Tiziana hatte gewartet bis wir aufgestanden waren. Es war 8 Uhr in der Frühe und für sie war das echt spät. Nach einem guten Frühstück starteten wir dann alle gemeinsam. Ahrild, Niklas, Thomas,
Tiziana und zu guter Letzt auch noch wir drei. Nie hätten wir gedacht, dass wir mal eine so große Gruppe sein würden, obschon wir ja in der ersten Woche nicht einen anderen Pilger getroffen
hatten.
So kam es, dass wir mit sieben Leuten den Weg nach Dovre antraten und damit den Weg an den Rand des Dovrefjells. Die Wanderung dieses Tages war nicht schwer, aber wunderschön. Wir liefen durch
geheimnisvolle Wälder und sahen Orte, die jeglicher Vorstellungskraft trotzten, während unter uns der Lågen rauschte in seinem türkisen Ton.
Es machte Spaß mit so vielen zu laufen und so viele Dinge zu hören und zu erzählen. Schon schnell begannen wir auf Englisch zu denken und tatsächlich war einem in dieser Gesellschaft auch der
Regenguss egal, der uns wenig später einholte. Einige Stunden später, nach vielen Hügel und Bachüberquerungen, machten wir alle eine gemeinsame Mittagspause auf dem Campingplatz "Vollheim Camping
og Hytter". Das Problem war jedoch, dass wir drei kein Essen dabeihatten und so etwas teurer Kekse und Kartoffelsalat einkaufen mussten.
Tiziana, Thomas und Niklas verließen uns schon vor Dovre in einer Herberge, die sich Søre Engelshus nannte und echt gemütlich schien. Doch für uns ging es zusammen mit Ahrild weiter bis Dovre,
denn wir wollten schaffen, was wir uns vorgenommen hatten. Diesmal fiel der Abschied nicht so schwer, denn wir waren uns sicher, dass dies nicht die letzte Begegnung gewesen sein würde und so
verabschiedeten wir uns mit: „See you on the road!“ und verließen das kleine "Engelshaus".
Wir liefen nur noch eineinhalb Stunden bis nach Dovre, wo wir zu aller erst den Supermarkt besuchten, um etwas zu essen und zu trinken, denn wir waren fast gestorben vor Hunger. Nachdem wir
eingekauft hatten, kamen eine Frau und ein Mann auf uns zu und fragten uns auf Deutsch, ob wir die drei Pilger aus Potsdam seien. Wir bejahten dies und freuten uns schon darüber so bekannt zu
seien. Die beiden stellten sich als Kristine und Mathias vor und schnell war mit Begeisterung festgestellt, dass auch sie aus Potsdam waren. Sie erklärten uns, dass sie in Deutschland von uns
gehört hätten und tatsächlich nur wenige Tage nach unserem Start in Oslo in Hamar gestartet wären. Wir sprachen noch lange mit ihnen und beschlossen auch die Nacht gemeinsam auf dem Toftemo
Campingplatz zu verbringen, denn es war wieder spät geworden und wir wussten nicht, wo wir unser Zelt aufschlagen sollten. Deshalb gingen wir nur kurze Zeit später mit Ahrild in Richtung des
Campingplatzes, während wir unsere riesigen Einkaufstüten schleppten. Riesig, weil wir beschlossen hatten Wraps zu machen und zu diesem Zwecke übermäßig viele Zutaten gekauft
hatten.
Im Atrium der Campingplatz Rezeption hieß es dann Abschied nehmen, denn Ahrild konnte es sich zeitlich nicht leisten, nur 20 Kilometer an einem Tag zu laufen, schließlich musste er schon bald
wieder arbeiten. Der Abschied viel schwer, denn der Outdoortrainer war uns wirklich ans Herz gewachsen und wir wussten nicht, ob wir ihn noch einmal wieder sehen würden. So lagen wir uns lange in
den Armen und versprachen uns, uns in Trondheim noch einmal wieder zu sehen. So viel hatten wir von ihm gelernt und so viel gemeinsam erlebt, dass es mir wirklich schwer fiel ihn gehen zu lassen,
doch es bestand ja nach wie vor Hoffnung auf ein Wiedersehen.
Als Ahrild weg war, kümmerten wir uns um einen Platz für unser Zelt, doch weil es so unglaublich regnete, bot man uns an in einem der Gemeinschaftsräume zu bleiben und dort zu schlafen. Dankbar
nahmen wir das Angebot an und während wir unsere Sachen in einer richtigen Waschmaschine wuschen, bereiteten wir Wraps vor. Satt wie noch nie gingen wir ins Bett und während Felicia und Felix
schon lange schliefen, schrieb ich noch bis tief in die Nacht hinein für diesen Blog. Erst um vier Uhr legte auch ich mich schlafen und wir schliefen gut und fest, was nötig war, denn am nächsten
Tag stand der Aufstieg auf Dovrefjell an und der war eine echte Herausforderung.
Doch davon möchte ich ein andermal erzählen und mich bis dahin verabschieden.
Alles Liebe aus Norwegen, auch von Felicia und Felix,
Konrad
Kommentar schreiben
Gyburg (Samstag, 22 August 2015 13:36)
Lieber Konrad, lieber Felix, liebe Felicia,
Ihr seid ja u.a. gepilgert, um für den Dom zu sammeln. Könnt Ihr noch etwas über den Dom berichten - und ein paar Bilder posten? Ich bin doch neugierig, wofür Ihr über 600 km gelaufen seid.
Euch noch eine gesegnete Zeit!
Gyburg