Ja, vi elsker dette landet (Ja, wir lieben dieses Land), so fängt die norwegische Nationalhymne an.
Und nach 10 Monaten in Norwegen kann auch ich sagen: Ja, ich liebe dieses Land.
Hinter mir liegen 10 Monate, in denen ich das Land, das ich vorher nur aus dem Reiseführer kannte, kennenlernen durfte.
Den größten Teil meiner Zeit verbrachte ich im Sta. Katarinahjemmet, einem Studentenwohnheim direkt in Oslo, das von Dominikanerinnen betrieben wird.
Unter der Woche half ich der Köchin einen Morgen das Mittagessen vorzubereiten und war zwei Abende dafür zuständig das Abendbrot herzurichten. Auch einfache Putzarbeiten und Gartenarbeit, im Winter Schnee räumen und im Sommer Blumen gießen, standen auf meiner Aufgabenliste.
Außerhalb des Katarinahjemmets habe ich eine Stunde im Deutschunterricht der St. Sunniva Schule mitgeholfen. Gerade bei dieser Arbeit konnte ich viele Unterschiede zwischen Deutschland und Norwegen entdecken und viele Dinge über das Land und das Alltagsleben in Norwegen erfahren.
Fast den gesamten Donnerstag habe ich immer im Pfarrbüro der Domgemeinde St. Olav verbracht. Hier unterstützte ich den Pfarrsekretär und die karitative Koordinatorin bei ihren Aufgaben wie z.B. das Taufbuch führen oder anderen organisatorischen Aufgaben.
Auch die wöchentliche Jugendgruppe stand abends bei mir auf dem Programm, in der wir zusammen kochten, Spiele gespielt haben oder einfach nur geredet haben.
Zu meinen Lieblingsaufgaben gehörte der „Fredagslunsj“, ein Mittagessen, welches jeden Freitag im Gemeindehaus der St. Olav Gemeinde stattfindet. Nach einem Norwegisch-Sprachkurs für spanischsprachige Migranten, kochten wir Kursteilnehmer zusammen Mittag, welches anschließend zusammen mit Bedürftigen und den Messbesuchern der Freitagsmesse in St. Olav gegessen wurde.
Für mich stellte der Fredagslunsj eine sehr schöne Möglichkeit dar, neue Kontakte zu knüpfen und mein Schulspanisch aufzubessern, da die meisten Sprachkursteilnehmer nur Spanisch gesprochen haben. Es war sehr schön Teil einer Gemeinschaft zu sein, die sich nicht nur zum Sprachkurs und anschließendem Essen getroffen hat, sondern auch in der Freizeit, um zu Grillen oder Kaffee trinken zu gehen.
Besonders beim Fredagslunsj wurde mir immer wieder bewusst, wie international die katholische Kirche in Norwegen doch ist. Menschen von fast allen Kontinenten der Erde haben dort regelmäßig teilgenommen und sind miteinander ins Gespräch gekommen.
Stellte das Norwegisch noch zum Anfang eine Sprachbarriere für mich dar, haben die Schwestern sehr viel dazu beigetragen, dass ich die Sprache erlernt habe. Durch einen Norwegischkurs in meinen ersten Wochen in Oslo und das wöchentliche Üben mit einer der Schwestern konnte ich die Sprache schnell erlernen. Die Jugendgruppe und die gemeinsamen Essen mit anderen Freiwilligen im Katarinahjemmet spielten auch eine große Rolle, sodass es am Ende möglich war problemlos auf Norwegisch zu kommunizieren.
Dadurch, dass das Katarinahjemmet ein Studentenwohnheim beherbergt und dass dort neben Charlotte und mir noch drei andere Freiwillige gewohnt haben, wurden die gemeinsamen Essen nicht einsam oder langweilig. Zudem bot sich auch die Möglichkeit, abends zusammen auszugehen, Fußball zu gucken, schwimmen zu gehen oder einfach zusammen zu entspannen. Im Winter standen gemeinsame Skitouren auf dem Programm, im Sommer Wanderungen.
Durch das sehr familiäre Umfeld konnte ich viele neue Freundschaften schließen, die dazu beigetragen haben, dass ich an keinem Zeitpunkt Heimweh verspürt habe.
Während die freie Zeit unter der Woche es zuließ, Oslo zu erkunden, nutzen Charlotte und ich viele der Wochenenden, um zu reisen. Neben Besuchen bei anderen Freiwilligen in Vadstena, Bergen und Uppsala standen auch Reisen nach Göteborg und Tromsø auf der Liste.
Besondere Erlebnisse waren für mich auch die Feier des Nationalfeiertages am 17. Mai, der mit einer Parade am königlichen Schloss gefeiert wurde, und das zweiwöchige Skifestival am Holmenkollen.
Aufgrund dieser vielen, so positiven Erfahrungen und den Menschen, die ich kennenlernen durfte, bin ich mir sicher, dass es mich immer wieder nach Oslo und Norwegen ziehen wird.
Besonders die Worte von Sr. Katarina werden mir im Kopf bleiben, da sie bei meinem Abschied sagte: „Das hier fühlt sich gar nicht wie ein endgütiger Abschied an, denn ich weiß, dass du ganz bald zurück kommst.“
Im Laufe der letzten 10 Monate ist das Katarinahjemmet und Norwegen wie ein zweites Zuhause geworden, zudem ich immer wieder zurückkehren kann und werde.
Ja, jeg elsker dette landet! Ja, ich liebe dieses Land!