Ricarda Clasen hat zweieinhalb Monate am Newmaninstitut verbracht
Die Zeit zwischen meinem vierten und fünften Semester des Studiums der Erziehungswissenschaft und Lehr-/Lern- und Trainingspsychologie habe ich am Newmaninstitut in Uppsala verbracht. Aus Neugierde und Abenteuerlust hat es mich in den Norden gezogen, nach Schweden. Ich habe viele neue Dinge über die Schweden,
die schwedische Kultur, die katholische Kirche in Schweden, über mich und das Leben erfahren dürfen.
Zum Anfang meines Praktikums hat Pater Philip, der Leiter des Newmaninstituts, zu mir gesagt, dass es für Ihn unterschiedliche Schwedentypen gibt. Mich konnte er
wahrscheinlich sehr schnell zuordnen. Ich gehöre zu den Astrid-Lindgren-Liebhabern und den Natur-Faszinierten. Schon als Kind habe ich viele Wochen im Sommer in Schweden verbracht. In
diesem Land habe ich mich auf Anhieb wohlgefühlt und vieles ist mir sehr vertraut geworden.
Zweieinhalb Monate durfte ich am Newmaninstitut in Uppsala verbringen. In verschiedenen Einsatzstellen war ich tätig. Ich habe im Erikshjälpen gearbeitet, einem Second Hand Laden, welcher es sich zum Ziel gesetzt hat, mit seinem Umsatz soziale Projekte zu unterstützen, wie zum Beispiel Schulen in Afrika. Der Laden ist daher auf freiwillige Helfer angewiesen und so habe ich mit vielen Freiwilligen, meist Studenten und Schüler, aus unterschiedlichsten Ländern zusammengearbeitet.
Zu meinen Aufgaben zählte das Sortieren der gebrachten Ware, das Spülen des Geschirrs, das Einsortieren der neuen Ware in die Auslage im Verkaufsraum, die Dekoration des Ladens, die Arbeit im Café sowie das Kassieren. Die Kunden, die den Laden besuchen sind sehr unterschiedlich. Es kommen StudentInnen, SchülerInnen, Kinder, Eltern, UrlauberInnen, Alleinstehende, RentnerInnen, Obdachlose, ProfessorInnen und viele Weitere.
Oft habe ich Dinge rausgestellt, bei denen ich dachte „Die kauft bestimmt niemand.“ Ich wurde eines besseren belehrt. Es gibt immer jemanden, der damit etwas anfangen kann. Die Schweden haben
ihre Second-hand Läden und Flohmärkte (Loppis) wirklich perfektioniert. Viele Gegenstände, die noch brauchbar sind, werden nicht wie oft in Deutschland einfach weggeschmissen, sondern zu
Second-hand Läden gebracht oder auf dem Loppis verkauft.
So bekommen andere die Chance, von diesen Sachen zu profitieren. Ein Kreislauf entsteht. Geht etwas kaputt und kann nicht repariert werden, so wird es am Ende zur Mülltrennung gebracht und kann
recycelt werden. Von der schwedischen Second-hand Kultur und Mülltrennung können wir Deutschen noch so einiges Lernen.
Meine weitere Einsatzstelle war das Pastoralcentrum Johannes Paulus in Stockholm. Hier habe ich die Katholische Pädagogische Abteilung (KPN) bei ihrer Arbeit für die katholische Kirche Schwedens unterstützt. Da es in Schweden keinen Religionsunterricht in den Schulen gibt, hat die KPN sehr viel Unterrichtsmaterial erarbeitet und viele Bücher zu unterschiedlichen Themen und Lebensereignissen, wie Taufe, Kommunion, Firmung und Hochzeit herausgegeben. Diese können die Gemeinden in Schweden für ihren Katechetenunterricht bestellen. So gehörte das Zusammenpacken und Verschicken der Bestellungen zu einer meiner Aufgaben. Ansonsten habe ich ein Unterrichtsheft zum Thema Sakramente überarbeitet und neu designend, sowie ein bald erscheinendes Buch Korrektur gelesen. Ich habe bei den Vorbereitungen und bei der Umsetzung des Franciskusdagen mitgewirkt, eine Veranstaltung für Kinder zum Heiligen Franciskus. Diese fand im Kungsträdgården in Stockholm statt. Es war ein lustiger Tag mit vielen Kindern, einer Messe mit dem schwedischen Bischof Anders, einer Haustiersegnung, Ponyreiten, Kinderschminken und Vielem mehr.
Mein dritter Arbeitsplatz war das Newmaninstitut. Hier hatte ich außer dem Blumengießen, keine regelmäßige Aufgabe zu erledigen. Doch immer wieder waren Veranstaltungen zu organisieren, bei denen wir Praktikanten tatkräftig mitgeholfen haben, wie zum Beispiel der Semestereröffnungsfeier, verschiedenen Gastvorlesungen, der Verschönerung des Sommerhauses „Marieudd“ oder unserer Deutschlandfahrt.
Wie habe ich die katholische Kirche Schwedens während meines Praktikums erlebt?
Die katholische Kirche ist experimentierfreudig, offen, einfach, international, neugierig, lebendig und sehr verbindend. Nach Pater Philips Beschreibung ist die katholische Kirche in Schweden wie
Knäckebrot mit Butter, mehr brauchen die Schweden nicht. Sie können mit einfachsten Dingen tolle Gottesdienste auf die Beine stellen. Viele Gottesdienste werden in anderen Sprachen gehalten, da
die katholische Bevölkerung sich aus vielen verschiedenen Ethnien zusammensetzt. Sie ist durch Konversion und Migration geprägt und man merkt, dass es wächst.
Fragt man mich nach den zweieinhalb Monaten Schweden, ob ich lehrreiche Erfahrungen gemacht habe, ob dieses Praktikum mein Leben bereichert hat und ob ich Schweden vermisse, so lautet meine
Antwort: „Javisst“. Ich habe neue Freundschaften geknüpft, wertvolle Erfahrungen gesammelt, habe viel für mein Leben gelernt, viel Neues über Kultur und Menschen erfahren und ich habe eine zweite
Heimat gefunden.
Hej då Sverige! Vi ses snart!
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