In der Vorbereitungszeit auf unser Praktikum in Lettland, begannen wir einmal wöchentlich lettisch zu lernen. Unterstützend durch unser Seminar „Internationale Soziale Arbeit“ an der Katholischen Hochschule und das Praktikantenseminar des Bonifatiuswerkes bekamen wir Hilfen, beispielsweise interkulturelles Training, um zu erfahren, was uns erwarten wird und welche Problematiken auftreten könnten.
Am 31. Juli 2015 flogen wir nach Riga. Dort wurden wir herzlich von unseren Anleitern Matthias Hein und Schwester Hannah in Empfang genommen. Wir starteten unser Praktikum mit einem 280km langen Pilgerweg von Riga nach Aglona. Zitat von einem Mädchen auf der Wallfahrt: „Das Pilgern hilft mir, über mein Leben und wohin dieses verlaufen soll nachzudenken. Außerdem kann ich Gott nahe sein und es stärkt meine Beziehung zu ihm.“ In Aglona wird am 15. August Mariä Himmelfahrt gefeiert.
Am Tag zuvor wird mit vielen tausenden Menschen gemeinsam der Kreuzweg gebetet und anschließend in der Krypta, mit vielen jungen Menschen, die ganze Nacht katholische Lieder gesungen. Die ersten
Tage des Pilgerwegs waren eine sehr große Herausforderung für uns und die Anstrengungen gingen auch nicht spurlos an uns vorbei.
Nach einigen Tagen, die wir zur Regeneration benötigten, ging es dann mit unserer eigentlichen Arbeit los.
Unsere erste Einrichtung war das Kloster, wir arbeiteten dort in der Kleiderkammer und in der Sonntagsschule. In der Kleiderkammer gehörte Kleidung auffüllen, diese ordnen und Personen bei der Suche bestimmter Kleidung zu helfen, zu unseren Aufgaben. In der Sonntagsschule leiteten wir die Kinder bei verschiedenen Aufgaben und Aktivitäten an und halfen bei der Durchführung.
Darüber hinaus arbeiteten wir in dem Familienhaus „gimenes maja“ und im Roten Kreuz Krisenzentrum. Das „gimenes maja“ eröffnete erst im April 2015. Die Mitarbeiter der Einrichtung dort sind sehr
engagiert und bieten Veranstaltungen für Pflege- und Adoptionsfamilien an. In dem Krisenzentrum leben bis zu 19 Familien, die an ihren Beziehungen und Strukturen innerhalb der Familien und den
Fähigkeiten der eigenen Person arbeiten.
Viele von ihnen haben schwerwiegende Probleme und es ist ihre letzte Chance Veränderungen zu schaffen, bevor ihnen die Kinder weggenommen werden müssen. Die Psychologen, Sozialarbeiter und weiteren Angestellten sind sehr bemüht und bieten interessante Projekte und Hilfen. Sowohl im Familienhaus, als auch im Krisenzentrum betreuten wir die Kinder, während die Eltern an ihren jeweiligen Seminaren und Sitzungen teilnahmen.
Die gemeinsame Zeit nutzen wir, um in unserer Freizeit die unterschiedlichen und sehr beeindruckenden Sehenswürdigkeiten von Riga zu erkunden. Besonders gut gefallen haben uns das Okkupationsmuseum, die Aussichtsplattform auf der Akademie der Wissenschaften, die Kajak-Tour bei Nacht, die schönen Kirchen, sowie die Altstadt. Mitte September, nach circa sechs gemeinsamen Wochen, trennten sich unsere Wege.
Catharina: Die Arbeit im Krisenzentrum war für mich sehr spannend. Des Weiteren arbeitete ich im Familienhaus „gimenes maja“. Am katholischen Gymnasium Riga führte ich mein
Studienprojekt zum Thema „Förderung der ethischen Werte in der Jugendarbeit“ durch. Die Leiterin und Lehrer haben mich sehr herzlich aufgenommen und es war fantastisch mit der Begeisterung und
dem Interesse der Jugendlichen das Projekt zu vollziehen.
Mitte Oktober kam Laura zurück nach Riga und ich ging nach Livberze. Mit einer Pädagogin besuchte ich Personen und Familien, die unter schlechten ökonomischen Bedingungen leben. Am Wochenende war
ich auf einem Bauernhof in der Nähe von Livberze. Auf dem Hof gibt es Ziegen, Pferde, Katzen und einen Hund. Die Lebensmittel, welche für die Mahlzeiten verwendet werden, sind fast ausschließlich
aus eigener Herstellung. Als großes Privileg empfinde ich die Möglichkeit einen neuen Einblick in das Leben eines Letten, in diesem Fall das Landleben, in einer anderen Kultur erleben zu
dürfen.
Ein ganz besonderes Highlight in dieser Zeit war für mich das Jugendcamp „Oasis“ mit dem Thema „Die 10. Gebote“. Die verschiedenen Lektionen waren wirklich beeindruckend. Darüber hinaus traf ich
viele Jugendliche von dem Pilgerweg, aus dem katholischen Gymnasium und von dem Jugendabend in Jelgava wieder.
Laura: Nach dem Pilgerweg und dem Start in Riga, trennten sich Mitte September die Wege von Catharina und mir. Ich begleitete vier Wochen lang eine Pädagogin auf dem Land (in Livberze, ein Ort von Jelgava) in ihrem Alltag. Der Tätigkeitsbereich bezog sich z.B. auf das Singen mit Alkoholabhängigen einer Rehabilitationseinrichtung, verschiedene Projekte mit Jugendlichen z.B. Jugendabende in Jelgava und verschiedene Arbeiten für den Bischof in Jelgava. Außerdem habe ich dreimal in der Woche in einem Sozialzentrum, in einem Nachbarort von Livberze, gearbeitet. Im Durchschnitt sechs bis acht Kinder, im Alter von 6-14 Jahren, kommen regelmäßig nachmittags in die Einrichtung. In dem Sozialzentrum habe ich mein Studienprojekt „Förderung des Gruppengefühls durch erlebnispädagogische und gruppendynamische Spiele“ durchgeführt. Die Kinder waren begeistert von den verschiedenen Übungen des Projektes und haben sich immer sehr darauf gefreut. Um eine bessere Nachhaltigkeit des Projektes zu erreichen, werden die Spiele und Übungen auch in Zukunft weiter durchgeführt.
Die Wochenenden habe ich in dieser Zeit auf einem kleinen Bauernhof verbracht, welcher dem Projektpartner der Pädagogin gehört. Es war sehr beeindruckend für mich, denn dort habe ich einen noch besseren Einblick in das Landleben bekommen z.B. Ziegen melken, Ziegenkäse selber machen und verschiedene Arbeiten auf dem Hof. Nach dieser tollen und spannenden Zeit auf dem Land, wechselten Catharina und ich die Orte, dass bedeutete, für mich ging es nach vier Wochen wieder zurück nach Riga. Dort habe ich dann die letzten drei Wochen wieder im Familienhaus „gimenes maja“, im Krisenzentrum in Riga, in der Kleiderkammer der Schwestern und in der Sonntagsschule gearbeitet.
Mir hat das Praktikum in Lettland sehr gut gefallen, besonders die Zeit auf dem Land mit den tollen und herzlichen Menschen, die ich dort kennen lernen durfte. Am meisten beeindruckt hat mich,
dass die Menschen auf dem Land so nett und gastfreundlich sind, obwohl sie selbst nicht viel zum Leben haben.
In der letzten Woche besichtigten wir noch gemeinsam die zweitgrößte (Daugavpils) und drittgrößte Stadt (Liepaja) Lettlands. In Daugavpils besuchten wir ein Mädchen, welches wir auf einem
Gebetsabend kennengelernt haben. Außerdem lernten wir neue Leute kennen, die uns die jeweiligen Städte und ihr Leben dort gezeigt haben.
Begeistert waren wir von dem Glaubensleben in Lettland. Wie der katholische Glaube in Lettland gelebt wird, haben wir in dieser Art noch nie zuvor erfahren. In den Messen spielte meist nur
sonntags eine Orgel, üblicher war es, dass eine Gitarre, ein Cajón, ein Keyboard und manchmal noch eine Geige, die Gesänge unterstützten. Dadurch waren die Messen sehr lebendig und ansprechend.
Die Predigten hatten immer einen Bezug zu aktuellen Themen, wodurch man jederzeit sehr gespannt den Worten der Priester lauschte.
Die Menschen in der Kirche waren nett und hilfsbereit. Die katholische Kirche in Lettland hat einen großen Zulauf, besonders von Kindern und Jugendlichen. Außerdem beeindruckten uns die jungen Priester mit ihrer offen Art und der Fähigkeit, gelassen und zentriert auf die junge Bevölkerung zuzugehen und den Glauben zu vermitteln. Durch ihre freundschaftliche Art, sind die Priester für die Gemeinde und deren Probleme erreichbar und werden dadurch, vor allem von den jüngeren Kirchenmitgliedern, gut angenommen.
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