Nach dreieinhalb Monaten in Vadstena kehrt Judith Höchstötter nach Deutschland zurück
Als sich mir für die Zeit nach dem Abitur die Möglichkeit zu einem Praktikum beim Bonifatiuswerk ergab, fiel meine Wahl eher zufällig auf Schweden. Noch nie vorher war ich in einem
skandinavischen Land gewesen, Schweden reizte mich besonders: zahlreiche Seen, unendliche Wälder, niedliche rote Häuser, Elche und Design im Übermaß… Natürlich basierte meine Vorstellung von
Schweden auf Klischees, jahrelang beeinflusst von Astrid Lindgrens herrlichen Geschichten und deren Verfilmungen, dem Blättern im Ikea-Katalog und diversen Reiseführern.
Und doch: Als ich mich mit meinen Eltern ein paar Tage vor Praktikumsbeginn auf den Weg nach Schweden machte, um dort noch ein paar Tage gemeinsamen Urlaub zu verbringen , sah
unser erster Eindruck wie folgt aus: Voller Vorfreude und Neugier auf das unbekannte Land am Flughafen Arlanda gelandet, sollten wir unsere ersten Stunden in Schweden damit verbringen auf einer
menschenleeren Autobahn durch unendlich scheinende Wälder gen unseres (natürlich roten) Ferienhauses zu fahren. Der Urlaub verflog schnell und mein erster Praktikumstag stand bevor. Ein wenig
aufgeregt und sehr neugierig, was mich die nächsten Monate erwarten würde, kam ich in Vadstena an und staunte über den
kleinen, aber wunderschönen Ort. Direkt am Ufer des, an ein Meer erinnernden, Vätternsees gelegen, tummelten sich wie im Märchen zahlreiche kleine bunte Häuser, die Gassen waren mit Kopfsteinen
gepflastert…
Im Gästehaus der Birgittaschwestern, wo ich die nächsten Monate leben und arbeiten sollte, fühlte ich mich schnell wohl und lernte meine Aufgaben kennen. Das Gästehaus bietet z.B. Besinnungswochenenden an, es übernachten Pilgergruppen aus verschiedenen Ländern, aber auch für erholungssuchende Privatpersonen oder Familien, steht das Haus jederzeit offen. Gemeinsam mit den anderen Praktikantinnen übernahm ich verschiedene im Gästehaus anfallende Aufgaben, wie das Vorbereiten des Frühstücks und Abendessens für die Gäste, den Abwasch nach den Mahlzeiten, Staubsaugen, Toilettenputzen, das Herrichten von Zimmern oder den wöchentlichen Kirchenputz...
Ansonsten packten wir immer dort an, wo spontan etwas zu erledigen war. Manchmal durfte ich kleinere Einkäufe erledigen, meine Kreativität in der Küche ausleben, ein Mittagessen zubereiten oder Brot und Kuchen backen. „Jetzt machen wir fika“. Gerne erinnere ich mich an die tägliche Kaffeepause zurück, zu der sich im Gästehaus alle Praktikanten mit Sr. Monika und Kerstin trafen, um über anstehende Arbeiten, aber auch alles Mögliche andere zu sprechen. Diese Kaffeepause ist in Schweden sehr beliebt und ich habe sie zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten erlebt.
Neben meiner Arbeit im Gästehaus, hatte ich auch immer die Möglichkeit einen Einblick in den Alltag der Birgittaschwestern zu bekommen und an den täglichen Gebeten und Gottesdiensten teilzunehmen. Die Kirche in Schweden machte auf mich einen sehr modernen und weltoffenen Eindruck. Ich fand es sehr schön wie die Birgittaschwestern auf alle Gemeindemitglieder offen und herzlich zugingen. Faszinierend war für mich die Tatsache, dass die Gemeinde in Vadstena sehr international ist und neben wenigen Schweden aus Syrern, Dänen, Norwegern, Italienern, Polen, Deutschen und Afrikanern bestand und dennoch oder gerade deswegen einen großen Zusammenhalt ausstrahlt.
Besonders gut spürbar war dies beim wöchentlichen Kirchenkaffee im Gästehaus nach dem Sonntagsgottesdienst. Zu diesem Anlass boten wir Praktikanten Kaffee und meist selbstgebackenen Kuchen an und die Gemeindemitglieder konnten in zwangloser Atmosphäre ein wenig miteinander plaudern, friedlich gemeinsam eine gute Zeit verbringen.
In meiner Freizeit konnte ich die traumhafte schwedische Landschaft bei Spaziergängen und Fahrradtouren entlang des Seeufers genießen. Mit den beiden anderen Praktikantinnen Lena und Britta war ich ein vielgesehener Gast im örtlichen Fitnessstudio - diese Art des Freizeitvertreibs scheint in Schweden sehr populär. Außerdem bin ich mit Lena dem Kirchenchor der Svenska Kyrka (evangelische Kirchengemeinde von Vadstena) beigetreten und wir durften an einigen Konzerten mitwirken.
Oft bot sich mir spontan auch die Gelegenheit kleinere Ausflüge in die Umgebung zu machen und so das Land besser kennenzulernen - wie etwa ein Picknick im Sonnenuntergang auf dem Omberg, ein Ausflug zur Klosterruine Alvastra, nach Gamla Linköping oder auch zu Ikea. Besonders in Erinnerung werden mir sicherlich kleine Erkundungstouren nach Stockholm und in die Hauptstadt des Nachbarlands Norwegen, Oslo, bleiben.
Ein Elch ist mir während meiner Zeit in Schweden nicht über den Weg gelaufen - dafür durfte ich vielen netten und interessanten Menschen begegnen. Ich möchte mich bei allen für die schöne Zeit
bedanken, besonders bei den Birgittaschwestern und allen Bewohnern und Mitarbeitern des Gästehauses für ihre Gastfreundschaft und Herzlichkeit! Ebenso gilt mein Dank dem Bonifatiuswerk, welches
mir dieses einmalige Praktikum ermöglicht hat!
Ich möchte die Zeit in Schweden nicht missen, mir wären sicherlich zahlreiche wertvolle Erfahrungen, lustige Erlebnisse und ein großes Stück Selbständigkeit verwehrt geblieben!
SVERIGE, JAG KOMMER TILLBAKA!
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Anna Nick (Donnerstag, 21 Januar 2016 11:37)
Ein sehr schöner Artikel, liebe Judith! Es war mir eine Freude dich hier in Schweden nicht nur einmal zu treffen. Jag hoppas också att du ska komma tillbaka snart ;-)
Sr Maria Katharina (Donnerstag, 17 März 2016 11:03)
Liebe Judith, wenn DAS keine Reklame für Schweden und Vadstena ist, dann weiss ich auch nicht... Danke für deine Einsätze hier, die geplanten und die spontanen ;-) und välkommen tillbaka wann auch immer! Liebe Grüsse von uns allen!!!