca“, mein Wochenende in Göteborg, mit der Fähre nach Helsinki zufahren, die Semesterabschlussfeier des Newman Institutes, ein Ausflug nach Vadstena, ein Trip auf die Schäreninsel Vaxholm, der Bufdi-Besuch aus Deutschland. Meine Zeit wurde geprägt durch neue Erfahrungen und Begegnungen, besondere Momente, die ich mit neu gewonnenen Freunden teilen durfte. Besonders war für mich auch Midsommar in Uppsala. Dieses Fest so mitzuerleben war sehr schön. Alle Generationen feiern gemeinsam den Sommer und irgendwie dabei ja auch den Winter und das Leben, die Leute sind gut gelaunt und haben zusammen einen schönen Tag und viel Spaß. Ich kann sagen, dass ich zu schwedischen Kinderliedern um eine Midsommarstång „getanzt“ habe. Ein weiteres Erlebnis war auch das Balett Dornröschen, das wir in der Staatsoper von Stockholm gesehen haben. Als unseren gemeinsamen Abschiedsausflug haben wir dann einen Tag in Skansen verbracht und den Abend mit einem schwedischen Klassiker, dem Allsång på Skansen, abgeschlossen. Jedes Jahr findet im Sommer in Skansen das – ich nenne es einmal „gemeinsame Singfestival“ (Allsång) – statt. Hier führt Moderatorin Sanna Nilsson durch den Abend und hat sich Sänger und Sängerinnen eingeladen, die mit dem Publikum einen schwedische Klassiker singen. Laut oder leise, hoch oder tief, auch gerade oder schief ist eher eine Nebensache. Hauptsache ist in jedem Fall, dass Jung und Alt Spaß haben und zusammen den Sommer genießen. 

Ein Highlight zum Schluss

Auf der Insel Gotland
Auf der Insel Gotland

Die letzte Reise meines Aufenthaltes führte mich nach Visby auf Gotland, wo jedes Jahr eine politische Woche, Almedalsvecka, stattfindet und die verschiedenen Parteien über ihre Wahlprogramme informieren, aber auch die unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Themen in kurzen Seminaren oder Vorträgen behandelt werden. Ich war als Unterstützung für das Newman-Institut dabei und hatte eine spannende, interessante und sehr schöne Woche auf Gotland. Es hätte keinen besseren Abschluss für meine Praktikumszeit geben können.

Stephanie und Maria beim Semesterabschlussfest am Newman-Institut
Stephanie und Maria beim Semesterabschlussfest am Newman-Institut

Ich kann kaum fassen, dass ich so viele Dinge in diesen 8 Monaten erleben und lernen durfte. Ich bin dankbar für die Zeit in Finnland und Schweden und alle Momente, alle schönen und auch die schwierigen. Ich habe so viele wunderbare Menschen kennengelernt. Menschen, die ihren Glauben leben, anderen Menschen helfen und ganz bewusst für ein Leben in und mit der katholischen Kirche entschieden haben und jeden Tag neu dafür entscheiden. Diesen Glauben zu leben ist in der Diaspora Skandinaviens oft nicht ganz leicht, aber es ist doch eine gemeinsame Herzensangelegenheit, die viel Zusammenhalt und Unterstützung fordert und auch fördert.

Stephanie und Maria in Skansen
Stephanie und Maria in Skansen

Ich selbst bin in dieser Zeit selbstständiger geworden, habe deutlich öfter meine Komfortzone verlassen und meinen Glauben im Alltag ebenfalls mehr gelebt.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich auf diesem Wegabschnitt auf die unterschiedlichste Art und Weise begleitet haben.

Zum Schluss möchte ich dann mit den Worten einer der wohl bekanntesten Musikgruppen Schwedens enden: „If I had to do it all again, I would my friend.“

Danke! Kiitos! Tack!

- Stephanie Jarvers

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