“You will never be completely at home again, because part of your heart always will be elsewhere. That is the price you pay for the richness of loving and knowing people in more than one place.”
Dieses Zitat von Miriam Adeney spiegelt die Gedanken und Gefühle an dem Tag meiner Abreise, am Dienstag den 30. Mai und die Zeit danach in Deutschland wieder. Schweden ist für mich in den letzten 10 Monaten zu meiner zweiten Heimat geworden. Ich habe viele liebenswürdige und freundliche Menschen kennen gelernt, die immer ein Teil meines Lebens sein werden.
Kinderlächeln am Morgen - meine Arbeit in der Vorschule
Gearbeitet habe ich an drei verschieden Arbeitsstellen in zwei verschiedenen Städten. Beginnen möchte ich mich mit der S:t Erik Schule in Stockholm. Zwei Tage in der Woche habe ich mich an der katholischen Schule engagiert, habe unterstützt und geholfen. In der Vorschulgruppe waren Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren aus den unterschiedlichsten Ländern der Erde. Dementsprechend international waren dann auch die Geburtstagsgesänge bei jeder Feier in der Gruppe, egal ob spanisch, polnisch, englisch, arabisch oder deutsch. In den Stunden, in welchen ich Teil dieser Gruppe sein durfte, habe ich viele schwedische Kinderlieder gesungen, Kinderbücher gelesen und Spiele gespielt, Spaziergänge unternommen, Spielplätze und Theaterstücke besucht, das Programm für den Lucia-Tag am 13. Dezember und für den Schuljahresabschluss Ende Mai gemeinsam mit meinen Kolleginnen vorbereitet, was mit viel Arbeit, Kraft und Nerven verbunden war. Natürlich haben wir auch viel gemeinsam gebetet, in Gesprächskreisen uns im Monat Oktober über den Rosenkranz unterhalten und christliche Kinderlieder gesungen. Feiertage und Feste wurden zuerst ausführlich besprochen und danach noch künstlerisch festgehalten. Der Glaube ist ein fester Bestandteil in der katholischen Schule, in welcher es eine Kapelle mit täglichen Gottesdiensten gibt. Genauso international wie unsere Vorschulgruppe, waren auch meine Kolleginnen. Sie haben mich durch Ihre Arbeit, Liebenswürdigkeit und ihr Vertrauen sehr geprägt und mich in ihrer kleinen „Familie“ herzlich aufgenommen. Das zeitige Aufstehen und der lange Weg nach Stockholm haben sich jedes Mal aufs Neue gelohnt, schon allein, weil morgens mindestens ein Kind an der Tür stand und mir die Tür aufgemacht hat. Kann es etwas Schöneres geben, als den Tag mit einem süßen Kinderlächeln zu beginnen?
Erikshjälpen und die schwedische Sprache
Meine zweite Arbeitsstelle war der Erikshjälpen Second-Hand-Shop in Uppsala. Dienstag und Donnerstag (beide Tage sind Öffnungstage der Boutique) habe ich meist an der Kasse verkauft und Sachen entgegengenommen, welche die Leute abgegeben haben, so dass wir es wiederverkaufen konnten. Schon nach kurzer Zeit konnte ich die ersten Stammkunden identifizieren, welche meist schon vor Ladenöffnung an der Tür standen und von dort aus, sich erste Dinge ausgesucht haben. Wie schon durch die Arbeit in der Schule, hatte ich auch durch den regelmäßigen Kontakt mit den Kunden und den Mitarbeitern die Möglichkeit schwedisch zu lernen und zu sprechen. Schwedisch ist zwar nicht die schwerste Sprache, dennoch ist es erstaunlich, wie schnell man eine Sprache lernen und sich dann mit den Einheimischen verständigen kann. Klar, die Schweden, selbst die Älteren beherrschten ein unglaublich gutes Englisch, was in Deutschland extrem selten vorkommt. Dennoch waren sie sichtlich erfreut, wenn man mit Ihnen, als nicht Schwede, trotzdem schwedisch gesprochen hat.
Arbeit am Newman-Institut
Meine dritte und Hauptarbeitsstelle blieb dennoch das Newman-Institut, die katholische Hochschule für Theologie, Philosophie und Kultur. Montag begann der Tag mit einer Mitarbeiterversammlung, in welcher die wichtigsten Dinge der letzten und für die kommende Woche berichtet wurden. Danach folgten meist Aufgaben, wie die Gästewohnung sauberzumachen, Studenten während der Klausur zu beaufsichtigen und noch weitere kleine Aufgaben, die angefallen sind. Immer wieder gab es für uns Praktikanten auch unter der Woche oder am Wochenende Veranstaltungen, bei denen unsere Hilfe benötigt wurde, wie zum Beispiel das Treffen der Generalvikare aus Deutschland, Österreich und der Schweiz oder die Semestereröffnungsfeier.
Geprägt und gestärkt durch die katholische Kirche in Schweden
Besonders wichtig war es mir, die katholische Kirche Schwedens als „kleine“ Diasporakirche kennenzulernen. Ebenso wie in Deutschland besuchte ich den Sonntagsgottesdienst und lernte schnell die schwedischen Gebete auswendig. Die Bereitschaft und die Begeisterung der Menschen hier im Norden für ihren Glauben beeindruckte mich sehr. Sie ist mitreißend und so entschied ich mich nicht nur für den wöchentlichen Sonntagsgottesdienst, sondern besuchte auch Gottesdienste unter der Woche nach der Arbeit.
Wenn ich es zeitlich vereinbaren konnte, nahm ich gemeinsam mit meinen Mitpraktikanten auch an den wöchentlichen Treffen der katholischen Studentengemeinde teil, welche sich aus Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern der Erde zusammensetzte. Die Gruppe bestand zum Großteil aus Studenten, welche meist nur für ein Jahr aus Brasilien, Paraguay, Peru, Bolivien, Amerika, Spanien, Italien, Slowenien, Tschechien, Ukraine oder Indien nach Schweden gekommen waren. Gemeinsam haben wir gebetet, gesungen und uns über die jeweiligen Kulturen ausgetauscht.
Ein großes Highlight war für mich natürlich neben dem Taizé-Treffen in Riga/Lettland zum Jahreswechsel auch der Papstbesuch in Malmö.
Nach 4 Wochen wieder zurück in Schweden
Nach Beendigung meines Praktikums am 30. Mai wurde meine Hilfe noch einmal benötigt. Bei der Almedal-Woche, der wichtigsten politischen Veranstaltung Schwedens mit zahlreichen Seminaren, Diskussionen und Vorträgen auf der Insel Gotland, unterstützte und repräsentierte ich gemeinsam mit einer Mitpraktikantin Matea Renic das Newman-Institut. Wir waren unter anderem für die Verpflegung während der Veranstaltung verantwortlich und konnten in diesem Rahmen auch den neu ernannten schwedischen Kardinal Anders Arborelius begleiten, welcher uns einen Tag lang für eine Podiumsdiskussion und eine Heilige Messe besuchte.
Zum Ende dieses kleinen Rückblickes möchte ich gerne allen Menschen danken, die mir dieses Jahr ermöglicht haben, die mich begleitet haben und die ich kennenlernen durfte. Es war eine wunderbare Zeit in meinem Leben, mit Erfahrungen und Menschen, die ich nicht mehr missen möchte. Tack så jätte mycket och vi ses!