Carolin Gaida berichtet, was sie in drei Monaten in Uppsala erlebt hat
Das zweite Quartal dieses Jahres habe ich in Schweden, in Uppsala, verbracht. Die drei Monate im Norden bedeuteten für mich
eine Auszeit vom Alltag in Deutschland, viele wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse. Ich lernte viele neue liebe und interessante Menschen kennen und genoss die wunderschöne Natur
Schwedens.
Das Praktikum absolvierte ich zum einen im Secondhandladen Erikshjälpen. Hier arbeitete ich in nahezu allen Abteilungen. Zu Beginn des Praktikums war ich zusammen mit Sarah
hauptsächlich in der Kinderwarenabteilung eingesetzt. Im Lager sortierten wir Kuscheltiere, Puzzle, Puppen, Spielzeugautos usw. Vor den Verkaufstagen putzen wir die Regale und befüllten diese mit
den gebrauchten aber noch gut erhaltenen Spielsachen. Dabei verfolgten wir das Konzept von Erikshjälpen der ästhetischen Warenpräsentation. Zum einen bemühten wir uns durch Ordnung dem Käufer ein
gutes Kauferlebnis zu ermöglichen zum anderen versuchten wir schöne Arrangements zu schaffen. An den Verkaufstagen arbeitete ich oft im Café oder an der Kasse. In dieser Beschäftigung hatte ich
unmittelbaren Kundenkontakt, dass die Arbeit interessant machte, trotz der kleinen und großen Sprachbarrieren. Ferner sortierte ich in der Textilabteilung Gardinen, Stoffreste, Handtücher oder
Tischdecken. In der Haushaltsabteilung landete viel Geschirr, Vasen und Kerzenständer, die vor dem Verkauf alle gewaschen wurden.
Auch durfte ich im Truck von Erikshjälpen mitfahren. Mit den Fahrern Daniel und Alf lieferten wir Möbelstücke zu Kunden oder holten Dinge aus privaten Haushalten ab. Manchmal handelte es sich nach bspw. dem Tod einer Person um den gesamten Hausrat, öfter jedoch gaben die Menschen ein oder zwei Möbelstücke ab. Auch wenn es körperlich anstrengend war, die zumeist schweren Dinge zu transportieren, war es immer spannend zu sehen wie die Schweden leben.
Darüber hinaus hat mich die Vielfalt der vielen Mitarbeiter bei Erikshjälpen bereichert. Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen und Fähigkeiten arbeiten hier zusammen. Viele von Ihnen
sind auf dem Arbeitsmarkt eher schwer vermittelbar. Das kann verschiedene Gründe haben, manche haben eine physische oder psychische Behinderung, andere mussten aufgrund von langer Krankheit aus
ihrem vorherigen Berufsleben aussteigen. Dann gibt es die Gruppe der Volontäre, die sich durch die ehrenamtliche Hilfe bei Erikshjälpen sozial engagieren. Besonders auffallend ist die
Harmonie, die trotz der starken Diversität unter den Kollegen herrscht.
Der Hauptteil der Mitarbeiter gehört nicht dem christlichen Glauben an, der Anteil der praktizierenden Katholiken ist noch geringer. Dennoch war mein Glaube ein häufiges Thema in Gesprächen, die
Menschen waren daran interessiert zu erfahren was es bedeutet katholisch zu sein. Dabei kamen Fragen auf, wie eigentlich Beten geht oder warum ich nicht zwangsläufig in einen Orden eintreten
muss, um Katholikin zu sein. Ich bemühte mich gute und verständliche Antworten zu geben.
Zwei Tage in der Woche hospitierte ich an der christlichen Mittelschule Katarinaskola. Das Kollegium hat mich sehr herzlich aufgenommen und war sehr bemüht, mir einen Einblick in das Leben und Lernen an der Schule zu ermöglichen. Hauptsächlich war ich im Deutschunterricht von Maria Frisch miteinbezogen. Zudem habe ich bei einigen Mathematik-Stunden zugeschaut und durfte die Fächer Haushaltsunterricht und Holzwerken kennenlernen.
In der gesamten Schule herrscht eine auffallend freundliche und achtsame Atmosphäre. Das Verhältnis zwischen den Schülern und den Lehrern ist weniger von Autorität geprägt, sondern vielmehr
freundschaftlich und vertrauensvoll. Direkte negative Kritik erhalten die Lernenden nur sehr selten, der Fokus liegt vornehmlich auf dem Lob und der Hervorhebung der Stärken.
In Schweden ist das Konzept der Nachhilfe nicht üblich. Wöchentlich haben die Schüler in insgesamt drei sogenannten Varia-Stunden die Möglichkeit in den Fächern ihrer Wahl gemeinsam mit dem
jeweiligen Lehrer fehlende Inhalte nachzuarbeiten oder über den eigentlichen Unterricht hinaus gefördert zu werden.
Außer des gemeinsamen Vater Unser war die christliche Trägerschaft nicht präsent im Schulalltag. Nichts desto trotz wurde eine intensive Nächstenliebe gelebt. Sowohl Schüler als auch Lehrer
behandelten sich gegenseitig äußerst respektvoll, achtsam und unterstützend.
Insgesamt blicke ich auf wunderschöne drei Monate in Schweden zurück, die ich nicht missen möchte. Ich bin dankbar für diese Chance, die mir vom Bonifatiuswerk und dem Newman Institut gegeben wurde. Danke.
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