Als wir am nächsten Morgen aufwachten, lag der Nebel tief im Tal und es wirkte so sonderbar, denn alles war in weiße Schleier gehüllt und erst nach einigen Stunden und als das Frühstück schon längst verstrichen war, verschwanden die weißen und nassen Wolken. Zurück blieb nur Blauer Himmel mit nur noch einigen wenigen Dunststreifen, die die Landschaft mal wieder wirken ließen wie in einem richtig guten Bilderbuch. Wunderschön.
Wir verließen die Herberge von Gumdal gegen zehn Uhr zusammen mit Hiromi, während Michele und Sarah schon früher gestartet waren.
Lange liefen wir über Straßen bis wir endlich wieder auf einen Waldweg stießen, der uns zurück in tolle Natur führte. Während wir aber die unglaublich vielfältige Fauna der norwegischen Wälder bestaunten, übersahen wir fast einen riesigen Ameisenhaufen, der mit bestimmt 1,50 Meter sicher größer war als jeder, den wir zuvor gesehen hatten. Die fleißigen Waldarbeiter hatten sogar mittelgroße Steine eingebaut, was wir für eine unglaubliche Leistung hielten. Schade, dass ich kein Foto gemacht habe.
Nur wenige Meter hinter jenem unfassbar großen Ameisenhaufen trafen wir auf eine kleine Lichtung, die sich durch eine Toilette auszeichnete, die mitten im Wald stand und vor allem mir wie gerufen kam. Leider war das Plumpsklo schon relativ alt und dementsprechend voll.
Aber auf einer Pilgerreise werden dir einige Dinge irgendwann einerlei und du gehst sogar auf eine Toilette der eben benannten Sorte. Neben dem rostroten Klohäuschen stand ein Tisch, an dem wir einige Zeit rasteten und Hiromi uns mit Schokolade beschenkte.
Als wir dann den schützenden Schatten der riesigen Fichten verließen, der uns schon den ganzen Tag in seinen kühlen Händen gehalten hatte, schlug die Sonne uns wieder auf die Köpfe und tatsächlich war dieselbe ohne Schutz wirklich unerträglich. Doch zu schön war die Landschaft, als dass man sich über Feuerteufels brennende Hand beklagen hätte können, und so beschritten wir überglücklich einen der schönsten Teile des Olavs Weges. Nach zwei Stunden auf dem Hochmoor betraten wir wieder den kühlen Wald und liefen bis zur Skaunkirche nur noch bergab unter schattigen Bäumen.
Als dann die Kirchturmspitze des eben benannten Gebäudes endlich hinter einem grünen Hügel zum Vorschein kam, fielen alle Lasten von uns ab, denn das Tagesziel war erreicht und als wir das Gemeindehaus der Kirche erreichten, wurden wir als erstes von Michele und Sarah begrüßt, die etwa eineinhalb Stunden vor uns angekommen waren und gerade beim Essen saßen. Es waren auch noch einige andere Pilger im Hause, worunter auch noch drei andere Deutsche waren, die echt nett waren und mit denen wir zusammen eine kleine Andacht in der Kirche planten, in der wir auch gemeinsam singen wollten.
Zuvor bauten Felicia, Felix und ich aber noch das Zelt im Garten vor der Herberge auf, die gleichzeitig auch noch Kindergarten war und in einem ruhigen Dorf lag. Das war Skaun nämlich wieder jeglicher Erwartungen, gleichwohl hatten wir es ja für eine große Stadt gehalten.
Am Abend gingen wir dann alle gemeinsam in die Kirche, sangen zusammen und beteten. Das war richtig klasse, denn wir hörten Lieder aus ganz verschiedenen Ländern. Deutschland, Italien, Norwegen und Japan. Dann legten wir uns schlafen, denn am nächsten Morgen würde es weiter gehen zu einem weiteren wirklich tollen Ort.
Die Nacht verbrachten ich und Felicia draußen, denn wir wollten uns den unfassbaren Sternhimmel anschauen, den ich noch nie in einer solchen Gewaltigkeit gesehen hatte. Zu diesem Zwecke hatten wir unsere Iso-Matten vor das Zelt gelegt und uns dann in unsere Schlafsäcke gekuschelt. Und wir wurden nicht enttäuscht. Das Sternenzelt war bombastisch.
Am nächsten morgen aßen wir heiße Waffeln, die Felicia gebacken hatte. Danach liefen wir gestärkt einen der letzten Teile unserer Reise. Allerdings allein, denn Hiromi war mit den beiden Italienern schon früher losgelaufen und hatte sich früh verabschiedet. Wir dagegen erlebten an jenem Tag ein unerwartetes Wiedersehen.
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