Als ich Anfang Februar in Stockholm ankam, war es draußen winterlich kalt, ich wurde jedoch überall warm und freundlich aufgenommen.
In den ersten beiden Wochen lernte ich meine verschiedenen Arbeitsbereiche kennen:
Das war zunächst die Gemeinde St. Eugenia, in der ich eine Gruppe in der englischsprachigen Kinderkatechese übernahm sowie das Treffen der englischsprachigen Studentengruppe am Sonntagabend unterstützte. Später konnte ich auch in einer Gruppe in der schwedischsprachigen Katechese helfen.
Katholische Schule mit langer Tradition
Einen Einblick in das schwedische Schulsystem konnte ich in der "S:t Eriks katolska skola" gewinnen, in der ich an einem Tag pro Woche den Deutschunterricht der 7. und 9. Klasse entweder selbst gestaltete oder im Team mit der Fachlehrerin arbeitete. Die Grundschule umfasst in Schweden die Schüler bis zur 9. Klasse, die "S:t Eriks katolska skola" ist einzügig und hat ungefähr 250 Schüler einschließlich der Kinder in der Vorschule. Die katholische Schule S:t Erik ist ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche zahlreicher Herkünfte zusammenfinden. Sie hat eine lange Tradition von Bildung und Integration.
Caritas - ein breites Arbeitsfeld
Ein weiterer Arbeitsbereich für mich war der Caritas-Mötesplats, wo neben Schwedisch-Sprachkursen für Migranten auch Beratung in Migrationsfragen angeboten wird. Die Bonifatius-Praktikanten sind für die "Fika" zuständig, den Frühstückskaffee für Gäste und Volontäre. Hierbei können alle sich unterhalten und Kontakte aufbauen. Wir konnten als Praktikanten jedoch auch Veranstaltungen mitplanen und später beim Sprachkurs mitunterstützen.
Katholische Buchhandlung ist Anlaufpunkt für den Glauben
An einem weiteren Tag half ich im Katolsk Bokhandel (Katholische Buchhandlung) bei anstehenden Tätigkeiten und konnte hierbei viele interessante Gespräche zu Glaube und Kirche führen. Den Weg in diese Buchhandlung finden ganz unterschiedliche Menschen. Sie ist ein Anlaufpunkt für am Glauben Interessierte auf der Suche nach informativer Literatur, aber auch für diejenigen, die einen Rosenkranz für das Gebet, ein Heiligen-Medaillon, Kerzen oder eine Ikone suchen.
Die übrigen Tage füllten sich sehr schnell durch Anfragen, Termine und Bitten um Mithilfe bzw. durch Vorbereitungsarbeiten und organisatorische Tätigkeiten. Dennoch konnte ich während meines Aufenthalts unter anderem auch einen Besuch bei anderen Praktikanten in Vadstena machen, mit den Praktikanten aus Uppsala etwas unternehmen und vor allem Stockholm näher erkunden. Zentraler als in S:ta Eugenia kann man dort gar nicht wohnen.
Vielfältiges Gemeindeleben
Ich konnte die Jugendarbeit, die schwedischsprachige Kinderkatechese, die Bildungsarbeit und Angebote zu Vertiefung des Glaubenslebens sowie viele Gottesdienste in der Gemeinde erleben. Ich konnte sogar selbst einen Vortrag halten. Ich konnte aber auch katholische Einrichtungen des Bistums kennen lernen, wie KPN (Katolska Pedagogiska Nämnden), wo mit viel Engagement das schwedischsprachige katechetische Material erstellt wird, oder die S:ta Birgitta Folkhögskola, wo junge Erwachsene Kurse zur Verbesserung ihres Schulabschlusses belegen können.
Das Mitsingen im Kirchenchor von S:ta Eugenia gab mir Gelegenheit Erfahrungen mit der Kirchenmusik zu machen und andere Mitglieder kennen zu lernen. Nach der Hauptmesse am Sonntag bestand jedoch auch immer Gelegenheit beim Kirchenkaffee weiteren Gemeindemitgliedern zu begegnen. Auch die englische Messe am Sonntagabend hatte ihren Kirchenkaffee und so hatte ich bei meinen Vorbereitungen für die Studentengruppe oft internationale Gesellschaft. In der Studentengruppe konnte ich junge Erwachsene aus Schweden und aller Welt treffen. Daneben waren hier für mich vor allem die Vorträge unterschiedlicher Referenten interessant, so habe ich bei dieser Gelegenheit unter anderem auch den Nuntius sowie den Bischof hören können.
Internationale Gemeinde mit vielen Freiwilligen
Ich habe eine sehr internationale, freundliche und offene Gemeinde erlebt. Vielleicht bedingt durch die Situation als Minderheitenkirche im Gegenüber zur schwedischen lutherischen Kirche, gibt es manches in der katholischen Kirche in Schweden, was für mich eher ungewohnt wirkte. Die Gottesdienste in S:ta Eugenia waren zum Beispiel sehr stark durch lateinische Gesänge geprägt.
Viele Dienste und Aufgaben werden sowohl in S:ta Eugenia und der Buchhandlung als auch beim Caritas Mötesplats von freiwilligen Helfern übernommen. Oft sind es ältere Menschen, die sich sehr aktiv engagieren, aber es gibt auch junge Menschen. Kinder und Jugendliche sind bis zur Firmung vor allem in den Katechesegruppen am Wochenende zu finden. Diese dienen der Glaubensvermittlung. Einen konfessionellen Religionsunterricht gibt es in Schweden nicht. In der schwedischsprachigen Katechese kamen jeden zweiten Samstagvormittag bis zu 150 Kinder der Klassen 2-6 bzw. 7-9 zusammen. Es war immer sehr lebendig. Daneben sind einige als Messdiener oder im Chor aktiv. Das letzte schwedischsprachige Katechesetreffen gestaltete die Jugendgruppe sehr engagiert mit Spielen für die Kinder.
Interessant war für mich zu hören, dass die gesellschaftliche Einstellung gegenüber der katholischen Kirche eher positiv im Wandel ist, obwohl viele junge Katholiken die Erfahrung gemacht haben, sich in der säkularen Umgebung oft rechtfertigen zu müssen.
Gastfreundschaft - Not - Vertiefung
In der Osternacht gab es in S:ta Eugenia mehrere Erwachsenentaufen und zahlreiche Aufnahmen in die volle Gemeinschaft der Kirche. Das war ein beeindruckendes Erlebnis. Wenn ich Konvertiten fragte, was für sie ausschlaggebend war, wurde mir verschiedentlich genannt, dass es eine einheitliche, schöne Liturgie gibt, dass die Sakramente wichtig sind, dass die katholische Kirche international ist, dass sie auf Jesus und auf eine lange Tradition blickt, dass sie die Heiligen als Vorbilder sieht, Glaube und Vernunft eine Rolle spielen.
S:ta Eugenia ist die älteste Pfarrei des Bistums und umfasst etwa 10.000 Katholiken. Durch die zentrale Lage ist sie sicher prädestiniert ein erster Anlaufpunkt für Interessierte zu sein, die mehr über den katholischen Glauben wissen möchten oder spirituelle Angebote suchen. Darauf gehen die Jesuiten ein, die für die Pfarrei Verantwortung tragen. Schwerpunkte der Seelsorge in der Gemeinde St:a Eugenia sind: Gastfreundschaft – Not – Vertiefung.
Die hauptamtlich ausgeübte pastorale Arbeit liegt im Bistum Stockholm weitgehend in den Händen von Priestern und Ordensleuten. Pastorale Berufe für theologisch gebildete Laien gibt es nicht, aber ich begegnete einigen Theologen, die in unterschiedlichen Bereichen im Bistum arbeiten, zum Beispiel im Bischofsamt, bei KPN oder bei der Caritas oder auch in der katholischen Buchhandlung der Jesuiten.
In der Gemeinde S:ta Eugenia und beim Einsatz in den verschiedenen Einrichtungen in Stockholm konnte ich einen Eindruck davon erhalten, wie katholische Kirche in Schweden funktioniert und wie die Menschen ihren Glauben leben, das war für mich im Vergleich mit meinen Erfahrungen aus Deutschland sehr interessant. Ich hatte viele nette Begegnungen.
Schweden hat sich mir in den fünf Monaten Einsatz, die mir das Bonifatiuswerk ermöglicht hat, als ein sehr freundliches Land gezeigt.
Ich freue mich, dass ich all dies erleben konnte. Tack så mycket an alle, die dazu beigetragen haben!