Ludwig Motz blickt auf seine Zeit in Bergen zurück
Jetzt ist es ein Jahr her, dass ich Anfang September 2015 zu meiner Praktikumsstelle im Kloster der Augustiner- Chorherren in Bergen aufgebrochen bin. Meine Reise begann in Berlin, wo ich bei herrlichem Sonnenschein und über 30°C losgeflogen bin. Als ich dann in Bergen bei gefühlten 10°C und strömendem Regen ankam, war das für mich erstmal ein kleiner, klimatischer Schock. Vom Flughafen in Bergen holte mich mein Mentor Pater Lukas ab und gemeinsam fuhren wir zum Kloster der Augustiner-Chorherren im Zentrum von Bergen, wo ich die nächsten zehn Monate verbrachte.
Die meiste Zeit war ich am dortigen katholischen Gymnasium tätig, wo ich Lukas, der gleichzeitig Schulseelsorger ist, bei den verschiedensten Arbeiten half. Zu meinem Aufgabenbereich gehörten Bürotätigkeiten wie das Erstellen von Briefen, Plakaten, Kalendern, Programmen und Listen. Ab und zu durfte ich auch, wenn Lukas abwesend war, seine Deutschklasse unterrichten. Außerdem war ich dafür verantwortlich in der Sakristei der angrenzenden Schulkapelle für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen. Ich bereitete die Messen vor und ministrierte bei den wöchentlichen Schulgottesdiensten. Darüber hinaus war ich der Haushälterin beim Einkaufen, Kochen oder beim Sauberhalten des Klosters behilflich.
Schnell lernte ich das norwegische Gemeindeleben kennen, das im Vergleich zu dem von mir gewohnten viel lebendiger und internationaler ist. Das wird daran deutlich, dass es mittlerweile sieben Sonntagsmessen gibt, die außer auf Norwegisch auch noch auf Polnisch, Vietnamesisch, Tamil, Englisch, Spanisch und Französisch gehalten werden. Eine schöne Tradition ist auch das Kirchencafé, ein gemütliches Treffen, das jede nationale Gruppe nach der Messe organisiert.
Die Grundlagen der norwegischen Sprache lernte ich bereits vor meinem Praktikum durch einen Sprachkurs im Internet kennen. Diese konnte ich dann jeden Dienstag und Donnerstag bei einem Norwegischkurs an der „Folkenuniversitet“ in Bergen vertiefen. So war ich auch in der Lage meine anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten relativ schnell zu überwinden.
Meine Freizeit in Norwegen verbrachte ich häufig mit der katholischen Studentengruppe „Fides“, die viele interessante Ausflüge unternahm oder Veranstaltungen organisierte. So waren wir einige Tage in Danzig, besichtigten die Stadt, lernten die Gemeinde kennen und feierten zusammen Gottesdienst. Im Februar verbrachten wir ein Skiwochenende in Voss, einer Kleinstadt eineinhalb Autostunden nördlich von Bergen, wo ich die wunderschönen Landschaften Norwegens im Winter bestaunen konnte.
Außerdem nahm ich oft an den regelmäßigen Treffen der Studentengruppe teil, bei denen viele Freundschaften entstanden sind, die auch noch nach meiner Zeit in Norwegen weiterhin bestehen. Ein Freund aus dieser Gruppe war es auch, der mich dazu überredete als Leiter mit an einem Sommerlager für Jugendliche teilzunehmen. Also reiste ich Mitte Juli, drei Wochen nach dem eigentlichen Ende meines Praktikums, noch einmal nach Oslo, wo mich das restliche Leiterteam schon erwartete. Gemeinsam fuhren wir nach Mariaholm, ein landschaftlich herrlicher Ort mit viel Wald, Wiese, einer eigenen Kapelle, einem Fußball- und einem Volleyballplatz und sogar einem See mit eigener Bootsanlegestelle. Meine Tätigkeit dort bestand vor allem darin, in der Küche mitzuhelfen. Eine weitere schöne Erfahrung war, dass wir zusammen mit einigen der insgesamt 30 Teilnehmer Brot backen konnten.
Im Herbst letzten Jahres flog ich zusammen mit Lukas und einigen Ministranten der Pfarrei nach Klosterneuburg in Österreich, um dort an der Ministrantenwallfahrt am Leopoldstag teilzunehmen. Der
heilige Leopold hat für Klosterneuburg und Österreich eine große Bedeutung, da er zum einen der Gründer des Stifts, aber auch der Patron des Landes ist.
So feierten wir gemeinsam den Gottesdienst und hatten hinterher noch viel Spaß beim traditionellen „Fasslrutschen“ auf dem Jahrmarkt.
Die schönsten Momente in Norwegen waren für mich die vielen Wanderungen auf die Hausberge von Bergen, von denen die Stadt ihren Namen hat. Die Aussichten der Gipfel von Ulriken, Fløyen, Løvstaken und Co., von denen man einen herrlichen Blick über die Stadt, das Fjord, das Meer und die umliegenden Inseln hat, werde ich wohl noch lange in Erinnerung behalten.
Am Ende meines Praktikums bot sich mir die Gelegenheit noch einige Tage in Uppsala, in Schweden zu verbringen. So konnte ich auch das Newmaninstitut kennenlernen, an dem zu dieser Zeit noch vier weitere Praktikanten tätig waren, die mir die Stadt zeigten und mich auch in den Secondhandshop Erikshjälpen mitnahmen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass es eine gute Entscheidung war nach Norwegen zu gehen. Die Zeit im Ausland hat sich auf jeden Fall gelohnt, um eine neue Stadt, eine neue Kultur und eine ganz
andere Mentalität kennenzulernen.
In Norwegen hatte ich eine unvergessliche Zeit mit vielen guten Momenten und Eindrücken, die ich nicht mehr missen möchte und es wird sicherlich nicht mein letzter Aufenthalt in Norwegen gewesen
sein.
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Fockenfelder (Freitag, 28 Oktober 2016 20:45)
Fantastischer Bericht! Macht Lust auf mehr.