„Mama, wenn ich groß bin, möchte ich mal für eine längere Zeit nach Schweden!“
Das habe ich bereits mit 7 Jahren gesagt, da ich schon immer in dieses Astrid-Lindgren-Bilderbuch-Land verliebt war. Und nach meinem Abitur im Sommer 2017 war es endlich soweit: Über das Bonifatiuswerk begann ich Anfang September mein „Praktikum im Norden“ in Uppsala.
Als ich am Flughafen in Stockholm aus dem Flieger stieg, war ich deshalb voller Neugier, Aufregung und Vorfreude auf alles, was mich die nächsten acht Monate erwarten würde.
Arbeitsalltag am Newman-Institut
Meine Mentorin Anna und Mitpraktikantin Miriam holten mich am Flughafen ab und brachten mich nach Uppsala, wo Pia und Marius schon mit schwedischem Wilkommensessen auf uns warteten.
Ich fühlte mich direkt angekommen in Schweden und super wohl mit all den freundlichen Gesichtern um mich herum.
Ich verbrachte meine Zeit in Uppsala am Newman-Institut. Dieses ist die einzige katholische Hochschule Nordeuropas. Es gibt in dem Gebäude im Zentrum Uppsalas neben Seminarräumen, Cafeteria, Büros und Bibliothek auch einen Studentenkorridor, auf welchem ich wohnte.
Im Newman-Institut arbeitete ich auch jeden Mittwoch. An meinem "Newman-Tag" half ich viel in der Bibliothek, sortierte und katalogisierte Bücher und half Anna, die Bibliothek umzuräumen. Auch sonst half ich bei allem, was noch im so anfiel, wie Putzarbeiten, Postverteilung und Gästebetreuung. Und natürlich nicht zu vergessen: das Café im Newman-Institut in Gang zu halten und zum Beispiel den Vorrat an Essen mit neuen leckeren Keksen, Obst oder Zimtschnecken aufzufüllen.
Viele Zimtschnecken hin- und herzutragen galt es auch bei Veranstaltungen des Newman-Institutes, wie der Religionstheologiekonferenz im Oktober oder verschiedenen Lesungen, bei denen wir für die Verpflegung zuständig waren.
"Learning by doing"
Meine Dienstage verbrachte bis Januar im Erikshjälpen-Secondhandshop. Dort arbeiten fast nur Freiwillige. Gesprochen wurde meist ein lustiger Mix aus Schwedisch, Englisch und manchmal Deutsch und so lernte man die Sprache und die Aufgaben dann schnell durch „Learning-by-doing“. Meine Aufgaben waren die Mithilfe an der Kasse, beim Verkaufen und Beraten oder im Café für ausreichend Zimtschnecken, belegte Brötchen und Kaffee zu sorgen.
Die meiste Zeit verbrachte ich in der Vorschule der Katholischen Sankt Erik-Schule in Stockholm. Diese besuchen 3-5-jährige Kinder. Mit diesen durfte ich spielen, singen, malen, spazieren gehen und was sonst noch auf dem Programm stand. Diese Arbeit in der Vorschule hat mir wirklich super viel Spaß gemacht. Ab Januar war ich dann, da etwas mehr Hilfe gebraucht wurde, vier Tage in der Woche in Stockholm. Das hieß für mich natürlich auch viermal früh aufstehen und fast zwei Stunden Zug und "Tunnelbana" fahren. Für die Freude der Kinder, die dann gleich angerannt kamen und lauthals durch den Flur riefen „Fröken Magdalena är här!“, hat es sich aber jeden Morgen mehr als gelohnt. Auch dass die Leiterin der Vorschule mir am Ende meines Praktikums sagte, dass sie nicht weiß, wie sie alles ohne mich geschafft hätten, hat mich natürlich mehr als entschädigt.
Die Arbeit in der Schule hat mich auf jeden Fall in meinem Berufswunsch, Grundschullehrerin zu werden bestätigt, da ich einfach jeden Tag gemerkt habe, wie viel Spaß mir die Arbeit mit den Kindern macht.
In der Sankt Erik-Schule spiegelt sich gut wieder, was katholische Kirche in Schweden ausmacht. Meine Gruppe war sehr international. Viele Eltern der Kinder und auch das Personal kommen aus den verschiedensten Ländern. Alle sind sehr aktiv und überzeugt in ihrem Glauben. Die Schulkapelle zum Beispiel wird oft und gerne genutzt und zu den freiwilligen Gottesdiensten, die mehrmals wöchentlich stattfinden, ist sie fast immer voll.
Internationale Kirche und viel Gesang
Die Internationalität und Begeisterung, mit welcher der Glauben gelebt wird, konnte ich auch stets in „meiner“ Gemeinde Sankt Lars in Uppsala beobachten. Jeden Sonntag aufs neue fand ich es beeindruckend, wie voll die Kirche war (man darf echt nicht zu knapp vor Gottesdienstbeginn kommen, sonst findet man keinen Sitzplatz mehr). Auch dass die vielen Menschen aus all den Nationen gemeinsam auf Schwedisch beten und singen, war ein tolles Erlebnis.
Besonders das schwedische Singen (im Gottesdienst oder außerhalb) hat mir viel Freude bereitet. So habe ich im ersten Halbjahr in einem Studentenchor in Uppsala und dann im Kirchenchor der Gemeinde gesungen und sowieso fast jeden Tag in der Vorschule.
Neue Freunde und neue Entdeckungen
Und natürlich haben wir auch außerhalb der Arbeit viel erlebt.
Bei einer gemütlichen Fika (die typische schwedische Kaffeepause) konnten wir stets zusammen Zeit verbringen und genießen. Gemeinsam unternahmen wir verschiedenste Ausflüge, erkundeten das Land und auch die Nachbarländer. Zu unseren Ausflügen gehören zwei Urlaube in Bergen, der Tag auf Åland, die lustigen Tage in Vadstena und alle Ausflüge ins Umland von Uppsala und Stockholm, wie Sigtuna, Marieudd, Öregrund und so viele mehr. Und jedes Mal war es einfach wunderschön und man konnte wieder tolle neue Sachen und Orte kennenlernen. Meine besonderen Highlights in Uppsala und Stockholm waren das Lucia-Fest, der Namenstag der Kronprinzessin Victoria, die gemeinsamen Besuche im Musical und in der Oper und noch viele andere...
„Gemeinsam“: das heißt die anderen Praktikanten und ich. An dieser Stelle „ett jättestor tack“ an die tollen Freunde, die ich gefunden habe, die all die schönen Sachen mit mir erlebt haben und diese Zeit für mich zu einer ganz besonderen gemacht haben!
Und natürlich auch an Anna, die viele dieser Ausflüge organisiert hat und auch sonst immer für uns und unsere Sorgen und Nöte dagewesen ist.
Meinen Kindheitswunsch in Erfüllung gehen zu lassen und diese Zeit in Schweden zu verbringen, habe ich nicht bereut: Ich konnte so viel erleben und lernen, was ich auf jeden Fall weiterhin mitnehmen werde.
Dafür nochmal ein großes Dankeschön an das Bonifatiuswerk, welches dieses Praktikum ermöglicht hat!
Schweden ist einfach ein schönes Land und es gibt so viel zu entdecken. Und auch wenn mein wunderbares Praktikum im Norden jetzt leider vorbei ist, werde ich hoffentlich noch oft nach Schweden kommen (der Urlaub im Sommer ist schon geplant) und mich bestimmt immer wieder neu verlieben können!