Wenn ich Leuten früher von meiner Liebe zu Norwegen erzählt habe, kam immer wieder die unumgängliche Frage auf: „Rebecca, warst du denn dann auch schon mal in Norwegen?“. Nein, war ich nicht! Aber warum eigentlich nicht?
Deswegen ging für mich Anfang dieses Jahres ein richtiger Traum in Erfüllung. Ein ganzes halbes Jahr in meiner absoluten Lieblingsstadt über die ich schon so viel gelesen hatte. Und dann durfte ich auch noch in einer perfekten Lage wohnen, direkt am Bogstaveien, der zweitgrößten Einkaufsstraße Oslos, im Stadtteil Majorstuen.
Das Katarinahjemmet in Oslo
Dort befindet sich das Kloster Katarinahjemmet zu dem auch ein Studentenwohnheim für ausschließlich Mädchen und ein Gästehaus gehört. Hier waren meine Aufgaben das Abendessen vorzubereiten, unserer Köchin einmal in der Woche beim Kochen und Backen zu helfen, im Haus einige Putzarbeiten zu übernehmen und für Angestellte im Haus einzuspringen, falls sie mal krank wurden. Außerdem lud das Kloster manchmal Schulklassen, die Nachbarskinder oder Familien aus anderen Pfarreien ein und als Freiwillige war es dann unsere Aufgabe bei den Vorbereitungen oder kleinen Spielen zu helfen.
Kinderchor und Schulkinder
Außerhalb des Hauses hatte ich auch noch andere Beschäftigungen. Jeden Dienstag war ich im katholischen Kinderchor, bei dem sich Kinder im Alter zwischen 8 und 12 Jahren nach der Schule trafen um norwegische Kinder- oder Kirchenlieder zu singen und für ihre Auftritte zu proben. Hier übernahm ich nur kleinere Aufgaben : teilte Liederzettel aus, setzte Kinder um, die nicht still sein konnten, aber hauptsächlich sollte mir der Chor Spaß bereiten, was er auch definitiv tat. Durch die Lieder konnte ich mein Norwegisch verbessern und die Kinder freuten sich, als sie merkten, dass sie mich nach und nach auch Sachen auf Norwegisch fragen konnten. Zuvor fungierte einer der kleinen Chorteilnehmer immer als mein Dolmetscher, da er schon sehr gut Englisch sprach, was mich sehr beeindruckt hatte.
Meine Lieblingsbeschäftigung war definitiv die Arbeit an der katholischen Schule St. Sunniva, wo ich gemeinsam mit Annika im Deutschunterricht der 8. und 10. Klasse half. Wir waren dazu da den Schülern einen wirklichen Einblick in das Leben und die Eigenheiten in Deutschland zu geben und auch die sprachlichen Unterschiede innerhalb Deutschlands aufzuzeigen, da Annika und ich ja aus sehr verschiedenen Teilen Deutschlands kommen. Zudem halfen wir bei Gruppenarbeiten, wenn Schüler Probleme mit Wörtern oder Formulierungen hatten, bereiteten manchmal sogar den Unterricht vor und spielten Deutsch-Norwegische Lernspiele, die mir zusätzlich auch noch halfen mein Norwegisch zu verbessern. Es freute mich auch immer sehr, wenn ich einige der Kinder aus dem Kinderchor in der Schule traf und sie zu mir kamen um mich zu fragen, wie es mir gehe und was ich hier mache.
Katholische Buchhandlung und Jugendcamps
In den ersten Wochen arbeitete ich außerdem in der katholischen Buchhandlung St. Olav. Kurz zuvor hatte jemand anderes die Leitung übernommen, deswegen musste dort vieles neu beschriftet, geordnet geputzt und gezählt werden. Die Arbeit klingt einfach, aber nachdem ich das erste Mal eine Kiste mit über 500 kleinen Heften zählen musste, dachte ich auch etwas anders darüber. Spaß gemacht hat es mir trotzdem und es hat mir geholfen mich in Oslo selbstständiger zu bewegen, da es die erste Arbeit war für die ich alleine mit der Tram durch die Stadt fahren musste.
Den meisten Arbeitsaufwand, aber wohl auch die schönsten Erlebnisse hatte ich mit meiner Arbeit auf den Jugendcamps und –wochenenden , die ich mit NUK (Norwegens jungen Katholiken) verbringen durfte. In der ersten Zeit war ich dort noch Vollzeit in der Küche beschäftigt, aber dann vor allem im 10 tägigen Ostercamp durfte ich auch andere Aufgaben übernehmen. Ich half beim Vorbereiten von verschiedenen Spielen und übernahm am Tag der Osternacht bei der Oster-Olympiade sogar eine eigene Station. Eine Woche lang von morgens bis spät nachts immer auf den Beinen und die ganze Zeit mit den Teilnehmern beschäftigt zu sein, machte das Ostercamp für mich zwar anstrengend, aber gleichzeitig auch zu einer schönen und einmaligen Erfahrung.
„Das ist kein ‚tschüss‘, das ist nur ein ‚wir sehen uns‘“
Neben all diesen Arbeiten blieb mir natürlich an Wochenenden und freien Tagen immer noch die Zeit das wunderschöne Oslo zu erkunden und auch mir bisher unbekannte Plätze dort zu finden. Am Ende meines Praktikums war sogar noch Zeit für eine kleine Rundreise durch Norwegen gemeinsam mit Annika und meinen Eltern. Während dieser Reise wurde mir noch mehr bewusst wie unglaublich schön dieses Land überhaupt ist und wie dankbar ich bin all das erleben zu dürfen. Ich habe mich in Oslo und im Katarinahjemmet unglaublich wohl gefühlt.
Für die Zeit die ich da war, war es ein richtiges Zuhause für mich, sodass ich auch zu keinem Zeitpunkt Heimweh hatte.
Dementsprechend schwer war auch der Abschied Ende Juli, doch Paulina, eine Freiwillige im Katarinahjemmet, die schon seit 4 Jahren dort wohnt und viele Freiwillige kommen und gehen gesehen hat, fand die genau richtigen Worte: „Det er ikke ‚ha det bra‘, det er bare ‚vi ses‘“.
Übersetzt heißt das „Das ist kein ‚tschüss‘, das ist nur ein ‚wir sehen uns‘“.