Fünf Tage sind nun seit dem Terroranschlag in Stockholm vergangen. Als uns in Uppsala am Freitagnachmittag die Nachricht ereilte, waren wir natürlich alle geschockt und wir hatten ein ganz mulmiges Gefühl. Irgendwie hatten wir alle immer gedacht „So etwas passiert doch nicht in Schweden!“ und nun geschieht es nur 70 km von uns entfernt.
Mit viel Glück war niemand von uns oder unserer Bekannten zur Tatzeit in der Stockholmer Innenstadt und dafür sind wir mehr als dankbar!
Heute war ich zum ersten Mal nach dem Anschlag in Stockholm und war sehr gespannt, wie und ob sich die Stadt durch die Geschehnisse verändert hat. Man hat hier das Gefühl, dass die Schweden
ziemlich gelassen damit umgehen und von Panik ist hier nichts zu spüren.
Vielleicht liegt das auch an den Polizisten, die nun überall zu sehen sind. Selbst in Uppsala wird man in der ganzen Stadt von freundlichen Polizisten gegrüßt und man hat das Gefühl in der ganzen Stadt gut bewacht zu sein. Ein ähnliches, aber noch viel stärkeres Bild zeigt sich in Stockholm. Kaum steigt man aus dem Zug aus trifft man auf den ersten Polizisten und gefühlt alle fünf Meter ist ein Polizist oder Sicherheitsmann stationiert. Sie wollen den Schweden ein Gefühl von Sicherheit geben und dafür wird ihnen von den Schweden sehr viel Dank entgegen gebracht. Ich konnte heute beobachten, wie Leute Blumen an Polizisten am Warenhaus Åhléns City überreichten oder auf den zahlreichen Polizeiautos ablegten. Das war sehr interessant zu sehen, denn das habe ich in Deutschland noch nie erlebt.
Auf meinem Weg nach S:ta Eugenia kam ich heute natürlich auch am Tatort, der Drottninggatan, Åhléns City und dem Sergels Torg vorbei. Das Blumenmeer dort überwältigte mich dort genauso, wie das veränderte Bild an diesen sonst so belebten Orten. Normalerweise blickt man auf der Shoppingstrasse Drottninggatan in viele fröhliche oder gestresste Gesichter und es ist immer trubelig. Nun ist dieser Ort wie ausgewechselt: die Leute hetzen nicht mehr die Straße entlang, sondern schlendern sie nachdenklich und traurig entlang und bleiben immer wieder stehen. An den Stellen, an denen die vier Opfer ums Leben gekommen sind, versammeln sich Grüppchen, die Blumen niederlegen und eine Weile in Stille der Opfer gedenken. Es ist ein seltsames Gefühl über die Drottninggatan zu laufen, aber gleichzeitig auch schön zu sehen, wie die sonst so geschäftige Hauptstadt still ist und wie die Menschen dort ein Gefühl von Gemeinschaft ausdrücken. Auf einer Holzwand, die nun das zerstörte Schaufenster des Åhléns ersetzt, haben viele Besucher Botschaften auf bunten Zetteln hinterlassen. Hier tauchen immer wieder zwei Begriffe auf „Kärlek“ (Liebe) und „Tillsammans“ (zusammen). Wie ich finde zwei Wörter, die das Gefühl in Stockholm nach dem Terroranschlag ziemlich gut ausdrücken.
Neue Gesichter in S:ta Eugenia
Neben Stockholms neuen Gesicht durfte ich aber heute auch zwei neue Gesichter in der Gemeinde S:ta Eugenia kennenlernen: Peter Eggertz und Hélène-Dominique Lindroth. Die beiden leiten die katholische Buchhandlung, die in S:ta Eugenia angesiedelt ist. Vor S:ta Eugenia erwartete mich übrigens ein weiteres Blumenmeer: die Kirschbäume auf dem Kungsträdgården blühen wie in jeden Jahr und färben den gesamten Platz wunderschön rosa!
Die katholische Buchhandlung hat immer viel zu tun und würde sich sehr über die Hilfe eines Bonifatiuswerk-Praktikanten freuen. Die Praktikanten erwarten dort abwechslungsreiche Aufgaben in einem sehr netten Team. Hier lernen sie nicht nur etwas über Literatur, sondern auch viel über die Gemeindearbeit in S:ta Eugenia und die Arbeit im Bistum Stockholm. Ich bin gespannt, ob wir ab Herbst dort einen Praktikanten haben. Es würde mich sehr freuen!
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